Auf Eis Gelegt:Bewegungshalle stagniert

Pläne für Tölzer Turnverein für etwa fünf Jahre zurückgestellt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Wunsch nach einer Bewegungshalle dürfte sich für den Turnverein Bad Tölz nicht so rasch erfüllen. Vor knapp zwei Jahren hatte der Stadtrat zugestimmt, dass ein solcher Neubau auf der kleinen Wiese vor dem Eingang zur Dreifachturnhalle zum Krottenbach hin entstehen kann. Der größte Sportverein der Kurstadt will dort eine Halle mit Turngeräten, Boulderwand und Trampolin-Anlage errichten. Aber das war vor der Corona-Pandemie. Ob dieses Projekt in absehbarer Zeit umgesetzt wird, ist derzeit völlig unklar. Der TV Bad Tölz setzt deshalb auf eine Übergangslösung: Der Vereinsraum mit 60 Quadratmetern Fläche soll zu einem Mehrzweckraum umgebaut werden.

Die Kosten belaufen sich auf rund 70 000 Euro. Diese Summe übernimmt der Turnverein selbst. Allerdings muss die Stadt einen beheizbaren Geräteraum anbauen, weil der Vereinsraum bislang als Lager für Sportgeräte, Tische und Stühle genutzt wird. Diese Erweiterung ist in Richtung zur Jahnschule hin vorgesehen. Kostenpunkt: rund 190 000 Euro. Der Stadtrat billigte diese Ausgabe in seiner jüngsten Sitzung im Kurhaus ohne Gegenstimme.

Was die gesamtwirtschaftliche Situation der Stadt anbelangt, sei der Realismus beim TV Bad Tölz "sehr groß", berichtete Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). Dafür sei er dem knapp 2500 Mitglieder starken Sportverein dankbar. Wegen der finanziellen Folgen der Pandemie werde man "in der nächsten Zeit nicht über eine Bewegungshalle mit Kosten in weit siebenstelligem Bereich" reden können. Allerdings räumte Mehner ein: "Der Bedarf ist da." Den Umbau der Vereinsraums bezeichneter er als "sehr guten Vorschlag". Vorgesehen sei dabei nicht etwa eine Art kleiner Ballsporthalle, sondern eine reine Gymnastikhalle. Die große Bewegungshalle sei damit nicht vom Tisch, sondern zurückgestellt, sagte er. Auf Beschluss des Stadtrats wird das Projekt nun allerdings für "voraussichtlich fünf Jahre" auf Eis gelegt.

Stadtrat Franz Mayer-Schwendner (Grüne) warnte ausdrücklich vor der Gefahr des "Aufgeschoben ist aufgehoben". Er verwies darauf, dass der TV seinen Vorschlag mit dem steigenden Bedarf an Sportflächen begründet habe: "Die Dringlichkeit ist groß." Deshalb plädierte Mayer-Schwendner dafür, den bisher eingeplanten Betrag von 50 000 Euro nicht aus der Finanzplanung der Stadt für die nächsten Jahre zu streichen. Außerdem wandte er sich gegen einen Aufschub von fünf Jahren. Dem widersprach Mehner. Fünf Jahre seien eine klare Richtschnur, für den TV und für die Stadt, sagte er. Außerdem sei der Turnverein ja "nicht vergesslich".

Einstimmig gebilligt wurde auch die Sanierung der Heiz- und Lüftungsanlage in der Dreifachturnhalle an der Jahnstraße. Wie Kämmerer Hermann Forster mitteilte, sei sie mittlerweile 38 Jahre alt und entspreche nicht mehr den energetischen Standards. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 403 000 Euro. Dafür könne man Fördermittel von 100 000 bis 140 000 Euro bekommen, so Forster. Für die Stadt blieben damit etwa 300 000 Euro übrig, wovon 100 000 Euro für vorbereitende Ausgaben schon im Haushalt geparkt seien. Die restlichen 200 000 Euro würden sich wegen der Kosteneinsparungen durch eine neue Anlage in sieben Jahren amortisieren, erklärte Forster. Außerdem zahlt der Landkreis mit, da die Dreifachhalle nicht bloß vom TV, sondern im Schulsport fast nur von Klassen der weiterführenden Schulen genutzt wird. Auf den Kreis entfällt ein Anteil von circa 114 000 Euro, verteilt auf fünf Jahre. Die Heiz- und Lüftungsanlage soll in den Sommerferien 2021 eingebaut werden. Damit spare man hochgerechnet etwa 109,5 Tonnen CO₂ im Jahr ein, sagte der Kämmerer.

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