Ausbau des Trambahnnetzes:Jede Idee gegen den Kollaps hilft

Tramhaltestelle Hauptbahnhof in München, 2020

Die grün-rote Rathauskoalition will in das Tramnetz investieren - am Hauptbahnhof wird bereits gebaut.

(Foto: Florian Peljak)

Der Plan der grün-roten Koalition, die Trambahnstrecken in München auszubauen, ist richtig - auch wenn die Prüfung im Einzelfall abzuwarten bleibt.

Kommentar von Andreas Schubert

Der Vorstoß der grün-roten Rathauskoalition zum Tram-Ausbau ist richtig. Die Münchner mögen ihre Tram. Sie gehört zum Stadtbild und bleibt nur gelegentlich im Stau stecken. Sie ist wesentlich leistungsfähiger als ein Bus und deutlich günstiger als eine U-Bahn - wenn auch noch lange nicht billig. Allein die Tram-Westtangente, die bald gebaut werden soll, wird rund 170 Millionen Euro kosten, da kann man sich ausmalen, wie viel die Stadt trotz möglicher Fördergelder in ein halbes Dutzend neuer Trassen investieren müsste. Aber es hilft nichts: Auch wenn die Stadt wegen Corona aktuell knapp bei Kasse ist, muss sie in die Zukunft investieren.

Leider lässt die Zukunft ein wenig auf sich warten. Bevor ein Trambahn-Bau überhaupt beginnen kann, stehen viele Planungen und Beschlüsse an. Dann folgt das Verfahren zur Baugenehmigung, das weder die Stadt noch die Stadtwerke in der Hand haben und das sich in die Länge ziehen kann, wenn zum Beispiel gegen eine Trasse geklagt wird. Deshalb ist es wichtig, dass auch das Busangebot und andere Optionen wie Mobilitätsstationen mit Car- und Bikesharing weiter ausgebaut werden, um die Bürger zum Verzicht aufs eigene Auto zu bewegen oder zumindest - im Falle von Park-and-Ride-Parkhäusern - zum Umsteigen in den öffentlichen Nahverkehr. Alleine mit der Förderung des Radverkehrs, die die verkehrspolitische Debatte der jüngsten Zeit recht einseitig geprägt hat, ist es jedenfalls nicht getan. Alles was den drohenden kompletten Verkehrskollaps abzuwenden hilft, gilt es zügig anzugehen.

Aber braucht es deshalb gleich eine Tram auf der Brudermühlbrücke, also mitten auf dem Mittleren Ring, wie sie in dem Tram-Paket vorkommt? Dass dort schon ein einziges havariertes Auto für kilometerlange Staus sorgen kann, ist ein altbekannter Umstand. Soll man dann wirklich auch noch Fahrspuren für eine Straßenbahn sperren und den Autoverkehr dauerhaft lahmlegen? Die Sorge ist berechtigt, aber es ist noch lange nicht gesagt, dass dies dann auch wirklich eintrifft. Was jetzt beschlossen werden soll, sind zunächst Machbarkeitsstudien, die mögliche Probleme aufzeigen werden. Neue Ideen schon vorab abzulehnen, hat noch nie irgendetwas gebracht.

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