Fränkische Buchenwälder:Streit im Steigerwald: Staatsforsten sägen alte Buchen um

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Stapelweise gefällte Buchen liegen an den Forststraßen im Steigerwald. (Foto: Bund Naturschutz)

Naturschützer und Staatsforsten streiten um die Klimaverträglichkeit einer Fällaktion im fränkischen Steigerwald. Ein Nationalpark könnte den Erhalt der Bäume sichern, doch den lehnt die Staatsregierung seit Jahren ab.

Von Christian Sebald, Markt Ebrach

Im fränkischen Steigerwald werfen Naturschützer den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) massiven Naturfrevel vor. "Wir sehen mit großer Sorge, dass gerade die dicksten Buchen konsequent herausgeschlagen werden und so große Lücken in das Kronendach des Steigerwalds gerissen werden", sagt Ulla Reck vom Freundeskreis Nationalpark Steigerwald. "In Zeiten der Klimakrise mit extremer Hitze und Trockenheit ist das ein großer Schaden für den Laubwald." Die BaySF weisen die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher nannte die Fällaktion einen "schonenden Eingriff", bei dem keine dicken Buchen mit einem Stammdurchmesser von mehr als 80 Zentimetern umgelegt worden seien.

Im Steigerwald mit seinem urtümlichen Buchenwäldern tobt seit vielen Jahren ein massiver Streit um die Einrichtung eines Nationalparks. Die Staatsregierung lehnt ein weiteres solches Großschutzgebiet ab, weil aus ihrer Sicht die Mehrheit der Einheimischen in der Region dagegen ist. Der Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, der Bund Naturschutz (BN), der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Grünen geben dennoch nicht nach. Die Buchenwälder im Steigerwald sind ihrer Überzeugung nach so alt und wertvoll, dass sie unbedingt unter Schutz gestellt werden müssen.

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"Nur noch drei Prozent der Wälder in Deutschland sind alte Buchenwälder, Deutschland hat sich verpflichtet, zehn Prozent der Staatswälder aus der Nutzung zu nehmen", sagt zum Beispiel die bayerische Grünen-Vorsitzende Eva Lettenbauer. "Der Steigerwald ist als potenzielles Weltnaturerbe und größter zusammenhängender Laubwald in Bayern sofort unter Schutz zu stellen." Lettenbauer fordert eine Machbarkeitsstudie für einen Nationalpark im Steigerwald und ein Moratorium für Fällaktionen in dem potenziellen Nationalpark-Gebiet. Aus Sicht von BN und LBV sind alte Buchenwälder "wahre Klimaanlagen". Ihr geschlossenes Kronendach halte sie von Natur aus kühl und feucht und hätte einen positiven Einfluss auf die Grundwasserbildung. Alte, nicht mehr genutzte Naturwälder seien zudem in der Klimakrise widerstandsfähiger und anpassungsfähiger als gewöhnliche Wirtschaftswälder, da sie in den Bäumen und den Böden mehr CO₂ speichern würden als letztere. Zudem seien sie ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt.

Die Staatsforsten begründen die umstrittenen Fällaktionen damit, dass sie im Steigerwald einen "klimastabilen und widerstandsfähigen Mischwald mit mindestens vier Baumarten" herstellen wollen. Um die vielfältigen Funktionen des Waldes zu erhalten, gingen die Förster und Waldarbeiter dabei sehr sorgfältig vor, sagte ein Sprecher.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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