6:2 in der Champions League:Bayern dreht eine wilde Begegnung

RB Salzburg - FC Bayern München

Sehenswerter Schlenzer in den Winkel: Leroy Sané hilft beim Sieg des FC Bayern kräftig mit.

(Foto: dpa)

Im Salzburger Dauerregen haben die Münchner einige Schwierigkeiten mit den schnellen und aggressiven Österreichern. Erst kurz vor Schluss geben sie dem Spiel die entscheidende Wendung.

Von Sebastian Fischer, Salzburg

Es ist in diesem Jahr schon viel über die Atmosphäre in leeren Stadien gesagt und geschrieben worden, über den dumpfen Klang der Pässe, das Rufen greller Fußballerstimmen. Das kleine, leere Stadion in Wals bei Salzburg war am Dienstagabend ein leiser Ort. Es war der erste Abend einer dreitägigen Staatstrauer in Österreich nach dem Anschlag in Wien, "Pray for Vienna" stand hinter einem Tor auf einem Transparent, am Ende vom Dauerregen durchnässt. Es war auch der erste Abend einer landesweiten Ausgangssperre zur Pandemiebekämpfung.

Es wurde trotzdem Fußball gespielt, der FC Salzburg empfing den FC Bayern, das hatte niemand in Frage gestellt. Es wurde sogar gut Fußball gespielt, zwischenzeitlich überraschend ausgeglichen, doch am Schluss war im stillen Salzburg ein lautes "Ja!" von Manuel Neuer zu hören. Es war die Erleichterung über den dritten Münchner Sieg dieser Champions-League-Gruppenphase. Mit 6:2 (2:1) gewannen die Bayern, wobei sie die entscheidenden vier Tore allesamt in einer turbulenten Schlussphase schossen, in der sich die Salzburger müde gespielt zu haben schienen.

"Es hört sich sehr klar an, aber so war es nicht", sagte Trainer Hansi Flick im TV-Sender Sky. "Zum Schluss haben wir unsere Stärke gezeigt, ich bin mit der Mentalität meiner Mannschaft sehr zufrieden."

Der Versuch, die Aufmerksamkeit auf das Spiel zu lenken, das war beim FC Bayern vorher das Thema gewesen. Es hatten alle nur über David Alaba gesprochen, über das Scheitern der Verhandlungen mit dem Münchner Abwehrchef um einen neuen Vertrag. Auch Flick äußerte seine Empörung darüber, in einer Woche mit zwei Partien, zumal am Samstag das Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund in der Bundesliga ansteht, über Vertragsangelegenheiten sprechen zu müssen. Es blieb aber auch am Dienstag ein Thema: "Ich weiß nicht mehr, wie wir zusammenfinden sollen", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor dem Anpfiff bei Sky. "Wir müssen uns damit beschäftigen, dass uns David verlassen wird."

Salzburg zeigt schnellen Fußball, gegen den Ball sehr aggressiv

Der österreichische Nationalspieler Alaba, 28, der tags zuvor gesagt hatte, "aus den Nachrichten" vom Abbruch der Verhandlungen erfahren zu haben, begann in der Innenverteidigung. Rechts neben ihm spielte Jérôme Boateng, nicht Niklas Süle, der sich nach einem positiven Corona-Test in häusliche Quarantäne begab. Und es waren gleich die Münchner Verteidiger, die im Mittelpunkt standen: In der vierten Minute blieben Alaba und Boateng zu passiv, als der Salzburger Sekou Koita den Ball am Strafraumrand führte, dessen abgefälschter Schuss landete bei Mergim Berisha, der vom Rand des Fünfmeterraums mit einem Schuss in die kurze Ecke zum 1:0 traf.

Flick und Alaba hatten tags zuvor in der Pressekonferenz, als sie ausnahmsweise wirklich über das Spiel sprachen, die Vorzüge des Gegners betont: schneller Fußball, gegen den Ball sehr aggressiv. Es war einiges davon zu sehen, Salzburg blieb auch nach dem frühen Tor gefährlich, mindestens durch die Standards des Flügelspielers Dominik Szoboszlai.

Bayern dreht ganz zum Schluss auf

Die Münchner fanden nach etwas hektischen Beginn dann aber auch in die Begegnung. Sie wurden immer gefährlich, wenn sie schnell und präzise über die Flügel nach vorne kamen, wenn sie einer wilden Begegnung klares Spiel entgegensetzten. Nach 20 Minuten kamen sie über links, und Müller nahm den Ball im Strafraum an. Er wurde in der Drehung von Enock Mwepu gefoult. Lewandowski verwandelte den fälligen Strafstoß souverän (21.).

Champions League - Group A - FC Red Bull Salzburg v Bayern Munich

Thomas Müller geht im Dauerregen von Salzburg, pardon, wie ein nasser Sack zu Boden – der fällige Elfmeter führt zum 1:1.

(Foto: Andreas Gebert/REUTERS)

Der Stürmer vergab dann in der 37. Minute zunächst eine große Chance, als er sich weigerte, den Ball auf die freistehenden Serge Gnabry oder Thomas Müller zu passen und stattdessen übers Tor schoss. Das 2:1 kurz vor der Pause bereitete er dann aber vor, wenn auch aus einer knappen Abseitsposition, die Schiedsrichter Danny Makkelie übersah: Lewandowski leitete den Ball auf Müller weiter, der so lange wartete, bis er aus spitzem Winkel den Salzburger Rasmus Kristensen anschoss; das Eigentor gehörte eigentlich Müller.

Es blieb auch in der zweiten Halbzeit ein unangenehmes Spiel für den Favoriten; eines mit ein paar Lücken, die auch Corentin Tolisso, der im defensiven Mittelfeld neben Joshua Kimmich den wegen einer Wadenverletzung in München gebliebenen Leon Goretzka ersetzte, nicht zuzulaufen vermochte. Nach 66 Minuten verlor Lewandowski den Ball im Mittelfeld, Salzburgs André Ramalho spielte den zur Überlistung der Münchner einzig notwendigen scharfen Pass, und der zuvor eingewechselte Masaya Ogukawa traf zum 2:2.

Als es eine Viertelstunde vor Schluss nach einem engen Spiel aussah, drehten die Münchner allerdings noch mal auf. Zunächst traf Boateng nach einer Ecke per Kopfball (79.), dann der eingewechselte Leroy Sané mit einem schönen Schlenzer in den Winkel, schließlich erzielte Lewandowski per Kopfball noch sein zweites Tor (88.), und in der Nachspielzeit traf sogar Lucas Hernández noch das Tor. Also konnte man noch mal auf David Alaba schauen: Er freute sich mit, die Gedanken wenigstens ein paar Momente lang wirklich nur bei diesem Spiel.

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