Neue SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ein Bild für die Ermittlungsakten

(Foto: Luis/Polizeipräsidium Hamm)

Wie Kinder der Polizei in Nordrhein-Westfalen mit einem gemalten Fahndungsbild in einem Fall von Unfallflucht helfen.

Von Martin Zips

Kinderzeichnungen gehören zu den ganz großen Geheimnissen des menschlichen Lebens. Erwachsene mit Kürbis-Köpfen, riesengroß und kugelrund. Statt eines Halses: Klötzchenarme, aus deren Enden Spaghetti wachsen. Unten dünne, streichholzartige Beine, welche unter der Last der von ihnen zu stemmenden Kartoffelkörper zusammenzubrechen drohen. In Nordrhein-Westfalen hat die Polizei jetzt einige Grundschüler gelobt. Wegen der von ihnen gefertigten Fahndungsbilder einer Frau, die in Bockum-Hövel mit ihrem Auto einen rotweißen Absperrpfosten umgenietet haben soll und sich anschließend aus dem Staub machte.

Am 11. November um 8.40 Uhr wollen die Erstklässler Celina und Luis genau das beobachtet haben, auf ihrem Weg zur Schule. Nun übergaben die Sechsjährigen ihre Unfallskizzen und Täterbeschreibungen der Polizei. Zu sehen sei eine Frau "mit kurzen blonden Haaren", schreiben die Beamten der Dienststelle Hamm auf Facebook. Das ist ein bisschen merkwürdig, da die Fahrerin sowohl bei Celina als auch bei Luis lange schwarze Haare hat, aber die Fahnder werden das schon einordnen können. Genauso wie das von beiden Schülern beobachtete freche Lächeln der Person hinter dem Steuer.

Doch Rätsel bleiben. Und auch Sorgen. Denn während Celina ein helles Gefährt mit monströsem Gaspedal sah, bietet Luis (er vermutet die Flüchtige in einem schwarzen Panzerwagen) gleich eine Lösung an: Mit gezückter Waffe geht auf seinem Bild ein wütendes Monster von hinten auf die Frau los. "Die Bilder sind nun Teil der Ermittlungsakte", schreibt die Polizei nüchtern. Na dann.

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