Vatikan:Habsucht

NO FRANCE - NO SWITZERLAND: Novenber 5,2011 : Pope Francis celebrates Holy Mass in suffrage of the deceased Cardinals a

Papst Franziskus bei der heiligen Messe im Petersdom am 5. November 2020

(Foto: imago images)

Der Papst jagt die Händler aus dem Tempel und reformiert seine Finanzverwaltung. Endlich.

Von Oliver Meiler

Nach siebeneinhalb Jahren im Amt setzt der Papst endlich eines seiner ältesten Versprechen durch: Er jagt die Händler aus dem Tempel. Oder etwas prosaischer: Franziskus nimmt dem Staatssekretariat, der Spitzenbehörde der römischen Kurie, die Kasse weg, über die sie bisher autonom verfügen konnte - schummrig und dubios, auch mal zum alleinigen Vorteil eines Herrn Kardinal, der mit dem Geld aus diesem Topf sein römisches Penthouse verschönert haben soll. Die Pfründenwirtschaft war auch deshalb besonders anrüchig, weil in der Kasse der Peterspfennig hinterlegt war, der das Leid der Ärmsten lindern sollte.

Der jüngste Skandal kreiste um den verlustreichen Kauf einer Luxusimmobilie in London, die das Staatssekretariat mit fragwürdigen Geschäftsleuten gemacht hatte. Die Kommissionen endeten auf Konten und Fonds in der Schweiz, in Malta und Dubai, wie in einem zweitklassigen Finanzthriller. Das passte einfach nicht zu einer Kirche, deren Chef Genügsamkeit predigt und auch vorlebt.

Der Papst hatte also gar keine andere Wahl, er musste durchgreifen. Zunächst warf er jenen Kardinal aus der Kurie, den Sarden Angelo Becciu, der jahrelang für die Kasse des Staatssekretariats zuständig gewesen war - und das hat es in der langen Geschichte der katholischen Kirche noch nicht oft gegeben. Nun revolutioniert er die Finanzverwaltung des Vatikans. Alles kommt unter ein Dach, damit die Schande ein Ende nimmt. Aber ob das gelingt? Habsucht ist ein hartnäckiges Laster.

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