Atmosphäre:Mit Grüßen aus der Sahara

Sandsturm auf den Kanaren

Ein Sandsturm nähert sich den Kanarischen Inseln vor der Küste Marokkos.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im Juni trieb ein ungewöhnlicher Staubsturm große Mengen Sand aus Afrika über den Atlantik. Nun spekulieren Forscher über einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Von Marlene Weiß

Es ist eines der vielen Ereignisse des Jahres 2020, die von einer Welt im Bann der Pandemie wenig Aufmerksamkeit bekommen haben. Dabei war es wirklich außergewöhnlich: Vom 14. bis zum 19. Juni schleuderte ein gewaltiger Staubsturm über der Sahara Sand bis in 6000 Meter Höhe. Dort wurden die Partikel von einem ungewöhnlich starken Höhenwind erfasst und quer über den Atlantik bis nach Nord- und Südamerika transportiert. Über Teilen des Ozeans war die mit Satelliten erfasste Staubkonzentration weit höher als je zuvor gemessen. (Im Bild ist ein Staubsturm aus dem Frühjahr zu sehen)

Es war ein Ereignis, bei dem viele Faktoren zusammenkamen. Aber war das reiner Zufall? Ein Team um Diana Francis von der Khalifa University in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat nun die Bedingungen analysiert, die zu dem "Godzilla-Sturm" geführt hatten. Demnach könnte auch die starke Erwärmung der Arktis eine Rolle gespielt haben.

Alles fing an mit einem ungewöhnlichen subtropischen Hochdrucksystem vor der Küste der Sahara. Gemeinsam mit einem angrenzenden Tief im Osten schaufelte es hartnäckig starke Winde aus nordöstlicher Richtung über die Wüste, die schließlich den Staubsturm anfachten. Zugleich intensivierte die Strömung rund um das Hoch den afrikanischen Ost-Jet, einen Höhenwind, der den aufgewirbelten Staub dann weiter nach Westen transportierte, Richtung Karibik und südliche USA.

Dieses Hochdrucksystem wiederum entstand laut der Analyse nicht isoliert, sondern war in ein globales Wellenmuster des Höhenwinds eingebettet, das sich im Juni um den ganzen Planeten erstreckte. Manches deutet darauf hin, dass eine geringe Ausdehnung des arktischen Meereises zu solchen Wellenmustern beitragen könnte, wie das Team um Francis anmerkt. Tatsächlich gab es in diesem Sommer wenig Meereis rund um den Nordpol.

Was auch immer der Grund war: Der Staub, der durch solche Phänomene über den Erdball verteilt wird, bleibt seinerseits nicht folgenlos. Der Staub düngt Ozeane und andere Ökosysteme mit Nährstoffen wie Eisen. Vermutet wird ein Einfluss auf die Sturmaktivität über dem Atlantik, weil die Partikel Sonnenlicht reflektieren und so die Wasseroberfläche kühlen. Auch in Europa legt sich immer wieder eine rötliche Schicht Saharastaub ab. Zuweilen fällt "Blutregen", der Himmel färbt sich gelblich, Morgen- und Abendrot kann der Staub intensiver machen.

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