Posse:"Die Partei" will Grafinger Mauerdenkmal verlängern

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Zwischenzeitlich sah das Mauerdenkmal im Grafinger Stadtpark einmal so aus. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

So könne "eine gemeinsame kommunalpolitische Linie entstehen. Öffentliche Plätze in Grafing zuzubetonieren hat ja Tradition."

Von Thorsten Rienth, Grafing

Eigentlich hätte diese Woche ein Grafinger Arbeitskreis tagen sollen, um über den Abriss des umstrittenen CSU-Einheitsdenkmals im Stadtgarten zu beraten. Doch das Treffen wurde abgesagt. Die "Grafinger Mauer" bleibt also erst einmal stehen. Örtliche Mitglieder der Satirepartei "Die Partei" nehmen es mit Humor: "Wir begrüßen die Aktion der CSU, ungefragt Betonblöcke in öffentlichen Parks zu platzieren, wir glauben nur, es braucht noch viel mehr davon. Hieraus kann vielleicht auch eine gemeinsame kommunalpolitische Linie entstehen. Öffentliche Plätze in Grafing zuzubetonieren hat ja Tradition."

Es müsse sichergestellt werden, dass die Beschädigung und der Missbrauchs des Mauerstücks in Zukunft unmöglich werde, heißt es in der von Georg Schlechte jun. unterzeichneten Pressemitteilung. Selbige wäre kaum in der Tradition der Satirepartei, würden die Eckpunkte der neuen Leitlinie nicht auch umgehend dargelegt: "Hierzu schlagen wir in einem ersten Schritt vor, die Mauer mit Stacheldraht (NATO-Draht, wahlweise auch Produkte aus dem Osten) zu um- und übergeben (...)." Flutlichtscheinwerfer müssten installiert werden, "um potenziellen Taten den Schutz der Dunkelheit zu nehmen".

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Der Stadtrat vertagt die Debatte über die umstrittene Betonwand. Derweil erhielt die Mauer ein weiteres Mal eine Übermalung.

Von Thorsten Rienth

Was das "Denkmal" selbst angeht, so spinnt "Die Partei" dann den Gedanken des Initiators Thomas Huber (CSU) weiter. Analog zur Berliner Mauer solle sie wieder und wieder malerisch gestaltet und zusammen mit vier Einheitsbäumen zum "wachsenden Denkmal" werden, hatte der Grafinger Landtagsabgeordnete erklärt.

Schlechte schreibt dazu: "Wir schlagen vor, die Mauer in beide Richtungen um einige Kilometer zu verlängern, ein Durchgang könnte beispielsweise in der Bernauerstraße geschaffen werden." Der 28-Jährige spielt damit auf die leicht anders geschriebene Berliner Bernauer Straße an, einem Schauplatz zahlreicher Fluchten und Fluchtversuche von Ost- nach West-Berlin. "Außerdem wird damit getrennt, was getrennt gehört: nämlich Grafing und der Goldberg." Positiver Nebeneffekt sei die enorme Verkehrsberuhigung des Marktplatzes - die Autos stauten sich schließlich am neuen Grenzübergang.

Derweil erhielt das Mauerdenkmal eine weitere Überarbeitung: Unbekannte entfernten die an der Stehle angebrachte Namenstafel der Denkmalstifter. Auch das nimmt "Die Partei" mit Humor. Die Plakette hätte ohnehin nur der "versuchten Verewigung unbedeutender lokaler Wichtigtuer" gedient.

© SZ vom 17.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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