Jagdrecht:Wenn Wild zum Freiwild wird

Auf Betreiben der Forstwirtschaftslobby sollen die Jäger zu Schädlingsbekämpfern degradiert werden. Das ist keine angemessene Lösung

Von Rudolf Neumaier

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) folgt der Forstwirtschaftslobby und deren Mantra vom bösen Reh. Gleichzeitig degradiert sie Jäger zu Schädlingsbekämpfern: Sie sollen sicherstellen, dass gepflanzte Waldplantagen ohne Schutz vor Wildtieren gedeihen. So weltfremd und tierfeindlich das auch klingt, Klöckner will es im Jagdgesetz festschreiben. Was ökonomisch motiviert ist, verbrämt sie als Nonplusultra im Kampf gegen den Klimawandel. Die Wildbestände an diese Art von Landeskultur anzupassen, hieße, sie großflächig zu eliminieren. Bei den Hirschen ist dieser Zustand längst verordnet, sie dürfen nur in streng abgegrenzten Gebieten vorkommen.

Jeder Waldbauer weiß, dass es so gut wie unmöglich ist, einen Baum aus der Baumschule oder nicht heimische Pflanzen ohne Einzelschutz oder Zaun in die Höhe zu bekommen, solange es Rehe gibt. Nach Klöckners Entwurf haben die Jagdbehörden beim Rehwildabschuss nicht mehr viel zu sagen. Stattdessen wächst der Einfluss der Forstbeamten. Auf Basis ihrer Gutachten sollen die Waldeigentümer mit den Jägern Abschusszahlen festlegen.

Das wäre über Pachtverträge seit jeher möglich gewesen, dafür bräuchte es keine Gesetzesänderung. Sollten die Forstökonomen einmal keine Jäger mehr finden, die diesen Feldzug mitmachen, müssen sie wohl Selbstschussanlagen aufstellen. Oder ihre Pflanzen doch anders schützen.

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