Nordrhein-Westfalen:Mangelhafte Konstruktion an A3-Betonwand war seit 2008 bekannt

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Ein Polizist prüft auf der A3 die Aufhängung einer ersten entfernten Betonplatte. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Auf dem Kölner Ring wurde eine Autofahrerin von einer Lärmschutzwand erschlagen. Offenbar war der Mangel schon bei der Abnahme des Baus bemerkt worden.

Die mangelhafte Konstruktion von Lärmschutzwänden an der Autobahn 3 bei Köln war bereits 2008 bekannt. Im Abnahmeprotokoll aus diesem Jahr sei die "improvisierte Konstruktion als Mangel aufgeführt" worden, teilte der Landesbetrieb Straßen.NRW mit. Er sei "nur unter dem Vorbehalt eines statischen Nachweises abgenommen" worden. Dieser sei trotz mehrfacher Aufforderung nicht erbracht worden. Die Baufirma sei mittlerweile insolvent.

Auf dem vielbefahrenen Kölner Ring war vor etwa zwei Wochen eine Frau in ihrem Wagen von einer tonnenschweren Betonplatte erschlagen worden. Die Platte war aus der Schallschutzmauer heraus auf das Auto der 66-jährigen Kölnerin gestürzt. Bei der Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass die Platte fehlerhaft befestigt worden war.

Nach tödlichem Unfall
:Betonplatte offenbar mit Absicht falsch montiert

Das hat ein Gutachten ergeben, nachdem ein Teil einer Lärmschutzwand auf der Autobahn bei Köln eine Autofahrerin erschlagen hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

In der Nähe des Unfallorts zwischen dem Kreuz Köln-Ost und der Anschlussstelle Köln-Dellbrück waren laut Straßen.NRW weitere Mängel an Lärmschutzwänden entdeckt worden. Außer der abgestürzten Platte waren sechs weitere Lärmschutzplatten nicht korrekt angebracht worden. Es sei "offenbar aus Platzgründen bewusst mit geschweißten Winkeln improvisiert" worden, hatte der Landesbetrieb berichtet. Alle Platten sind inzwischen entfernt.

Wie Straßen.NRW berichtete, wurden an weiteren 25 Abschnitten an Autobahnen, Bundesstraßen und Landesstraßen in ganz Nordrhein-Westfalen ähnliche Konstruktionen mit sogenannten Vorsatzschalen verbaut. Alle Lärmschutzplatten würden jetzt einer "handnahen Sichtprüfung" unterzogen. Bislang gebe es aber keinen Hinweis auf "ähnliche nicht regelkonforme Konstruktionen."

Düsseldorf ergreift Vorsichtsmaßnahmen

Als Konsequenz aus dem Unfall will die Stadt Düsseldorf nun in einem Straßentunnel Betonplatten an den Wänden zusätzlich absichern. Es handele sich um eine ähnliche Konstruktionsart wie bei der Lärmschutzwand an der Unfallstelle auf der A3, wie die Landeshauptstadt mitteilte.

Bei der aktuell durchgeführten Hauptprüfung 2020 sei eine Schädigung an der "unteren Aufstandsfläche" der Betonplatten in dem Rheinalleetunnel aufgefallen. Deshalb sei nun im gesamten Tunnel ein zusätzlicher Betonverguss geplant. Wegen der Arbeiten wird bis Mitte Dezember außerhalb der Hauptverkehrszeit jeweils eine Spur gesperrt.

Als Konsequenz aus dem Unfall an der A3 will das Verkehrsministerium nach eigenen Angaben einen externen Gutachter engagieren, der die "Abläufe und Organisation der Bauwerksprüfung" bei Straßen.NRW überprüfen und bewerten soll.

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