Ob sie gewonnen oder am Ende doch verloren haben, steht nicht fest; die Parteien haben sich auf Vertraulichkeit verständigt. 2019 haben fünf Moderatorinnen des New Yorker Kabelsenders NY1 Klage gegen ihren Arbeitgeber eingereicht. Kristen Shaughnessy, Jeanine Ramirez, Vivian Lee und Amanda Farinacci warfen, angeführt von der vielfach ausgezeichneten 62-jährigen Roma Torre, ihrem Sender vor, sie würden nicht nur wegen ihres Geschlechts, sondern auch wegen ihres Alters diskriminiert. Es ging um Präsenz auf dem Bildschirm, es ging um Gehaltsfragen, es ging auch um die Praxis des Senders, jüngere, weniger erfahrene Frauen einzustellen, die dafür bescheidenere Gehaltsvorstellungen mitbrachten. Die fünf Klägerinnen sind zwischen vierzig und sechzig, verglichen mit der Besetzung von etwa Fox News auffallend unblond und bei den zwei Millionen Abonnenten so beliebt, dass ihnen auf Twitter sogar Gouverneur Andrew Cuomo eine Träne nachschickte.
Denn nach anderthalb Jahren endete das Verfahren an Silvester mit einem Vergleich: Es sei, erklärten die fünf Frauen, "im Interesse aller Parteien, dass dieser Rechtsstreit beendet wird. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, dass wir getrennte Wege gehen". Über die Modalitäten des Vergleichs ist nichts bekannt; die Abfindung dürfte, obwohl der Sender die Vorwürfe öffentlich bestritt, erheblich gewesen sein. Die Frauen sind vom Bildschirm geputzt, der Sender hat Ruhe.
Die Klage, auch wenn sie damit zurückgezogen ist, verweist auf eine fernsehbekannte Ungerechtigkeit. Die heute-Moderatorin Petra Gerster hat zum Beispiel offen bekannt, dass sie sich mit vierzig gezwungen sah, die Schlupflider korrigieren zu lassen. Über den Druck dahinter wird selten gesprochen. "Im Fernsehen", hat Roma Torre in einem Interview mit der New York Times resigniert erklärt, "altern Männer mit einer gewissen Würde, während für Frauen irgendwann das Haltbarkeitsdatum überschritten ist".