BVB deklassiert Hertha:Haaland rollt den roten Teppich für Moukoko aus

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Erling Haaland und Youssoufa Moukoko. (Foto: Clemens Bilan/Pool/Getty Image)

Mit vier Toren dreht Dortmunds "Golden Boy" die Partie in Berlin - und sorgt damit für das Rekord-Debüt des erst 16-jährigen Youssoufa Moukoko.

Von Javier Cáceres, Berlin

In einem Spiel voller getupfter Pinselstriche, die sich dank Erling Haaland in der zweiten Halbzeit zu einem prachtvollen Gemälde verformten, hat Borussia Dortmund den Rückstand auf Tabellenführer Bayern München auf einen Punkt verkürzt. Nach einem 0:1-Rückstand durch Herthas Brasilianer Matheus Cunha (33.) drehten die Dortmunder in der zweiten Halbzeit das Spiel und siegten mit 5:2. Die norwegische Naturgewalt Erling Haaland steuerte vier Tore bei (47./49./62./80.) - und wurde dann in der 85. Minute gegen Youssoufa Moukoko eingewechselt, der Geschichte schrieb. Mit 16 Jahren und einem Tag löste er den früheren Dortmunder Nuri Sahin als jüngster Bundesligaprofi aller Zeiten ab.

Moukokos Einsatz sei "nicht obligatorisch" , hatte BVB-Trainer Lucien Favre vor der Partie erklärt: "Er ist 16!" Aber wann hätte er den Azubi schon bringen sollen, wenn nicht im Schutz eines sicheren Sieges, und in der Gewissheit, dass alle Schlagzeilen Haaland gehören würden? Moukoko kam zu spät, als dass er das Spiel hätte prägen können. Aber das war auch nicht mehr nötig: Die Partie trug das unverwechselbare Siegel Haalands.

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Der Dortmunder Stürmer feierte gerade seinen 16. Geburtstag und debütiert schon in der Bundesliga. Unter den zehn jüngsten Spielern des Betriebs ist er bei weitem nicht der einzige BVB-Jungprofi.

Moukoko hatte auf der Reservebank lange Zeit ein pointillistisches Werk begutachtet. Und das hieß: Es dauerte, bis die Partie plastisch wurde, eine erkennbare Struktur entwickelte. Auf Seiten der Hertha, die auf ihren kolumbianischen Stoßstürmer Jhon Córdoba verzichten musste, waren es vor allem Dodi Lukébakio und Mattéo Guendouzi, die Primärfarben beisteuerten; bei den Dortmundern tat dies der immer noch imponierende, soeben von der Fachzeitschrift Guerin Sportivo zum "Golden Boy" - also zum besten Nachwuchsspieler des Jahres - erklärte Erling Haaland. Und das, obwohl die Dortmunder große Schwierigkeiten hatten, überhaupt in die Gefahrenzone zu geraten.

Zur Halbzeit sind die Dortmunder fassungslos

Überhaupt wurde die Leinwand nur nach und nach in voller Länge und Breite bemalt: Das Spiel fand vordringlich zwischen den Strafräumen statt. Hier gab es einen Schuss von Lukébakio (8.), dort eine Chance von Haaland (17.), doch was vor allem ins Auge stach, war die defensive Grundierung des Spiels der tief stehenden Hertha. Bis der Brasilianer Cunha in der 33. Minute dem Spiel eine schillernde Farbe verlieh.

Ein langen Ball von Torwart Schwolow prallte nach einem eigentlich nichtssagenden Luftkampf zwischen dem bis dahin inexistenten Hertha-Mittelstürmer Krzysztof Piatek und dem Dortmunder Mo Dahoud zu Lukébakio, der Cunha in besserer Position wähnte. Und wahrlich, das war er: Aus gut 20 Metern schoss der Brasilianer mit dem Innenrist, aber voller Wucht auf das Tor des vergeblich fliegenden, bis dahin weitgehend beschäftigungslosen BVB-Keeper Roman Bürki - 1:0!

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In den Kabinentunnel liefen die Dortmunder zur Halbzeit im Gefühl der Fassungslosigkeit. Sie hatten sich bis in den Strafraum der Hertha durchgeschlichen, durch einen wundervollen Direktpass von Julian Brandt auf Raphael Guerreiro. Der Linksverteidiger, der im Gegensatz zu seinem rechten Pendant Thomas Meunier, versuchte sich aber an einem Querpass auf Haaland, der den Ball verpasste. Es war die beste Chance der Dortmunder. Doch die Konsternation war nach der Pause rasch überwunden. Denn Haaland drehte das Spiel. Im Stile eines Weltklassestars.

Keine 90 Sekunden nach der Pause legt Haaland los

Keine 90 Sekunden nach der Pause spielte sich der BVB durch die Hälfte der Hertha, bis Marco Reus mit einem Direktpass Emre Can auf der rechten Seite freispielte, der quer auf Haaland legte. Der Norweger musste den Ball nur noch über die Linie drücken (47.). Knapp 90 Sekunden später konterten die Dortmunder die Berliner Platzherren aus. Julian Brandt trieb den Ball über die linke Seite und passte genau den Moment ab, in dem Haaland in den freien Raum sprintete und die versuchte Abseitsfalle der Hertha ad absurdum führte. Als er frei vor Hertha-Torwart Schwolow stand, setzte er den Ball an den rechten Pfosten (49.).

Bei seinem dritten Treffer profitierte er von einem unpräzisen Rückpass von Herthas Linksverteidiger Marvin Plattenhardt auf Innenverteidiger Omar Alderete. Obwohl er eine größere Strecke zum Ball zurückzulegen hatte als der Paraguayer, siegte Haaland in einem ungleichen Laufduell, umkurvte Schwolow und schob ein. Mittelbar war er auch noch am vierten Tor von Guerreiro beteiligt (70.), der Pass kam freilich von Meunier. Hertha kam durch einen schmeichelhaften Foulelfmeter an Guendouzi noch heran, Cunha verwandelte (80.). Doch nur 44 Sekunden später netzte Haaland wieder zum 5:2-Endstand ein, zu einem 5:2, das wie ein Roter Teppich war - für Moukoko, dem angeblich die Zukunft gehört.

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