Mitten im Alltag:Dating in den Zeiten von Corona

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Wer auf Partnersuche ist,  wird sich derzeit wohl mehr im Internet umschauen müssen

Glosse von Jakob Teterycz

Ja, vieles ist nicht mehr ganz einfach, und das Kennenlernen möglicher besserer Hälften gehört dazu. Das tägliche Treffen neuer Auserkorener wird vermutlich während einer Pandemie nicht gerne gesehen. Aber nichts spricht dagegen, auch diesen Lebensbereich ins Digitale zu verlagern. Immerhin bieten Dating-Plattformen ja auch einzigartige Möglichkeiten, sich dem Gegenüber zu präsentieren. So kann man mit der Phrase "zu vino sag ich nie no" zeigen, dass man gesellig und poetisch ist. Man hat aber auch die Chance, Vielseitigkeit zu demonstrieren, indem man seine Auserkorenen in einer Flut von hobbybezogenen Emojis ertränkt.

Sogar wenn jemand nicht die extrovertierteste und eloquenteste Blume im Garten sein sollte, ist das kein Problem. Der Geheimtipp, eine Konversation zu starten und tiefe Gefühle auf den Punkt zu bringen, ist stets zu sagen: "Hey!" Sollte das Gespräch dann wie zu erwarten in die heiße Phase rutschen, so ist auch ein "Alles fit?" niemals verkehrt. Ja, eine Traumpartnerin oder einen Traumpartner zu finden, kann so einfach sein.

Will man nun tatsächlich gemeinsam einen Kaffee oder ähnliches trinken, eröffnen sich allerdings schon ein paar pandemiebedingte Probleme. Zunächst könnte es schwierig werden, überhaupt ein offenes Café zu finden. Zudem ist es nicht die einfachste Aufgabe, sein Gegenüber zu erkennen, wenn das Gesicht mit einem hellblauen Einweg-Mund-und-Nasen-Schutz verhüllt ist. Bei dem Gedanken, dass sich darunter ebenso die eigene Zahnärztin oder der Hausarzt verbergen könnte, kommt pure Romantik auf. Auch könnte es kompliziert werden, dass der sprichwörtliche Funke tatsächlich überspringt. Der Abstand von einem Meter fünfzig ist dafür in den meisten Fällen wohl zu weit. So sitzt man sich nun also gegenüber, beide nach dem gleichen geschlechtsneutralen Parfum duftend, was sich auch Desinfektionsmittel nennt. Bis man schlussendlich doch eine ultimative Gemeinsamkeit fürs Gespräch entdeckt - nämlich Corona.

© SZ vom 03.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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