Kultur im Teil-Lockdown:Mona Lisas Fältchen

Coronavirus - Frankreich

Besucher im Louvre vor der "Mona Lisa". Das war im Juli, irgendwer kam einem da bestimmt schnell ins Blickfeld. Eine neue App des Museum macht's anders möglich.

(Foto: Francois Guillot/dpa)

Der Louvre lässt Besucher so nah an die "Mona Lisa" heran wie noch nie, das Rundfunkorchester des BR feiert Arvo Pärt und Imogen Heap macht Musik von daheim: die Kulturtipps der Woche.

Von Kathleen Hildebrand

Weil Corona-Infektionen drohen, müssen Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen abgesagt werden. Aber man muss deshalb nicht komplett auf Live-Events verzichten. Eine kleine Auswahl:

Ob Corona-Pandemie oder nicht, die "Mona Lisa" kann man eigentlich nie in Ruhe betrachten, weil immer irgendjemand davorsteht. Laut Statistiken des Louvre hat ein Museumsbesucher durchschnittlich 30 Sekunden vor da Vincis Gemälde - dann drängeln ihn die anderen Menschen auch schon wieder weg. Diesem Problem begegnet das Museum jetzt mit virtueller Realität. Eine neue App macht das eigene Smartphone zur VR-Brille: Man kommt dem Gemälde näher als dies selbst im leeren Louvre jemals möglich wäre, kann einer dreidimensionalen "Mona Lisa" gegenübersitzen und bekommt den neuesten Stand der Forschung zum berühmtesten Bild der Welt erklärt.

Der Radio-Sender BR-Klassik überträgt am Mittwoch, 25. November 2020, unter dem Titel "Fernes Licht" ein Live-Konzert aus seiner Reihe "Paradisi Gloria" mit Musik der baltischen Komponisten Arvo Pärt und Pēteris Vasks. Das Konzert findet im Münchner Herkulessaal ohne Publikum statt und ist von 20.05 Uhr an im Radio und online zu hören. Das Münchner Rundfunkorchester und der Chor des Bayerischen Rundfunks spielen Pärts berühmtes "Stabat Mater" für gemischten Chor und Streichorchester, das Pärt 1985 zum Gedenken an Alban Berg komponiert hat. Außerdem wird der rein instrumentale "Silouan's Song" für Streichorchester zu hören sein. Dem Stück von 1991 liegen Verse des russischen Mönchs und orthodoxen Mystikers Siluan von Athos zugrunde: "Meine Seele sehnt sich nach dem Herrn und unter Tränen suche ich ihn." Der estnische Komponist vor allem spiritueller Musik Arvo Pärt feiert in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag. Zwischen den Pärt-Kompositionen wird "Fernes Licht" von Pēteris Vasks zu hören sein, ein Violinkonzert von 1997, das lettische Volksmusik anklingen lässt. Das Konzert wird im Anschluss für 30 Tage online auf der Website von BR-Klassik abrufbar sein.

Im Youtube-Kanal des geschlossenen Wiener Burgtheaters ist eine Ausgabe der Diskussionsreihe "Kollektivsalon" zu sehen, die am 9. November stattgefunden hat. Sie steht unter dem Titel "Radikale Vielfalt denken - Das Gegenmittel". Ausgehend von dem jüngsten terroristischen Angriff in Wien diskutieren drei Vertreterinnen pluralistischer Ansätze: die Wiener Philosophin Isolde Charim, die deutsche Politologin Naika Foroutan und die aus Kärnten stammende Sozialwissenschaftlerin Gudrun Perko. Sie sprechen darüber, wie das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft gelingen kann und wie die demokratische Öffentlichkeit mit Angriffen umgehen soll, die das Zusammenleben belasten.

Das Berliner Ensemble wühlt gemeinsam mit dem Bertolt-Brecht-Archiv in alten Beständen. Das Theater zeigt auf seiner Website bis ins neue Jahr hinein historische Brecht-Inszenierungen. Bis Ende dieser Woche ist DDR-Theater zu sehen: "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" in einer Inszenierung von Manfred Wekwerth und Peter Palitzsch aus dem Jahr 1974 mit dem Schauspieler Ekkehard Schall. Vom 4. Dezember an wird die Aufzeichnung von Brechts und Erich Engels Inszenierung von "Mutter Courage und ihre Kinder" aus dem Jahr 1949 vier Wochen lang online stehen. Im neuen Jahr folgen Aufnahmen von Brechts "Die Tage der Commune" und "Coriolan".

Die Elektronik-Songwriterin Imogen Heap ist Grammy-Gewinnerin und hat mit Pop-Größen wie Taylor Swift und Jon Bon Jovi zusammengearbeitet. Ihre eigenen Stücke erbastelt sie in einem englischen Landhaus aus Alltagsklängen und elektronischen Sounds. Jeden Dienstag von 22 Uhr an streamt Heap von ihrem Zuhause aus ein Konzert. Gegen eine Spende für ihr Start-up "The Creative Passport", eine Plattform für Musiker, erfüllt sie auch Songwünsche.

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