Corona in Seefeld:Unterricht im Anorak

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Kinder und Lehrer müssen sich warm anziehen, denn die Klassenzimmer werden regelmäßig gelüftet. Die Gemeinde will nun Luftfilteranlagen und CO₂-Ampeln anschaffen, damit es im Winter nicht ganz so kalt wird

Von Christine Setzwein, Seefeld

Es ist kalt in den Klassenzimmern, Schüler und Lehrer müssen sich warm anziehen, weil sie regelmäßig lüften müssen. So schreiben es die Corona-Regeln vor, wobei diese variieren. Während das Umweltbundesamt rät, alle 20 Minuten die Fenster zum Stoßlüften aufzureißen, ist im bayerischen Rahmen-Hygieneplan für Schulen immer noch von "mindestens 45 Minuten" die Rede. Durch den Luftaustausch soll die Virenlast in den Räumen gesenkt werden. Tatsache ist, "dass wir sechs Stunden lang frieren", sagte Petra Gum, Lehrerin und FWG-Gemeinderätin in Seefeld, in der Sitzung am Dienstagabend.

Bürgermeister Klaus Kögel (CSU) hatte das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Er wollte von den Gemeinderäten wissen, was sie von Luftfilteranlagen oder CO₂-Ampeln in den zwei Schulgebäuden, in den Aufenthaltsräumen im Hort und in den Gruppenräumen der Kindergärten halten. Das wären insgesamt 60 Räume, die ausgestattet werden müssten. Kosten: etwa 200 000 Euro. Angesichts des bevorstehenden Winters müsse schnell gehandelt werden, sagte Kögel und bat um Zustimmung, dass er dafür das Mittel der "dringlichen Anordnung" nutzen und Geld bereitstellen dürfe.

Quer durch die Bank waren sich die Gemeinderäte einig, dass diese Investition in Schule und Kitas "absolut angemessen" (Martin Dameris, SPD) und eine "sinnvolle Sache" (Johanna Senft, BVS) sei, damit es den Kindern nicht zu kalt wird. Aber wie? Luftdesinfektionsgeräte kaufen? Was ist mit der Wartung? Wie oft müssen die Filter gewechselt werden? Wie groß sind die Teile und vor allem: wie laut? Wie sieht es mit CO₂-Ampeln aus, die den Kohlendioxidgehalt, also die ausgeatmete Luft im Raum messen und von Grün auf Orange und Rot schalten, wenn es Zeit zum Lüften ist? Gibt es Zuschüsse und Geräte zum Mieten?

Bauamtsleiterin Imke Friedrich hatte sich schon ein wenig schlau gemacht. So würden Luftfilteranlagen vom Freistaat nur dann bezuschusst, wenn in Klassen Fenster nicht geöffnet werden können. Ein Filtergerät kostet etwa 3000 Euro, eine CO₂-Ampeln 50 bis 300 Euro. Dafür gebe es aber 7,27 Euro Zuschuss pro Kind. Friedrich schlug vor, wenigstens diese Förderung auszunutzen. Luftfilteranlagen seien vielleicht nur dort nötig wo die Kinder viel sitzen, also in den Klassenräumen. Im Lehrerzimmer seien sie nicht unbedingt nötig, meinte Oswald Gasser (FDP).

Die Kinder sitzen im Anorak in der Klasse und haben schon Decken dabei, berichtete Gum. "Alle 20 Minuten zu lüften, ist zu viel, alle 45 Minuten vielleicht zu wenig", sagte Arnulf Daxer (CSU). CO₂-Messgeräte seien eine gute Lösung. "Wir müssen handeln, aber sollten keine Schnellschüsse machen", sagte Thomas Zimmermann (Grüne/BI Eichenallee). Brigitte Altenberger (SPD) wies darauf hin, dass CO₂-Ampeln nicht die Virenlast vermindern. "Wir wollen unsere Kinder doch schützen." Dem Schloss sich Ortwin Gentz (Grüne/BI Eichenallee) an und schlug vor, wenigsten zwei Luftfiltergeräte anzuschaffen, möglichst gleich nach den Herbstferien.

Gekauft werden auf alle Fälle CO₂-Ampeln. In Absprache mit der Schulleitung soll geprüft werden, welche Luftfilter-Systeme geeignet und schnell einsetzbar sind. Auch Mietlösungen sollen eruiert werden. Je nach Anbieter könnten dafür pro Gerät und Woche 42 Euro anfallen, sagte Bürgermeister Kögel.

© SZ vom 29.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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