Freisinger Wettbewerbsbeitrag erfolgreich:Die Schätze im eigenen Wald

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Wildkatzen bekommt kaum ein Spaziergänger je zu Gesicht, Studierende der HSWT haben in einem naturnahen Revier bei Lohr aber auch diese scheue Waldbewohnerin entdeckt. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Seit 17 Jahren sammeln Studierende zweier Fakultäten an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf Daten zu Flora und Fauna, die sie dann Kommunalpolitikern präsentieren. Das Projekt wurde jetzt mit einem Finalplatz im "Natura 2000 Award", Kategorie Communications" belohnt.

Von Petra Schnirch, Freising

"Es war ein Wechselbad der Gefühle", sagt Volker Zahner, Professor für Zoologie und Wildtierökologie an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). Mit ihrer Projektwoche "Natura 2000 und Vertragsnaturschutz im Wald" hatte es die HSWT als einziger Beitrag aus Deutschland ins Finale des "Natura 2000 Award" geschafft - als gelungenes Beispiel für die Vermittlung von Waldnaturschutz an die regionale Politik. Online verfolgten Zahner und seine Kollegen coronabedingt die Preisverleihung in Brüssel. Am Ende schafften sie es zwar nicht auf Platz eins. Dass sie in der Kategorie "Communication" aber überhaupt zum Kreis der fünf Finalisten zählten, sei eine "tolle Geschichte", bilanziert Zahner - selbst wenn es "nicht halb so stimmungsvoll" sei, eine solche Ehrung von zu Hause aus zu verfolgen.

Auch auf die Erfolge des Projekts in der Praxis sind die Beteiligten durchaus stolz. Seit 17 Jahren sammeln jeweils 30 Studierende der beiden HSWT-Fakultäten Wald und Forstwirtschaft sowie Landschaftsarchitektur in einer Seminarwoche Daten zu Flora und Fauna, die sie anschließend Vertretern der Kommunen vorstellen - zusammen mit Vorschlägen für das Management des jeweiligen Schutzgebiets und eine Renaturierung. In den Anfangsjahren seien viele Bürgermeister skeptisch gewesen, schildert Zahner. Zu den Präsentationen seien "nur ein paar Hansel" gekommen, aber inzwischen "stehen die Kommunen Schlange". Die Stadt Aschaffenburg beispielsweise habe die HSWT eingeladen und wolle sogar die Kosten für die Unterkunft übernehmen.

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Die Studierenden könnten Fördergeld im fünfstelligen Bereich beantragen

Die Studierenden zeigten den Kommunalpolitikern, welche Schätze ihr Wald zu bieten hat, sagt Zahner. Und, mindestens genauso wichtig: Sie könnten mit der Planung Fördergeld im fünfstelligen Bereich für einzelne Vorhaben aus dem Vertragsnaturschutz beantragen. Die Kommunen können für die Seminarwoche selbst Fragestellungen vorgeben, die untersucht werden sollen. Jedes Jahr wählt die HSWT ein neues Gebiet für die Projektwoche, 16 Mal waren die Studierenden bisher im Spessart, ein Mal in Bad Windsheim. Ausgerechnet im Jahr der Preisverleihung musste das Seminar wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Die Seminarteilnehmer zählen nicht einfach Pflanzen und Tiere am Boden, ihnen steht dafür modernste Technik zur Verfügung wie Drohnen oder Giraffenhals-Kameras, beobachtet haben sie damit etwa den Mittelspecht. Mehrere Professoren arbeiten mit ihnen zusammen, neben Zahner sind das federführend Christoph Moning, Jörg Ewald und Robert Vogl. Besonders spannend für die Studierenden sei, dass die Planungen nicht in der Schublade landen, erklärt Zahner. Die Stadt Lohr habe auf deren Grundlage einen 200 Hektar großen Wald stillgelegt. Bei einer zweiten Bestandsaufnahme seien unter anderem Totholz-Menge und Artenvielfalt überprüft worden, die Entwicklung sei sehr positiv. So habe nachgewiesen werden können, dass der Schwarzstorch dort brütet, Fotokameras hätten Luchs und Wildkatzen aufgenommen. Durch das Seminar sei es gelungen, Natura 2000 - ein europaweites Netzwerk von Naturschutzgebieten - "bekannter und sympathischer zu machen", bilanziert Zahner. Alle Beteiligten profitierten. Die Nominierung in Brüssel sei eine "große Werbung" für das Projekt.

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