Premiere:Renate Ries ist Moosachs erste Ehrenbürgerin

Ehrenbürgerin Renate Ries

Bürgermeister und Ehrenbürgerin: Michael Eisenschmid übergibt bei der Gemeinderatssitzung eine Urkunde und Blumen an Renate Ries.

(Foto: Gemeinde Moosach/oh)

Sie war in den 80er-Jahren die erste Gemeinderätin am Ort, nun wird Renate Ries als erste Frau zur Ehrenbürgerin ernannt.

Von Andreas Junkmann, Moosach

Der Ort Moosach im Süden des Ebersberger Landkreises hat eine neue Ehrenbürgerin: Renate Ries ist vom Gemeinderat einstimmig mit dieser besonderen Würde bedacht worden - als erste Frau in der über 1200-jährigen Dorfgeschichte. Es ist eine Vorreiterrolle, die die 74-Jährige bereits kennt, denn Ries war in der Vergangenheit auch lokalpolitisch die Nummer eins am Ort. Als erste Gemeinderätin musste sie sich in dem damals von Männern dominierten Gremium behaupten - und tat dies mit Bravour. Von ihrer Herzensgemeinde nun die Ehrenbürgerwürde für besondere Verdienste verliehen zu bekommen, freue sie deshalb umso mehr.

Bis sich diese Freude tatsächlich auch breit machen konnte, dauerte es einige Momente, wie sich Renate Ries erinnert. Als sie unter einem Vorwand zur jüngsten Moosacher Gemeinderatssitzung Mitte Dezember eingeladen worden war, habe sie von der Auszeichnung nichts geahnt. "Es war fast ein kleiner Schock", sagt sie und lacht. Alle hätten bereits Bescheid gewusst, nur sie selbst nicht. Die Überraschung ist aber schon bald der Dankbarkeit gewichen: "Man freut sich natürlich schon", sagt Ries, die früher in Glonn als Lehrerin gearbeitet hat und nun neben dem ehemaligen Bürgermeister Siegfried Eisenschmid senior eine von zwei Moosacher Ehrenbürgern ist.

Die Gemeinde hätte sich für die erste Verleihung dieser Würde an eine Frau keine Bessere als Renate Ries aussuchen können, prägt sie doch seit nunmehr 50 Jahren aktiv das Dorfgeschehen. 1969 ist die gebürtige Münchnerin nach Moosach gekommen und hat dem Ort seither durch unzählige Stunden an ehrenamtlichem Engagement ihren Stempel aufgedrückt. In mühevoller Kleinstarbeit sammelt und wertet Ries etwa seit mehr als 40 Jahren Unterlagen zur Moosacher Dorfgeschichte aus. Nicht weiter verwunderlich, dass sie im Rahmen der Dorferneuerung in den Vorstand des dazu gegründeten Arbeitskreises gewählt worden ist.

Zusammen mit den sechs weiteren Mitgliedern hat Renate Ries über die Jahre mehrere Ausstellungen organisiert. Langfristiges Ziel des "AK Geschichte und Kultur" war es aber, die 1990 erstmals erschienene Dorfchronik neu aufzulegen. Nach fünf Jahren intensiver Arbeit ist 2015 schließlich das neue Moosacher Heimatbuch erschienen - zwei dicke Bände in einem stabilen Schuber. An dessen Entstehung war Ries federführend beteiligt. "Wir sind durchs Dorf gegangen und haben viele Haushalte besucht", erinnert sich die neue Ehrenbürgerin. Aus zahlreichen Fotos und Dokumenten sei schließlich die Chronik entstanden.

Doch nicht nur als Expertin der Ortsgeschichte hat sich Ries in Moosach einen Namen gemacht, auch in der Lokalpolitik hat sie große Spuren hinterlassen - nicht zuletzt als erste Gemeinderätin. 1984 ist die heute 74-Jährige für die CSU das erste Mal in das Gremium gewählt worden, dem sie schließlich zwölf Jahre lang angehörte. Gerade die Anfangszeit war aber keine einfache, wie sich Ries erinnert. "Wir brauchen da keine Frau", habe es damals geheißen. "Das war schon schwer." Entsprechend viel Respekt habe sie auch vor dem Amt gehabt, sagt Ries. "Aber es hat mich schon gejuckt."

Die Wahl selbst hätte knapper kaum sein können, erst die Nachzählung brachte Klarheit: Ries setzte sich mit drei Stimmen Vorsprung gegen ihren Konkurrenten durch. So viel Gegenwind sie damals auch bekommen hat, so wenig will Ries die Zeit im Gemeinderat missen. Diese sei sehr lehrreich gewesen, habe Spaß gemacht und: "Ich habe mir den Respekt erarbeitet und bin anerkannt worden."

Den Respekt der Gemeinde für ihr Lebenswerk hat Renate Ries jetzt auch schwarz auf weiß, als Bürgermeister Michael Eisenschmid (CSU) die Ehrenbürger-Urkunde überreichte. Für den Rathauschef eine Selbstverständlichkeit: "Kultur entsteht und lebt nicht von allein. Sie braucht Menschen wie Renate Ries, um organisiert und vermittelt zu werden. Menschen, die Verantwortung übernehmen, sich auch der Kritik stellen, aber doch immer wieder ausgleichend im Interesse des Ganzen wirken", sagt Eisenschmid, der das "unermüdliche Engagement" von Ries hervorhebt. "Ohne Menschen wie Renate Ries sähe ein Dorf wie Moosach anders aus", so der Bürgermeister.

Die Geehrte selbst weiß an ihrer Heimatgemeinde vor allem zu schätzen, dass diese so lebendig ist, wie sie selbst sagt. Ries verweist etwa auf die zahlreichen Kulturangebote, zu denen nicht zuletzt das weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Meta-Theater gehört. Außerdem, so Ries, liebe sie die Natur rund um den Ort und die Einwohner, mit denen man jederzeit ratschen könne. Allzu viel Zeit bleibt Renate Ries dafür aber gar nicht. Neben ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten, halten die 74-Jährige auch ihre fünf Enkel auf Trab - die nun seit Kurzem eine Ehrenbürgerin als Oma haben.

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