Gröbenzell:Bauausschuss rettet stattliche Fichte

GRÖBENZELL:  Bäume auf Grundstück

Diese Fichte steht der Errichtung einer Container-Anlage für eine neue Kindertagesstätte in Gröbenzell nun nicht mehr im Wege.

(Foto: Leonhard Simon)

Knappe Mehrheit votiert für Umplanung der Errichtung einer neuen Kindertagesstätte in Gröbenzell

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die Gemeinde benötigt dringend Betreuungsplätze für Kinder. Der Gemeinderat beschäftigt sich bereits seit Januar 2019 mit der Errichtung einer vorübergehenden viergruppigen Kindertagesstätte. In diesem März beauftragte das Gremium die Bauverwaltung, auf einem Grundstück an der Augsburger Straße eine entsprechende Einrichtung "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" umzusetzen. Im Juli ergänzte es, dass das Vorhaben für die nächsten fünf Jahre mit einer angemieteten Containeranlage errichtet werden soll. Wie vor kurzem im Gemeinderat bekannt wurde, ist das Projekt nun wegen einer schätzungsweise 60 Jahre alten Fichte um mehrere Wochen verzögert worden. Mit dem Erfolg, dass der Baum nun erhalten werden kann, da das Bauamt inzwischen eine entsprechende Alternative ausgearbeitet hat.

Anfang Oktober hätte der Bauausschuss eine Antrag auf Vorbescheid für die von der Bauverwaltung erarbeitete Planung mit einem Längsbaukörper entlang der Augsburger Straße behandeln sollen. Dann wäre das Projekt in die nächste Phase des Bauvorhabens eingetreten. Da aber offenbar bei dem Termin einigen Mitgliedern zum ersten Mal klar wurde, dass die Genehmigung eine Fällung der Fichte nach sich ziehen würde - und das für ein auf fünf Jahre ausgelegt es Projekt - gab es für die Genehmigung keine Mehrheit. Stattdessen wurde dieser paar Tagesordnungspunkt zurückgestellt und die Bauverwaltung beauftragt, eine Alternative arbeiten, bei der die Fichte am Leben bleibt. Tatsächlich konnte Bauamtsleiter Markus Groß den Gemeinderätin auf der jüngsten Sitzung eine solche Alternative präsentieren. Der Baukörper ist quadratisch und somit stört die Fichte nicht mehr. Ein weiterer Vorteil dieser zweiten Variante: Die Containeranlage ist so positioniert, dass sie die Außenanlage mit dem Spielplatz von den Nachbarn abschirmt.

Kindergartenreferentin Anita Rieger (CSU) kritisierte mit Blick auf nach ihrem Wissen 70 Kinder, die für Krippe oder Kindergarten auf der Warteliste stünden, den vom Bauausschuss verursachten Zeitverlust. "Ich möchte den Eltern im September nicht erklären, dass wir die zeitliche Verzögerung in Kauf genommen haben, um diese Fichte nicht zu fällen", erklärte sie und warb dringend dafür, für die erste Variante zu stimmen. Auch aus der SPD meldeten sich Stimmen für diese Variante. Namens seiner Fraktion empfahl Peter Falk, "diesen Weg konsequent weiter zu gehen und sich nicht immer wieder Umwege zu suchen."

"Es war einvernehmlich, dass man in dieser Sitzung zu keiner Lösung kommt", entgegnete der Zweite Bürgermeister und Leiter des Bauausschusses, Martin Runge (Grüne), der Referentin. Zudem habe das Bauamt versichert, dass eine neue Planung keine Verzögerung mit sich bringe. Dieser These, die in der Diskussion schon einige Male erwähnt worden war, widersprach der Bauamtschef. Er habe lediglich gesagt, dass das gesamte Vorhaben ohne einen Vorbescheid nicht weiterkomme. Aber natürlich wäre das Verfahren nun sechs Wochen weiter, wenn der Antrag Anfang Oktober vom Bauausschuss bewilligt worden wäre, stellte Groß klar. So aber seien nun Wochen verstrichen, die unabhängig von der Variante nicht mehr aufzuholen seien. Runge hatte das offenbar anders verstanden. Er betonte: "Die Botschaft war ganz eindeutig, dass wir keine Zeit verlieren werden."

Gärtnermeister Helmut Berger (UWG) unterstrich, dass besagte doppelstämmige Fichte eine der schönsten im ganzen Ort sei. Der Bauausschuss habe Anwohnern oft die Fällung deutlich schlechter erhaltener Fichten untersagt, erinnerte er an die Vorbildfunktion der Gemeinde. Seine Fraktionskollegin Karin Spangenberg ergänzte, dass der Baum dort seit Jahrzehnten wachse und nun wegen eines zeitlich begrenzten Projekts gefällt werden soll. "Ich find's einen Wahnsinn", sagte sie. Auch Bürgermeister Martin Schäfer, ebenfalls UWG und gelernter Forstwirt, setzte sich für Variante zwei ein, "weil eine Fichte, die wir heute pflanzen, wird nie mehr hundert Jahre alt", spielte er auf den Klimawandel an. Die Fichte an der Augsburger Straße habe diese Möglichkeit noch. Das Votum für die zweite Variante fiel schließlich mit 15:14 denkbar knapp aus.

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