NBA-Basketballer bei den Lakers:Schröder schaltet auf Charmeoffensive

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Dennis Schröder (rechts) spielt jetzt bei den LA Lakers - und er könnt dort bald fürstlich verdienen. (Foto: Jayne Kamin-Oncea/USA Today Sports)

Anfangs wollte Deutschlands bester Basketballer gar nicht zu den Lakers, jetzt schwärmt Dennis Schröder von seinem neuen Klub - er hat sportlich und finanziell beste Perspektiven.

Von Jonas Beckenkamp

Das Leben als Profi-Basketballer in den USA beinhaltet so manche Strapaze. Zum Beispiel jene, dass in der NBA auch über die Feiertage reger Spielbetrieb herrscht. Für Dennis Schröder ist das nichts Neues, er macht den Job ja nun schon ein paar Jahre, aber diesmal läuft über Weihnachten doch einiges anders. Schröder ist mit seiner Familie nach Los Angeles gezogen, weil er nun ein wahrhaftiger Laker ist. Und mit seinem neuen Klub hat er gerade seine ersten beiden Partien in der neuen Saison absolviert.

Nach einer Niederlage zum Start vor Weihnachten gegen die Clippers durfte der deutsche Nationalspieler nun seinen ersten Sieg feiern. Es war ein deutliches Zeichen der Lakers, dass sie mit Schröder sogar noch ein wenig stärker sind, als sie es beim Titelgewinn zuletzt ohnehin schon waren. Beim 138:115 gegen die Dallas Mavericks gab es für ihn das Wiedersehen mit seinem Nationalteam-Kollegen Maxi Kleber - viel wichtiger war aber Schröders erneut überzeugender Auftritt: 18 Punkte bei wohl temperierter Wurfauswahl, dazu sechs Vorlagen, das bescherte ihm reichlich gute Laune.

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Schröder gewöhnt sich noch ein in Kalifornien, doch schon jetzt ist ersichtlich, dass es für ihn und seinen Verein Sinn ergeben würde, seinen Einjahresvertrag vorzeitig zu verlängern. Der Braunschweiger selbst zeigte sich über seine neue Umgebung jedenfalls hoch erfreut. Ginge es nach ihm, könnte sein Engagement in LA ruhig länger dauern, dabei hatte er noch kurz vor seiner Ankunft aus Oklahoma vor knapp sechs Wochen Zweifel an dem Wechsel geäußert. Schröder wollte ursprünglich gerne bei den Thunder bleiben, doch als der Trade beschlossen wurde, hatte er den Regularien gemäß nichts mitzureden. Nun also die Lakers, es gibt Schlimmeres.

Schröder winkt der dickste Vertrag seines Profilebens

Nach der Dallas-Partie lobte Schröder die "tolle Organisation" in Los Angeles und die Möglichkeit, neben LeBron James zu spielen. Ein Fakt, der ihm wohl allerbeste Chancen auf den Titel garantiert - und wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, eine Menge Geld als Zusatz. "Sicherlich möchte ich verlängern", verkündete der 27-Jährige am traditionellen Weihnachtsspieltag zu Hause in LA. So offensiv hatte man das von ihm bisher noch nicht gehört.

"Ich würde es liebend gern machen, aber es muss für beide Seiten fair sein. Das ist alles, was ich dazu sage." Fair bedeutet in dem Fall: bei stattlicher Entlohnung, denn Schröder steht im kommenden Jahr vor der einmaligen Chance, einen Vertrag als Free Agent zu unterschreiben, der ihm ein Maximalgehalt einbringt. Es geht also um viele Millionen Dollar, aber eben nicht nur.

Nach dem Tauschgeschäft mit seinem Ex-Klub Oklahoma bleibt ihm bei den Lakers auf dem Papier erst einmal nur ein Vertragsjahr. So wollte er es selbst, um in Kürze einen neuen, höher dotierten Vertrag für die Zukunft auszuhandeln. Nach der laufenden Spielzeit läuft Schröders derzeitiges Arbeitspapier aus, spätestens dann dürfte Zahltag sein. Wie in der NBA üblich, pokert Schröder, er wollte laut einem Bericht des Sportsenders ESPN nicht gleich die erstbeste Offerte der Lakers auf einen Zweijahresvertrag annehmen - er will mehr. Mit 27 ist er alters -und leistungsmäßig an dem Punkt seiner Karriere, an dem er selbst Forderungen stellen kann.

Mit Geduld und etwas Verhandlungsgeschick könnte er bald gehörig abkassieren. Und das - der entscheidende, andere Punkt - bei sportlich exzellenten Perspektiven: Mitte Februar wären die Lakers in der Lage, für vier Jahre 83,3 Millionen Dollar aufzubieten, um Schröder langfristig, sprich für vier oder fünf Jahre, zu binden. Wenn es dazu kommt, wäre es der mit Abstand dickste Vertrag seines Profilebens.

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Wohl auch deshalb schaltete der Deutsche zuletzt auf Charmeoffensive beim Traditionsklub und Titelverteidiger. "Meine Teamkollegen sind großartig, die Menschen hier tun alles für dich und deine Familie", schwärmte Schröder. "In dieser Umgebung kannst du dich einfach nur darauf konzentrieren, Basketball zu spielen", berichtete der Spielmacher über seine ersten Wochen in LA.

"Wir sind begeistert, dass wir ihn hier haben", sagt Lakers-Coach Frank Vogel über Schröder

Dass es zwischen ihm und den Lakers passen würde, hatten ohnehin die Wenigsten bezweifelt. De facto brauchte die Mannschaft genauso einen Typ wie Schröder. Sein Ehrgeiz, sein flinken Beine und sein Organisationstalent geben dem Team deutlich mehr Möglichkeiten. Dank Schröder kann sich der inzwischen 35 Jahre alte James mehr aufs Scoring konzentrieren und muss nicht auch noch die Bälle verteilen.

In den ersten Auftritten deutete Schröder exakt jene Qualitäten an, für die man ihn in die Stadt lotste: Er zieht mit Raserschritten zum Korb, trifft notfalls auch von der Dreierlinie und wuselt auch sonst an allen Enden des Parketts munter herum. Gegen die Clippers schaffte er mit 18 Zählern, 12 Rebounds und acht Assists beinahe ein sogenanntes "Triple Double" (zweistellige Statistiken in drei Kategorien). "Dennis ist ein dynamischer Spieler. Wir sind begeistert, dass wir ihn hier haben", lobte Lakers-Coach Frank Vogel seinen neuen Aufbaustrategen. "Er ist defensiv eine Plage für den Gegner, verteidigt über das ganze Feld. Dazu kann er besser als jeder andere Spieler unseres Teams zum Korb ziehen."

Neu sind diese Attribute nicht, Schröder beweist in der NBA seit Jahren sein enormes Können. In der Vorsaison landete er aufgrund dieser Fähigkeiten bei der Wahl des besten Ersatzspielers der Liga auf Platz zwei. Neu ist indes, dass er bei einem Klub spielt, der es ins NBA-Finale schaffen kann, wenn nicht gar muss. Der letzte Deutsche mit derartigen Chancen ist inzwischen in Rente. Er heißt Dirk Nowitzki. Hinzu kommt, dass Schröder jetzt wieder dauerhaft in der Startformation steht, so wie in seinen letzten Jahren in Atlanta, wo er statistisch gesehen seine blühendste Zeit hatte. Aber um Zahlen und Punkteausbeuten geht es ihm nicht mehr so sehr. Schröder ist ein Laker, um zu gewinnen.

"Ich bin ein Teamspieler", erklärte er zu seiner Rolle in Los Angeles neben all den Größen wie James, Anthony Davis oder Marc Gasol - sie alle profitieren von den Räumen, die Schröder mit seinen Dribblings, seinem Turbo-Antritt schafft. Und ihr frischer Antreiber meint es offenbar ernst, wenn er sagt: "Was immer es braucht, das werde ich tun." Noch ist diese von Corona geprägte Saison jung, die Strapazen mit langen Auswärtsreisen und knackigen Gegnern kommen erst noch, aber wenn der Beginn eines zeigte, dann das:

Und so berichten Experten in den USA schon vom Ausgangspunkt einer erfolgreichen sportlichen Beziehung zwischen dem Mann aus Germany und dem Klub in Gelb und Violett. "Das könnte der Beginn einer langfristigen Bromance zwischen Schröder und den Lakers werden", jubilierte die Los Angeles Times, "eine, die Sinn für beide Seiten ergibt und von der beide profitieren." Und dafür lohnt es sich doch, ein paar Strapazen auf sich zu nehmen.

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