Bad Tölz:SWL schließt Tölzer Werk

Bad Tölz: Das brach liegende Moralt-Firmengelände würde bei einem Hochwasser-Ereignis von Osten her überschwemmt werden.

Das brach liegende Moralt-Firmengelände würde bei einem Hochwasser-Ereignis von Osten her überschwemmt werden.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Tischlerplatten-Hersteller SWL gibt seinen Standort im Moraltpark offenbar noch im November auf - für die 31 Mitarbeiter sei das "bitter".

Von Klaus Schieder und Alexandra Vecchiato

Das Gewerbegebiet Moraltpark im Süden von Bad Tölz könnte bald ganz leer stehen. Der Tischlerplatten-Hersteller SWL aus Nordrhein-Westfalen will seinen Standort in Bad Tölz schließen, wo derzeit noch 31 Mitarbeiter beschäftigt sind. Eine offizielle Bestätigung für das Aus mochte Bernd Schonlau, einer der beiden Geschäftsführer des Familienunternehmens, am Donnerstag nicht geben. Er verweist auf laufende Gespräche mit dem Betriebsrat. "Es ist nichts in trockenen Tüchern", sagt Schonlau. Allerdings räumt er ein, dass "die Überlegungen in diese Richtung" gingen. Betriebsratsvorsitzender Uwe Streicher berichtet hingegen, er habe am Mittwoch den Sozialplan unterschrieben. Offiziell schließt das Werk nach seinen Angaben bereits Ende November.

Ende 2013 hatte SWL das Stäbchenplatten-Geschäft mit allen Anlagen von der damaligen Moralt AG übernommen. Drei Jahre später verlängerte das Unternehmen den Pachtvertrag mit der Firma Certina Holding des Grundstücksbesitzers Hans Wehrmann um zehn Jahre. Dies geschah damals gerade zu dem Zeitpunkt, als die Firma Moralt selbst, die 116 Jahre in Bad Tölz ansässig war, nach Hausham umzog. Der Türenhersteller hatte dem benachbarten Gelände mit Kino, Disco, Geschäften und Märkten seinen Namen gegeben. Bei der Verlängerung des Pachtvertrags hatte Schonlau erklärt, dass der Standort Bad Tölz nur Zulieferer für die SWL-Zentrale in Langenberg sei. Aber man wolle ihn "in die Lage versetzen, dass er eigene Umsätze generiert".

Das sei nie passiert, sagt Streicher. Was Helmut Dinter, erster Bevollmächtigter der IG Metall Weilheim und somit zuständig für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, bestätigt. Er habe als Gewerkschafter den Übergang von Pfleiderer zu Moralt begleitet - "verändert hat sich im Werk seitdem nichts", sagt Dinter. Für die 31 Mitarbeiter seien die Kündigungen, die am 30. November ausgesprochen werden sollen, bitter. Der Großteil ist seit Jahrzehnten im Betrieb tätig, viele Mitarbeiter sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. Das mache die Jobsuche schwierig, auch wenn sie Facharbeiter seien, erklärt Streicher. Für all jene Kollegen, deren Aufgabe das Zusammenleimen von Platten gewesen sei, sehe er schwarz. "Ich weiß, dass durch das Zusperren des Standorts einige in die Armut gehen werden."

Dinter beklagt die "schlampig vorbereitete Betriebsschließung". Dennoch sei die Gewerkschaft den Schritt mitgegangen - jedoch nicht ohne harte Verhandlungen mit der Geschäftsführung. Seit Oktober 2019 befinden sich die Mitarbeiter in Kurzarbeit, zuerst 50 Prozent, dann 66 Prozent. Seit dem Sommer sind es 100 Prozent. "Das Werk ist seit Monaten im Dornröschenschlaf, die Produktion ist null", betont Streicher. Zuerst habe die Geschäftsführung mitgeteilt, dass sie lediglich gewillt sei, die Löhne bis zum Ablauf der Kündigungsfrist weiterzuzahlen. Von einer Abfindung sei keine Rede gewesen, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Erst als ein Fachanwalt und die Gewerkschaft hinzugezogen wurden, habe es ein Umdenken in der Chefetage gegeben.

Die Abfindung wird in einem solchen Fall nach bestimmten Kriterien berechnet. Das hätte eine Summe von 1,68 Millionen Euro für die Tölzer SWL-Angestellten bedeutet. Doch so viel wäre nicht zu holen gewesen, sagt Streicher. Nun stünden 550 000 Euro als Abfindungssumme zur Verfügung. "Besser als null", sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) findet eine Werkschließung durch SWL "definitiv schade". Zum einen passe die Firma gut in die mittelständische Struktur von Bad Tölz, vor allem aber handle es sich um ein Unternehmen aus dem technischen Bereich. "Das sind für Tölz interessante Arbeitsplätze", sagt er. Schließlich hat die Kurstadt ansonsten eher Jobs im Dienstleistungssektor anzubieten.

Im Wahlkampf hatte Mehner mit der Idee geworben, auf dem unansehnlichen Gelände an der Lenggrieser Straße neue Unternehmen anzusiedeln und ihnen ein zeitgemäßes Ambiente zu bieten, etwa mit Gastronomie, grünen Innenhöfen und Aufenthaltszonen. Als Vorbild nannte er das Werk 1 am Ostbahnhof in München, wo ein Hotspot für junge Firmen entstanden sei. Dieses Ziel verfolgt er nach wie vor. Mit Grundeigentümer Wehrmann seht er nach eigenen Angaben "in guten Kontakten". Über die Fläche, auf der SWL angesiedelt ist, habe man freilich noch nicht gesprochen. Allerdings, schränkt Mehner ein, entstehe ein solches Projekt nicht über Nacht. "Das verlangt von allen große Anstrengungen."

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