An Marc Benioff, 56, ist alles groß, die Statur, das Ego und der Wille, seine Firma Salesforce groß und immer größer zu machen. Er hatte die richtige Idee zur richtigen Zeit und die Kraft, sie auch umzusetzen. Cloudsoftware, das war 1999 bei der Gründung von Salesforce etwas, das noch kaum einer kannte. Microsoft, SAP oder auch Oracle brauchten noch Jahre, um zu erkennen, welches Potenzial darin steckt.
Zeit, die Salesforce nutzte, um sich einen Vorsprung bei dieser Technologie zu verschaffen. Viele Firmen verwalten ihre Kundenbeziehungen mittlerweile via Cloud mit Salesforce-Produkten. Sieht man nur aufs Cloud-Geschäft, hat Salesforce etwa SAP längst überholt. Microsoft hat die Kurve schneller gekriegt und ist sehr erfolgreich mit seinen Cloud-Angeboten, doch das hält einen wie Benioff natürlich nicht auf. Dass Salesforce nun die Kommunikationsplattform Slack kaufen will, kann man nämlich auch als ziemlich unverhohlenen Angriff auf Microsoft sehen. Doch was haben Benioff und seine Leute damit vor? Slack könnte, wenn die technische und organisatorische Integration gelingt, eine Art verbindender Kitt werden zwischen den vielen Salesforce-Anwendungen, die es mittlerweile gibt.
Es könnte aber auch die Schwelle senken für Kunden, künftig die Salesforce-Software zu nutzen, denn manche der Anwendungen sind bislang eher gedacht für größere Mittelständler oder Konzerne. Slack mit seiner Fähigkeit, Anwendungen von Drittanbieter einzubinden und damit leicht zugänglich zu machen, könnte dabei helfen.
Salesforce hatte bisher allerdings kein Glück mit Kommunikationsanwendungen. Ob es mit Slack nun besser funktioniert, muss sich erst zeigen. Einen ganzen Zoo an verschiedenen Anwendungen einzubinden, das ist keine leichte Aufgabe, und dann müssen die Kunden das ja auch noch gut finden. Interessant wird auch sein zu sehen, was die bisherigen Kunden von Slack dazu sagen. Auch Slack selbst muss ja weiterentwickelt werden, nichts ist in der Welt der Daten schlimmer als stehen zu bleiben.
In dem 27,7-Milliarden-Dollar-Deal steckt also ein ziemliches Risiko. Gelingt es, kann Benioff eine Lücke schließen, die bei Salesforce schon länger klafft. Wenn aber nicht, dann sind die 27,7 Milliarden eine Summe, die auch dem erfolgsgewöhnten Mr. Big Marc Benioff sehr wehtun werden.