Filmkunst:Über den Horizont

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Matin Ahmadi (links) mit Gesprächspartnern bei den Dreharbeiten zum Film "Imaginäres Paradies". (Foto: Mostafa Rezai)

"Kino Asyl" wird zum Online-Festival

Von Barbara Hordych, München

Matin Ahmadi verließ mit elf Jahren gemeinsam mit seinen Eltern Afghanistan, studierte später in Teheran an der Hochschule für Film, arbeitete ein Jahr lang beim Fernsehen im Iran im Dokumentarfilmbereich. Seit 2002 lebt der heute 43-Jährige in München. Auch wenn er das Leben seiner Familie - er hat Frau und zwei Kinder - als Taxifahrer und jetzt, pandemiebedingt, als Pizzabote finanziert, ist seine Leidenschaft für den Film immer noch existent.

Bei der sechsten Ausgabe von "Kino Asyl", organisiert von Thomas Kupser vom Medienzentrum, stellt er eine Ausnahme dar. Als einziger (und ältester) der neun Erwachsenen mit Fluchterfahrung, die von 29. November an in der rein digitalen Ausgabe des Festivals Filme aus ihrer Heimat präsentieren, empfiehlt er mit "Imaginäres Paradies" einen Beitrag, den er selbst gedreht hat. Er erzählt darin die Geschichte des jungen afghanischen Einwanderers Ali Korosh, der in München als Filmemacher arbeiten will. "Es fühlt sich an wie ein Film über mich selbst, er kämpft mit den Problemen, wie ich sie auch hatte und habe", sagt Ahmadi.

Matin Ahmadi (links) mit Gesprächspartnern bei den Dreharbeiten zum Film "Imaginäres Paradies". (Foto: Mostafa Rezai)

Es ist bereits das zweite Mal, das er sich bei "Kino Asyl" beteiligt - im vergangenen Jahr war seine mutige Dokumentation "1000 Frauen wie ich" zu sehen, vorgestellt von einem Freund, der früher in Kabul als Kameramann tätig war. Das Porträt einer jungen Frau, die sich nach dem Tod des Vaters und der Neuverheiratung der Mutter im vom Krieg zerrütteten Kabul als Prostituierte durchschlagen muss. "Auch wenn sie zwei Selbstmordversuche unternahm, hat sich ihr Schicksal letztendlich zum Guten gewendet", berichtet Ahmadi, der den Film drehte, als er vor einigen Jahren sein Heimatland besuchte. Mittlerweile lebe sie mit ihrer kleinen Tochter in Amerika.

Solche Schicksale bilden die Folie auch für eher heitere Filme wie " Our Kind Of Love" (UK, 2018): In dem Kurzfilm von Azeem Bhati und Elham Ehsas verlässt die junge Samira ihre Heimat Afghanistan, um in London einen dort geborenen jungen Afghanen zu heiraten. Dabei ist Samira gut ausgebildet, sie hat in Afghanistan die Hochschule besucht, liebt ihren Vater und ihre kleine Schwester. Trotzdem: Wenn es die Chance gibt zu gehen, ergreift man sie, erklärt sie Harun unumwunden bei ihrem ersten Date in einem Lokal. Der wiederum hat beschlossen, für seine Heirat "nicht den westlichen Weg" einzuschlagen. Sondern auf Anraten seiner Mutter die traditionelle Methode zu wählen: erst heiraten, dann kennenlernen. Nach 15 Minuten Film ist man als Zuschauer überzeugt: Auch dieser Weg kann gelingen, irgendwie, wenn man Glück hat.

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Kino Asyl , Sonntag, 29. November, bis Sonntag, 13. Dezember, alle Filme auf www.kinoasyl.de

© SZ vom 28.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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