Corona-Zahlung für Lehrer:Eine Prämie für die Privilegierten

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Der Job eines Schulleiters gehört in Corona-Zeiten zu den sichersten. (Foto: dpa)

Künstler und Wirte fürchten um ihre Existenz, Solo-Selbständige kommen gar nicht mehr raus aus der Depression. Und ausgerechnet Schulleiter bekommen eine 500-Euro-Prämie. Muss das sein?

Kolumne von Katja Auer

Jetzt müssen Künstler schon wieder um ihre Existenz bangen, Wirte überlegen, wie sie weitere Wochen ohne Gäste überstehen. Wer ein Programmkino hat, muss ebenso ums finanzielle Überleben fürchten wie Kellnerinnen, Regieassistenten, Fitnesstrainer. Und Solo-Selbständige kommen gar nicht mehr raus aus der Depression.

Der zweite sogenannte Lockdown soll wirtschaftlich verträglicher sein, immerhin. Es gibt allerlei Hilfen, endlich auch für Künstler, die in Bayern lange nicht im Fokus der Söderschen Aufmerksamkeit standen. Trotzdem - oder gerade deswegen - erscheint es absurd, dass Bayerns Staatsregierung ausgerechnet den Schulleitern eine Corona-Prämie von 500 Euro zahlen will.

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Um das klarzustellen: Das ist keine Neiddebatte. Es ist gut, dass die Staatsregierung in diesen Zeiten die schwarze Null im Staatshaushalt aufgegeben hat, um die Folgen der Pandemie wenigstens wirtschaftlich abzumildern. Es geht auch gar nicht um die Summe, 500 Euro seien jedem gegönnt. Aber ist das notwendig? Wenigstens angemessen?

Ein Schulleiter, verbeamtet in der Regel, mit einem soliden Einkommen, muss sich zurzeit zumindest keine Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Das ist anders als bei den schon genannten Künstlern, bei den Solo-Selbständigen, denen, die in der Gastronomie beschäftigt sind. Nicht einmal Kurzarbeit muss er fürchten, wie die Arbeiter in den Fabriken, denen mangels Export die Aufträge weggebrochen sind. Ja, Schulleiter habe derzeit möglicherweise mehr Stress als sonst. Weil sie - im Idealfall - organisieren, wie der Unterricht in Corona-Zeiten möglichst gut und sicher abläuft.

Aber haben den nicht auch Zugschaffner, die sich durch überfüllte Züge drängen müssen? Polizisten, die auf Demonstrationen von Maskenverweigerern bedrängt werden? Kassiererinnen, Erzieherinnen, Busfahrer? Sie alle arbeiten unter erschwerten Bedingungen, Ansteckungsgefahr inklusive. Vom Pflegepersonal in Heimen und Krankenhäusern gar nicht zu reden, auch wenn die immerhin eine Prämie bekommen haben. Die Pandemie fordert vielen Menschen Opfer ab und es wird wohl nicht gelingen, die Last gerecht zu verteilen. Aber eine solche Entscheidung konterkariert sogar den Versuch.

© SZ vom 30.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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