Trend ins Umland:Wohnraum ist in München so teuer wie sonst nirgends

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Die Stadt kann einiges gegen die Entwicklung auf dem Mietmarkt tun. Ihre möglichen Mittel sind gut, in ihrer Wirkung aber begrenzt. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Der Münchner Immobilienmarkt ist - Virus hin, Virus her - wie immer: Die Preise steigen.

Von Bernd Kastner

Corona bringt alles durcheinander, nur nicht den Münchner Immobilienmarkt. Der ist wie immer, Virus hin, Virus her: Die Preise steigen. Im Vergleich zum Frühjahr 2020 sind bis Herbst die Kosten für Wohneigentum um bis zu 7,5 Prozent gestiegen. "Weiterhin dynamisch" nennt der Immobilienverband Deutschland (IVD) diese Entwicklung in seinem Herbstgutachten. "Eine fühlbare Bewegung am Markt mit deutlich steigenden Preisen" konstatieren die IVD-Experten. "Die zentralen Top-Lagen sind in München besonders gefragt."

Die Marktforscher um Stephan Kippes konstatieren eine "stabile Nachfrage", trotz Corona. Man müsse allerdings abwarten, ob sich mögliche Entlassungswellen in großen Betrieben auf den Immobilienmarkt auswirken. Verunsicherung gebe es derzeit bei den Banken, die eine höhere Liquidität bei der Kreditvergabe erwarteten. Das mache es vor allem Anlegern im mittleren Einkommensbereich schwer, Immobilien zu erwerben.

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Baugrundstücke für Einfamilienhäuser sind in München um 7,5 Prozent teurer geworden seit dem Frühjahr, Flächen für Geschosswohnungsbau um 2,8 Prozent. "Ungebrochen hoch" sei die Nachfrage nach solchen Grundstücken, "das Angebot verschwindend gering". Freistehende Einfamilienhäuser (plus 5,6 Prozent) und neugebaute Reihenmittelhäuser (plus 5,3) sind ebenfalls merklich teurer geworden. Der Preis für Eigentumswohnungen, Bestand wie Neubau, ist um gut drei Prozent gestiegen.

Zunehmend an Bedeutung gewännen periphere Lagen, weil im Münchner Umland die Preise nicht ganz so hoch sind. Auch weil die Stadt München in Erhaltungssatzungsgebieten immer öfter von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch mache, ziehe es immer mehr Investoren in das Umland. Das hat auch negative Folgen: Die Verkehrsbelastung steige weiter an.

So spürbar der Preisanstieg im vergangenen halben Jahr war, so drastisch ist er, wenn man die zurückliegenden zehn Jahre betrachtet. Grundstücke für freistehende Einfamilienhäuser sind laut IVD viermal so teuer wie 2010. Die Flächen für Geschosswohnungsbau sind demnach um "nur" das Dreifache gestiegen. Wer eine Eigentumswohnung kaufen will, egal ob neu gebaut oder im Bestand, muss heute gut doppelt so viel auf den Tisch legen wie vor zehn Jahren.

Dieser ungebrochene Trend nach oben sichert München den Spitzenplatz im Ranking der deutschen Städte: Nirgends sind Immobilien auch nur annähernd so teuer wie an der Isar. Während man im Bundesdurchschnitt für einen Quadratmeter einer Eigentumswohnung mit gutem Wohnwert 4380 Euro zahlt, sind in München rund 8000 Euro fällig. Zum Vergleich: Berlin 4000 Euro, Hamburg 4500 Euro, Düsseldorf 4390 Euro, Stuttgart 5150 Euro.

© SZ vom 28.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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