Tourismus:Was hinter den Tui-Zahlen steckt

Lesezeit: 2 min

Ostsee oder Mittelmeer - viele Menschen sehnen sich danach, zu verreisen. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Der Umsatz des Reisekonzerns ist extrem eingebrochen, trotzdem zeigt sich Tui optimistisch. Die Geschäftszahlen allerdings lassen einige Fragen offen.

Von Lea Hampel, München

Der Tui-Konzern verbreitet zum offiziellen Abschluss seines Geschäftsjahres trotz eines Milliardenverlustes Optimismus. Man habe das Unternehmen durch "sehr schnelle Kosten- und Liquiditätsmaßnahmen, eine beschleunigte Neuausrichtung und unser flexibles Geschäftsmodell" durch die Krise gesteuert, sagte CEO Fritz Joussen bei der Bekanntgabe der Zahlen.

2020 war der Umsatz mit Reisen bedingt durch die Corona-Pandemie zeitweise um mehr als 95 Prozent eingebrochen. Nun interpretiert man im Konzern vor allem die Aussichten auf das kommende Jahr vergleichsweise positiv: Das Angebot für den Mai 2021 beispielsweise sei bereits zu 50 Prozent gebucht. Die Buchungen für den Sommer lägen zu drei Prozent über denen des Jahres 2019. Weniger optimistisch ist schon der kurzfristigere Blick nach vorne. Die Buchungen für die Wintersaison liegen 82 Prozent unter der Zahl des Vorjahrs. Der Gesamtumsatz lag bei 7,9 Milliarden Euro, im Jahr 2019 waren es noch knapp 19 Milliarden Euro gewesen. Der Verlust vor Zinsen und Steuern betrug drei Milliarden Euro - im Jahr 2019 waren es noch 894 Millionen Euro Gewinn gewesen. Derzeit verfüge Tui über liquide Mittel in Höhe von 2,5 Milliarden Euro.

Corona-Hilfen
:Keine Mittel für die Mitte

Die neue Kapitalspritze für die Tui sorgt für Kritik in Branche und Politik. Dahinter stecken mehrere Ursachen - und ein grundsätzlicher Verteilungskonflikt.

Von Lea Hampel

Die Zahlen lassen viele Fragen offen

Dennoch steht hinter vieler dieser Zahlen ein Fragezeichen. Die nicht durchweg schlechten Ergebnisse dürften auch daher stammen, dass das Geschäftsjahr der Tui im Oktober, also lange vor der Pandemie, begonnen hat und bis Februar überdurchschnittlich gut war. Doch auch die Details haben es in sich.

So ist beispielsweise von einer Buchung des Mai-Angebots zu 50 Prozent die Rede. Doch das Angebot als solches liegt ohnehin nur bei 80 Prozent des Vorjahres. Auch besteht die Hälfte der für den Sommer 2021 verzeichneten Buchungen aus Umbuchungen beziehungsweise eingelösten Gutscheinen, für die kein neues Geld fließen dürfte. Zudem wird in den liquiden Mitteln, die Tui mit 2,5 Milliarden Euro angibt, bereits das dritte Hilfspaket einberechnet. Kritik dürfte die angekündigte Kosteneinsparung hervorrufen. Bisher waren 300 Millionen Euro das offizielle Ziel, das wird nun auf 400 Millionen Euro erhöht.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass Tui ein neues Paket mit Hilfsgeld in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erhält. Es besteht aus staatlichen Beteiligungen, zusätzlichem Geld bisheriger Investoren und erweiterten Kreditbedingungen. Die Reaktionen darauf waren skeptisch, unter anderem von der Opposition und von Mitbewerbern, aber auch aus dem Wirtschaftsrat der CDU. Noch ist das Paket weder durch die Europäische Kommission noch die Aktionäre abgesegnet. Unter anderem hatten die Gewerkschaften gefordert, dass mit weiterer Unterstützung durch den Staat auch sichergestellt sein müsse, dass Arbeitsplätze in Deutschland geschützt seien.

Bei Tui scheint man an einem Weg zurück in Verhältnisse wie vor der Pandemie kaum Zweifel zu haben oder will sie zumindest nicht zeigen. Man habe "das Schlimmste hinter sich", sagte Joussen in einer Telefonkonferenz. Er hofft auf große Reiselust nach der Krise und höhere Preise. "Das nächste Jahr muss eines der guten Marge werden", so Joussen. Im Konzern geht man davon aus, dass Pauschalreisen beliebter werden und der Urlaubssektor sich schneller erholen werde als andere Bereiche der Wirtschaft. Man sei "bereit für eine zügige und erfolgreiche Wiederaufnahme der Reisetätigkeiten", sagte Joussen. "Wir sind gerüstet für den Neustart nach der Krise." An Nachfrage mangele es jedenfalls nicht. Dass der Neustart dennoch an dem Ende eines Lockdowns, offenen Zielgebieten und der Verbreitung sowohl von Schnelltests als auch einem Impfstoff hänge, wollte selbst der Konzernchef nicht leugnen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: