Beschluss im Schulausschuss:Landkreis besorgt 600 CO₂-Messgeräte

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Der Landkreis schafft für seine Schulen 600 CO₂-Messgeräte an, die den Lehrerinnen und Lehrern anzeigen, wann mal wieder ein Luftaustausch zum Schutz vor Corona-Infektionen angeraten ist.

Von Peter Becker, Freising

"Gehirn einsetzen und öfter lüften." Das ist der Ratschlag von SPD-Kreisrat Martin Pschorr, wenn es darum geht, Klassenzimmer und Fachräume von potenziellen Krankheitserregern zu befreien. Von der Absicht der Verwaltung des Landratsamts, etwa 600 CO₂-Messgeräte für die Landkreisschulen anzuschaffen, hält er dementsprechend wenig. Pschorr befand sich aber mit drei weiteren Kreistagskollegen in der Minderheit, als sich der Schulausschuss am Donnerstag dafür entschied, solche Instrumente zu kaufen. Elf Kreisräte inklusive des aus der Corona-Quarantäne zurückgekehrten Landrats Helmut Petz (FW) stimmten für den von der Verwaltung vorgelegten Beschluss, der auf eine Initiative der Fraktion der Grünen im Kreistag zurückgeht.

Ingrid Abend vom Sachgebiet Hochbau im Landratsamt erklärte, dass die Kohlendioxidbelastung in einem Klassenzimmer Rückschlüsse auf den Aerosolgehalt der Luft, und damit auf mögliche Coronaviren, zulasse. Die Verwaltung denkt aber nicht an den Kauf einer CO₂-Ampel, die mittels Farben die Luftqualität anzeigt, sondern sie will Messgeräte anschaffen, die den Lehrkräften die aktuelle Kohlendioxidkonzentration im Klassenzimmer anzeigt. Als optimal gilt ein Wert von unter 1000 Parts per Million (ppm). Die Lehrkräfte können somit ablesen, wann die Fenster in den Klassenzimmern geöffnet werden müssen und ob das Lüften erfolgreich war.

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130 Messgeräte sind bereits an Schulen verteilt

Das Landratsamt hat bereits eine Charge von 130 solcher Geräte an einige Schulen verteilt, 120 weitere sind bestellt und sollen im Januar geliefert werden. Die Verwaltung plant jetzt den Kauf weiterer 600 Exemplare, die in Klassenzimmern und Fachräumen zum Einsatz kommen sollen. Sie geht von Kosten in Höhe von 134 100 Euro aus und erwartet eine Fördersumme von etwa 71 200 Euro. Rund 60 000 Euro müsste der Landkreis also selber zahlen.

Der Kauf von 600 Messgeräten "ist mir zu viel", sagte Pschorr. Der gesunde Menschenverstand genügt seiner Meinung nach vollkommen aus, um einzuschätzen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, die Fenster zu öffnen. Da an einigen Schulen diese Instrumente schon im Einsatz seien, sollten die Lehrkräfte doch erste Erfahrungsberichte verfassen. Den Einwand des Landrats, dass im Unterricht schon mal vergessen werden könne, die Fenster zu öffnen, ließ Eva-Maria Oberloher (CSU), selbst Lehrerin, nicht gelten. Als "Stimme aus der Praxis" sagte sie, sie bemühe sich selbst, an das regelmäßige Öffnen der Fenster zu denken. "Und ich habe zwei Schüler als Reminder." Die Messgeräte seien bestimmt hilfreich. Aber im Hinblick auf das viele Geld, das der Landkreis Freising etwa schon in die Sanierung der Wirtschaftsschule stecke, habe sie "Bauchschmerzen", dem Kauf zuzustimmen.

Lüftungsanlagen gibt es nur an wenigen Schulen

Andere Kreisräte wie Samuel Fosso (FSM) hatten weniger Bedenken. Ihn interessierte jedoch, ob der Landkreis bezüglich des Kaufs der Messgeräte Gespräche mit den Gemeinden geführt habe. Ihm ging es um Synergieeffekte: Je mehr Geräte gekauft würden, umso weniger kosteten sie, vermutete er. Florian Plajer vom Hochbauamt verneinte dies. Das sei zu zeitaufwendig, beschied er. Die Zeit dränge, denn die Nachfrage sei groß. Leon Eckert (Grüne) bezeichnete den Kauf als sinnvoll. Die Geräte seien eine gute Hilfestellung für die Lehrer, fand er.

Die Verwaltung informierte in der Sitzung des Schulausschusses auch darüber, wie in den Schulen im Bestand des Landkreises regelmäßig für frische Luft gesorgt wird. Demzufolge geschieht dies überwiegend auf traditionelle Art und Weise: durch das Öffnen der Fenster. In den Neubauten wie der Realschule im Freisinger Stadtteil Lerchenfeld und der Realschule Au gibt es zentrale Lüftungsanlagen für die Klassenräume. Ebenso gilt das für viele Räume im Camerloher-Gymnasium und dem Zeppelin des Neufahrner Gymnasiums. Die Lüftungsanlage im Dom-Gymnasium wird 2021 erneuert.

Derzeit nimmt der Landkreis die Sanierung der Wirtschaftsschule und der Karl-Meichelbeck-Realschule in Angriff. In dem Zusammenhang hat die Verwaltung geprüft, ob dort der Einbau einer zentralen Lüftungsanlage möglich sei. Allerdings sei das im laufenden Betrieb nicht wirtschaftlich umzusetzen, hieß es. In der Wirtschaftsschule sind beispielsweise die Zimmer zu niedrig und es ginge zu Lasten des ohnehin knappen Raumangebots.

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