Verlängerung des Corona-Lockdown:"Dieses Auf und Zu ist der Killer"

Coronavirus · Stuttgart

Der Kultur-Lockdown wird verlängert. Bis wann dieses mal? Zumindest einige Betroffene, wie die Betreiber dieses Kinos in Stuttgart, können der Situation noch mit etwas Humor begegnen.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Der "Lockdown light" wird bis 20. Dezember fortgesetzt, und niemand weiß, was danach kommt. Wie gehen Opern, Theater, Museen und Kinos damit um?

Von SZ-Autoren

Kultureinrichtungen gehören nicht mehr, wie noch bei der Regelung für den November, in dieselbe Kategorie wie Spaßbäder und Bordelle. Das ist die gute Nachricht im Lockdown-Beschluss der Ministerpräsidenten. Der "Kunstfreiheit" soll nun "Rechnung getragen" werden. Geschlossen bleiben Kinos, Theater, Opern, Konzertsäle und Museen trotzdem. Obwohl die meisten das erwartet hatten, ist der Frust in der deutschen Kulturszene groß.

Die Kinobranche hat ihre umsatzstärksten Monate November und Dezember schon zuvor verloren gegeben. Sie kämpft nun um ein Zukunftskonzept. "Rechtzeitige Planungssicherheit über den 20. Dezember hinaus" und "Bundeseinheitliche Öffnungen - kein Flickenteppich" fordert der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino). "Wir haben kein Interesse an einer Öffnung von vier oder sechs Wochen, auf die dann ein neuer Lockdown folgt", sagt Kim Ludolf Koch von Cineplex. "Kurze Phasen der Öffnung produzieren höhere Verluste, als wenn wir geschlossen bleiben."

So unverzichtbar die staatlichen Hilfen seien, so chaotisch gehe es dabei oft zu: "Viele Regelungen passen nicht für die Praxis, in den Ministerien weiß die linke Hand teils nicht, was die rechte tut, und man ist immer kurz davor, ungewollt Subventionsbetrug zu begehen."

Auch den Museen machen die kurzen Fristen zu schaffen, so Eckart Köhne, Vorsitzender des Deutschen Museumsbundes. "Dadurch, dass immer nur für die nächsten vier Wochen geplant werden kann, kommt man in keine vernünftige Strategie mehr - es wäre hilfreicher gewesen, die Sache gleich bis Januar zu terminieren."

In den Theatern sei die psychologische Erschöpfung inzwischen enorm, sagt Marc Grandmontagne, Direktor des Deutschen Bühnenvereins, aber den Genickbruch einzelner Häuser erwartet er nicht. Nun müssten Verhandlungen beginnen, mit welchen Hygienekonzepten Aufführungen, gerade für Kinder, vom 20. Dezember an möglich seien.

Wenn längst klar gewesen sei, dass bis Januar alles geschlossen wird, dann solle das die Politik auch so kommunizieren

Vor allem für die Privattheater ist die Situation hart. "Mich kotzt diese Nichtplanbarkeit an", sagt Jochen Schölch vom Münchner Metropoltheater. Es sei klar gewesen, dass die Theater im Dezember nicht aufmachen würden. Im Januar werde es ebenso sein. Dass niemand in der Politik das klar sagt, findet er "mutlos". "Dieses Auf und Zu ist der Killer. Das macht alle mürbe und kostet wahnsinnig viel Geld." Besser wäre es, die Theater gleich für drei Monate zu schließen.

Marek Lieberberg vom Konzert-Giganten Live Nation fasst die Lage mit Karl Valentin zusammen: "Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist!" Niemand habe mit Konzerten Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres gerechnet. Doch angesichts des langen Vorlaufs großer Tourneen sei ein "Dialog über die konkreten Bedingungen zwischen Politik, Behörden und Organisatoren erforderlich, der bisher trotz unserer eindringlichen Bitten nicht stattgefunden hat".

Auch in der Klassikszene ist die Lage nach der Verlängerung des Lockdowns verworren. Obwohl niemand glaubte, dass im Dezember wieder vor Publikum gespielt werden könnte, haben alle so geplant. Die größten Häuser verlegen jetzt noch mehr ins Netz. Die Bayerische Staatsoper etwa, die am Mittwoch mit Verdis "Falstaff" erstmals eine Neuinszenierung ausschließlich als Livestream zeigt. Oder die Berliner Staatsoper, die am 13. Dezember einen neuen "Lohengrin" streamen will. Doch vielen kleineren Häusern fehlt die Technik. Und weil sie trotz Subventionen auf die Eintrittsgelder angewiesen sind, werden die Spielräume für das Programm immer kleiner.

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