"Massentreffen von Jägern":Ärger über Jagdgesellschaft

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Die Jagd auf Wildschweine ist auch im Corona-Lockdown erlaubt. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Spaziergänger kritisiert, dass sich die Teilnehmer offenkundig trotz der Corona-Auflagen am Lagerfeuer getroffen haben. Tatsächlich ist die Jagd erlaubt.

Von Gabriel Wonn, Marzling

Als Gerhard Roth aus Marzling am vergangenen Wochenende mit seinem Sohn einen Sonntagsspaziergang unternommen hat, hat er eine Entdeckung gemacht, die ihm seither sauer aufstößt. Am Platz vor der Kapelle in Kleinviecht, so gibt er an, standen ,,mehr als zwanzig Fahrzeuge, meist Geländeautos - auch eine Feuerschale mit frisch bereitgelegtem Brennholz war vorhanden". Seine Vermutung, dass eine Jagd stattgefunden hatte, bestätigte sich.

Kritik an Lagerfeuer

Roth weiß mittlerweile, dass das Jagen auch in Zeiten des Lockdowns erlaubt ist, da zum einen die Abstände zwischen den Jägern gewährleistet sind und dadurch zum anderen die Verbreitung von Seuchen unter den Wildtieren eingedämmt wird. Was ihn stört, sind vielmehr die Anzeichen für ein geselliges Beisammensein der Jäger: "Am Lagerfeuer, wo sicher auch Schnaps getrunken wird. Das hat mit der Jagd nichts zu tun. Das ist eine Versammlung und das ist verboten. Auch habe ich überhaupt kein Verständnis dafür, Bewohnern und Besuchern in Alten- und Pflegeheimen allergrößte Einschränkungen abzuverlangen, aber Massentreffen von Jägern zu gestatten."

Der Jagdschutz- und Jägerverein Freising möchte solche Aussagen nicht so stehen lassen. Walter Bott, der Vorsitzende des Vereins, verweist zunächst auf die Bedeutung der Jagd: "Es handelte sich im betreffenden Fall um eine Bewegungsjagd auf Wildschweine. In diesem Revier hatte man bereits das ganze Jahr über Probleme mit Wildschäden. Und es droht die Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest. Diese Jagden sind dringend notwendig, sonst gäbe es schwerwiegende Konsequenzen für die Landwirtschaft."

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Nur Wasser und Limonade

Im Gespräch mit dem Jagdpächter hat sich Bott über den Ablauf der Jagd am Sonntag informiert. Von den rund dreißig Personen seien im Anschluss tatsächlich einige noch zusammengekommen, dies sei aber nur kurz gewesen und es habe statt Alkohol Wasser und Limonade gegeben. Des Weiteren seien die Abstandsregeln eingehalten und Masken getragen worden, "alles wie vorgeschrieben". Und trotz der generellen Genehmigung habe der Jagdpächter gerade wegen der besonderen Corona-Situation zusätzlich sowohl das Landratsamt als auch die Polizei informiert. "Mehr kann man ja nicht machen", sagt Bott.

Gerhard Roths Wut richtet sich aber auch gegen die Polizei, bei der er sich über die Jagdgesellschaft beschwert hatte. Von dieser sei er mit seinem Anliegen "brüsk zurückgewiesen" worden. "Man sollte den mündigen Bürgern danken für Aufmerksamkeit und Achtsamkeit", so der Marzlinger. Seine Vorwürfe reichen hierbei von Nachlässigkeit bis hin zum "Lobbyismus".

Die Freisinger Polizei wehrt sich gegen derlei Anschuldigungen. Sie bestätigt, dass Jagden im Landkreis im Einklang mit dem Infektionsschutzgesetz stünden und daher genehmigt seien. Roths Beschwerde über eine anschließende Versammlung ohne Masken oder Abstände weist man zurück: "Das wäre tatsächlich nicht erlaubt. Das haben wir auch überprüft, konnten allerdings vor Ort keine derartige Feststellung machen."

Gerhard Roth bleibt trotz seines Verständnisses für die Jagd als solche bei seiner Kritik an einer Zusammenkunft der Jäger. Er hält laut eigener Aussage die Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf andere Gesellschaftsbereiche für nicht gegeben. Grundsätzlich plädiert er dafür, dass Versammlungen aller Art verboten werden. Nur dann könne man erwarten, dass die Corona-Maßnahmen von allen Bürgerinnen und Bürgern akzeptiert würden.

Und auch wenn seine Einschätzung in dieser Sache offiziell nicht bestätigt wurde, hält Gerhard Roth seinen Einsatz für durchaus gerechtfertigt: "Die Menschen sollen zumindest zum Nachdenken angeregt werden."

© SZ vom 23.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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