SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ehrlicher Finder

(Foto: Joahim Rafac)

Wie ein Mann in Friedrichshafen einen Rucksack mit 130 000 Euro verlor - und trotzdem kein Pech hatte.

Von Moritz Geier

Versuch einer Rekonstruktion: Am frühen Freitagnachmittag nähert sich ein Mann dem Riedlepark im Stadtzentrum von Friedrichshafen am Bodensee. Es handelt sich um einen Geschäftsmann, viel mehr ist nicht bekannt. In seinem Rucksack: 130 000 Euro. Ob er sich auf eine Bank gesetzt hat, weiß man nicht, aber so könnte es natürlich gewesen sein: Rucksack runter, taggeträumt. Irgendwas muss ihn ja abgelenkt haben, ein Gedanke, eine Textnachricht, ein besonders schöner Mensch vielleicht. Jedenfalls hat er den Rucksack dann einfach liegen gelassen.

Ein paar Hundert Meter entfernt betreten vermutlich etwa zur gleichen Zeit drei Jugendliche das Einkaufszentrum Bodensee-Center. Ein Ladendetektiv und eine Zeugin beobachten, wie die Jugendlichen mehrere Elektronikartikel mitgehen lassen. Typisch 2020 wäre an dieser Stelle: Die Jugendlichen schlurfen nach der Klautour hinüber zum Riedlepark, rauchen 'ne Kippe, finden den Rucksack und stecken die Kohle ein.

Tatsächlich aber haben sich die Verläufe beider Geschichten nicht gekreuzt. Die Diebe sind nicht zum Riedlepark geschlurft, sondern sie sind noch im Einkaufszentrum erwischt worden. Und der Geschäftsmann hat seinen Rucksack mit dem wertvollen Inhalt einfach wiederbekommen. Angeblich war außer dem Geld auch noch Gold und Silber darin, vielleicht erhält ja der bemerkenswert ehrliche Finder etwas davon: Ein Mann hatte den Rucksack entdeckt und bei der Polizei abgegeben. Sage noch jemand, 2020 hätte keinen Sinn für glückliche Wendungen.

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