Aying/Ottobrunn:"Eisenbahntechnische Mängel"

Aying/Ottobrunn: Die Strecke der S 7 ist bislang nur eingleisig. Die Bürgerinitiative kämpft für einen Ausbau.

Die Strecke der S 7 ist bislang nur eingleisig. Die Bürgerinitiative kämpft für einen Ausbau.

(Foto: Claus Schunk)

Bürgerinitiative S 7 Ost-plus kritisiert Idee für Zehn-Minuten-Takt bis Ottobrunn

Von Martin Mühlfenzl, Aying/Ottobrunn

Der Traum vom zweigleisigen Ausbau der S 7 zwischen Giesing und Kreuzstraße lebt weiter. Doch ausgerechnet die Einführung eines Zehn-Minuten-Taktes auf der noch eingleisigen Trasse könnte das Projekt, auf das so viele Pendler im südöstlichen Landkreis warten, in Gefahr bringen. Das zumindest fürchten die Vertreter der Initiative "S 7 Ost-plus", die einen Vorstoß der Münchner "S-Bahn-Initiative Qualität" hart kritisiert und deren Mitgliedern vorwirft, die Bemühungen für einen zweigleisigen Ausbau der Strecke zu hintertreiben und dem Freistaat, dem Landkreis und der Stadt München in den Rücken zu fallen.

Anfang Oktober hatte die Initiative Qualität, der die Aktion Münchner Fahrgäste, der Bund Naturschutz, die Umweltorganisation Green City und weitere angehören, Vorschläge unterbreitet, wie sich binnen drei Jahren im Münchner S-Bahnnetz deutliche Verbesserungen erreichen ließen. Für den Ost-Ast der S 7 schlugen die Initiatoren vor, in den Hauptverkehrszeiten morgens bei den stadtauswärts fahrenden Zügen am S-Bahnhof Ottobrunn den hinteren Zugteil abzuhängen. Dieser soll dann als eigenständiger Zug in die Stadt zurückfahren, um so einen Zehn-Minuten-Takt sicherzustellen. Nachmittags, so die Idee, soll dann ein Kurzzug als Zehn-Minuten-Taktverstärker bis nach Ottobrunn fahren, um dann auf den nach München fahrenden Zug zu warten, damit dieser auf ihn aufkuppeln kann. So die Idee der Initiatoren aus der Landeshauptstadt.

Nortrud Semmler aus Aying, der Ottobrunner Jürgen Stanke von der Initiative S 7 Ost-plus und der Münchner Verkehrsplaner Thomas Kantke bezeichnen diesen Vorschlag schlichtweg als "nicht fahrbar". Das Papier der Münchner Kollegen, das "offensichtlich ohne fachliche Expertise und ohne Abstimmung mit Fahrplanexperten erstellt wurde", so Semmler und Stanke, enthalte zudem "zahlreiche eisenbahntechnische Mängel". Kantke erklärt, dieses Betriebskonzept mit Abkupplung und Verstärkern ergebe keinen Sinn, "da einerseits die Wendezeit viel zu kurz ist und andererseits der Abkuppel- und Aufkuppelvorgang so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass die Zugkreuzungen in Neubiberg und Höhenkirchen-Siegertsbrunn nicht mehr erreicht werden können". Eisenbahntechnische Feinheiten, die laut Kantke zur Folge hätten, dass sich die Fahrtzeit zwischen Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Neubiberg auf elf Minuten erhöhen würde. Zudem, so Kantke, müssten für die Umsetzung des Vorschlags aus München sogenannte Zugdeckungssignale eingebaut werden, hierfür gebe es aber überhaupt keine Pläne, so der Verkehrsexperte weiter.

Die Initiative S 7 Ost-plus setzt sich seit sieben Jahren für den zweigleisigen Ausbau der Trasse bis Kreuzstraße ein und auch in den Anliegergemeinden ist der Wunsch nach einer Erweiterung groß. Viele Gemeinderäte ziehen bei Entscheidungen immer wieder einen möglichen Ausbau ein, teilweise verzögern sich dadurch auch immer wieder Projekte. Doch es sei mittlerweile Bewegung in die Angelegenheit gekommen, lassen Semmler und Stanke verlauten. So hat zuletzt Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) aus Unterhaching zugesagt, dass der Freistaat sehr bald die Erstellung der Planfeststellungsunterlagen in Auftrag geben werde. Dies wäre ein erster wichtiger und entscheidender Schritt hin zu einem Ausbau und am Ende dann einen geregelten Zehn-Minuten-Takt, von dem die Pendler auf der viel befahrenen Trasse noch immer träumen.

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