Gewinnspiel:Des Weihnachtsrätsels Lösung

Welche Ente verbündet sich mit dem Teufel zu einer Redewendung? Wer war gleichzeitig mit einer Frau und zwei Männern verheiratet? Und woher kannte man diese Briefmarken? Hier öffnen wir ein Album voller Antworten.

Von Oliver Rezec

Um die sieben harten Nüsse zu knacken, musste man sich unter anderem mit der Konstruktion kirgisischer Jurten befassen, mit widersprüchlich bedruckten Spielkarten, einem toten Tiger, singenden Gläsern, einem liebestollen Kaiser und den kuriosen Folgen bayerischer Gesetzgebung. Am Ende galt es dann, stumme Briefmarken zum Sprechen zu bringen.

1. Das fehlende Pflanzenteil

Es war nicht leicht zu entdecken, was diese acht Bilder gemeinsam haben sollten: Der berühmte Tempel Angkor Wat in Kambodscha, daneben weihnachtliche Sterne, ein Adler, die Zacken einer Säge, der Schild eines Massai ... Wer bei Letzterem an Kenia dachte, war auf der richtigen Spur: Alle acht Motive findet man auf Nationalflaggen von Ländern, die mit K beginnen.

Kambodscha präsentiert Angkor Wat auf seiner Flagge, Kamerun einen Stern, Kap Verde derer zehn - im Rätsel vertreten durch zehn Zimtsterne. Für Kasachstan zeigten wir einen Steppenadler, denn als solcher wird er meist gedeutet, auch wenn im kasachischen Flaggengesetz ganz allgemein von einem Adler die Rede ist. Auf der Flagge Katars trennen neun Zacken die beiden Farbflächen, im Rätsel waren neun Zähne einer Säge zu sehen. Das Motiv Kenias ist ein Massai-Schild mit zwei gekreuzten Speeren. Das runde Objekt auf der Flagge Kirgisistans stellt einen Tündük dar, die zentrale Öffnung im Dach einer traditionellen Jurte. Und Kiribati grüßt mit einem Sonnenaufgang über den Wellen.

Die Länder waren alphabetisch sortiert, wohlgemerkt nicht ihre Eigenbezeichnungen, sondern ihre deutschen Namen. Das war auch der Grund, weshalb Kap Verde herausstand: Amtlich (nämlich vom Auswärtigen Amt) wird dieser Staat Cabo Verde genannt. Geläufiger ist jedoch die Schreibung mit K, auch der Duden und die Süddeutsche Zeitung verwenden sie.

Zwischen Kamerun und Kap Verde fehlte Kanada, womit die gesuchte Pflanze klar war: Das rote Blatt auf der kanadischen Flagge gehört zu einem AHORN.

2. Die royalen Gemälde

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(Foto: Imago)

Es könnte sein, dass diese Rätselfrage vor allem zu Silvester gelöst wurde, denn dann sind die beiden Königsporträts stets gemeinsam zu sehen. Genauer gesagt: Reproduktionen davon, das Original des linken Bildes wurde 1698 bei einem Palastbrand zerstört. Es zeigte Heinrich VIII. von England und war ein Wandgemälde seines Hofmalers Hans Holbein des Jüngeren. Nur Kopien davon und eine Vorzeichnung sind erhalten. Das rechte Bild zeigte einen seiner Nachfolger, Karl I., porträtiert vom flämischen Maler Anthony van Dyck. Auch dieses Gemälde wurde oft kopiert. Und beide Porträts hängen an der Rückwand der Bühne im Fernsehsketch "Dinner for One", der 1963 vom NDR aufgezeichnet und zum Silvesterklassiker wurde.

Die Zuschauerzahlen der diversen Ausstrahlungen im Ersten und in den Dritten Programmen summieren sich üblicherweise auf mehr als zehn Prozent der Bundesbevölkerung: Vergangene Woche etwa sahen mehr als 13 Millionen zu - und konnten, während der Conférencier Heinz Piper wie in jedem Jahr die Einleitung sprach und James wie in jedem Jahr noch den Tisch zu Ende deckte, ehe er den kleinen Gong schlug, das Lied "CHARMAINE" hören. Ursprünglich wurde diese Melodie für einen Stummfilm komponiert: "What Price Glory" aus dem Jahr 1926. Es ist das musikalische Thema der Wirtstocher Charmaine de la Cognac, um deren Gunst zwei Soldaten buhlen. Das Stück der beiden Komponisten Ernö Rapée und Lew Pollack wurde seither unzählige Male neu arrangiert, am bekanntesten ist es wohl im sahnigen Sound des Orchesters von Annunzio Mantovani. In "Dinner for One" hört man passenderweise die Einspielung des englischen Tanzkapellmeisters Victor Silvester.

3. Die verflixte Wortliste

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Ein paar Fetzen einer alten Buchseite, darauf eine Liste von 24 scheinbar zusammenhanglosen Wörtern, deren Enden fehlten: Bleistif..., Streu..., Her..., Lu... Wer versuchte, sie zu vervollständigen, konnte entdecken, dass sich benachbarte Wörter identisch ergänzen ließen: Zu Mand..., Marg..., M... beispielsweise passte jeweils ...arine. Überhaupt ließen sich für alle 24 Wörter Endungen auf ...ine finden - und zwar so, dass dadurch alle Wörter rechtsbündig abschließen würden. Nur, was soll das für eine Systematik sein?

Die Liste stammte aus dem "Rückläufigen Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache" aus dem VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig. Die Einträge sind zwar alphabetisch sortiert, aber relevant ist hierfür nicht der erste Buchstabe, dann der zweite und so weiter - sondern der letzte Buchstabe, dann der vorletzte, und so fort. Das Buch beginnt mit ...a wie Saba, Elba, Kuba, Tuba, Baßtuba, Yucca, da, Armada und endet mit ...z wie Papstkreuz, Kukuruz, Jazz und - das steht da wirklich: Negerjazz. So etwas konnte man 1965 noch kommentarlos verzeichnen. Es war das erste deutsche Wörterbuch dieser Art, zur Erstellung wurden diverse Lochbandstanz- und Tabelliermaschinen benötigt. Eigentlich war das Buch kein linguistisches Projekt, sondern nur ein Nebenprodukt des Versuchs, Wörter maschinell zu verarbeiten - aber es erwies sich als vielfältig nutzbar, etwa für Analysen zur deutschen Wortbildung oder auch als Reimwörterbuch. Nach seinem Lieblingswerk des 20. Jahrhunderts gefragt, nannte der Lyriker Oskar Pastior dieses Buch aus Leipzig.

Die im Rätsel gezeigte Liste lautete vollständig: Bleistiftmine, Streumine, Heroine, Lupine, Mandarine, Margarine, Marine, Kriegsmarine, Volksmarine, Handelsmarine, Nektarine, Pelerine, Ballerine (eine seltene Nebenform der Ballerina), Terrine, Suppenterrine, Trine (eine Kurzform von Katharina, verwendet als Schimpfwort für eine tumbe Frau), Latrine, Vitrine, Ausstellungsvitrine, Bauerntrine (als Erweiterung des Schimpfworts), Figurine, Draisine, Motordraisine, Apfelsine. Dann riss die Liste ab.

Als Nächstes würden "einige Früchte (teils getrocknet)" folgen, verriet der Rätseltext: Es waren die Blutapfelsine, die Rosine und die Traubenrosine. Danach gehe es mit einem Vogel und einer Verwandtschaftsbezeichnung weiter: Für Letztere kam eigentlich nur die Cousine in Frage, gepaart mit ihrer älteren Form Kusine. Also musste der gesuchte Vogel zwischen ...osine und ...usine stehen, das heißt: Der Buchstabe direkt vor ...sine konnte nur ein o, p, q, r, s, t oder u sein. Und da für die Antwort genau neun Buchstaben vorgesehen waren, lief es auf die BEKASSINE zu, einen an Ufern und Küsten lebenden Schnepfenvogel.

4. Das esoterische Instrument

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(Foto: Mauritius)

Schon als Kind hat das Spaß gemacht: Reibt man mit dem feuchten Finger über den Rand eines Weinglases, so erklingt ein geheimnisvoll singender Ton. Ein ganzer Tisch mit Gläsern, die Füllhöhen so abgestimmt, dass sich darauf musizieren lässt: Das war Mitte des 18. Jahrhunderts eine beliebte Attraktion, genannt Glasspiel. Bald darauf kamen leere, dafür unterschiedlich groß geschliffene Glasschalen zum Einsatz. Um 1761 entwickelte Benjamin Franklin - bekannt als Erfinder des Blitzableiters und Mitunterzeichner der Declaration of Independence - daraus ein kompaktes Musikinstrument: Hier rotieren die Schalen auf einer querliegenden Achse, sodass man nur die nassen Finger darauf legen muss, fast wie bei einem Klavier. Franklins "Armonica" wurde rasch populär, ihr Name zum allgemeinen Begriff auch für andere, spätere Instrumente, so dass man Franklins Erfindung heute eindeutiger als GLASHARMONIKA bezeichnet.

Einer der ersten geübten Spieler war Franz Anton Mesmer. In dessen Wiener Palais bestaunte 1773 unter anderem Leopold Mozart das Gerät und schrieb nach Hause: "Wolfg. hat auch schon darauf gespielt: wenn wir nur eine hätten!" Prominent war Mesmer aber nicht als Musiker, sondern als Arzt - und zwar wegen seiner Theorie, allerhand Krankheiten würden verursacht durch Störungen in einem magnetischen Fluidum, das den Kosmos und den Menschen durchziehe. Er entwickelte unter anderem die Gruppentherapie am "Baquet", einem wassergefüllten Bottich mit Magneten darin und antennenartigen Eisenstäben, mittels derer man Energie auf die Patienten richten konnte. Auch durch Musik sollte sich dieses Fluidum verbreiten und verstärken, weshalb bei den Therapiesitzungen mitunter die Glasharmonika erklang.

Insgesamt 2824 Einreichungen

Die meisten richtigen Antworten erreichten uns zu den Gemälden in "Dinner for One", zur Glasharmonika und zu Mariä Himmelfahrt. Als schwierigste Fragen erwiesen sich jene zu den Flaggenmotiven und zu Sporus, dem kastrierten Ehepartner des Kaisers Nero. Insgesamt erhielten wir 2824 Einsendungen.

Eine Wissenschaftlerkommission, geleitet just von Benjamin Franklin, kam allerdings zum Ergebnis, dass es für all diese Thesen keinen Beweis gab. Die Erregungen, Krämpfe und Ohnmachten der mesmerisierten Patienten werden heute auf psychologische Effekte zurückgeführt, bedingt etwa durch die bloße Erwartung, das geheimnisvolle Mobiliar und vielleicht auch den für damalige Hörer gespenstischen Klang der Glasharmonika.

5. Die öffentliche Privatsache

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(Foto: Imago)

Auf der Deutschlandkarte waren zwei Gebiete hervorgehoben: das Saarland und ein merkwürdig ausgefranstes Bayern. Es handelte sich um jene Landesteile, in denen MARIÄ HIMMELFAHRT ein gesetzlicher Feiertag ist.

Im Saarland ist die Sache einfach: Zwölf gesetzliche Feiertage sind dort festgelegt, von Neujahr über den 1. Mai und den Pfingstmontag bis hin zu den Weihnachtstagen. Im bayerischen "Gesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage" ist es fast genauso - der August allerdings bietet zwei Besonderheiten. Zum einen das Hohe Friedensfest der Stadt Augsburg: Der 8. August ist dort (und nur dort) ein gesetzlicher Feiertag. Zum anderen Mariä Himmelfahrt: Der 15. August gilt nur "in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung" als gesetzlicher Feiertag. Wobei "überwiegend katholisch" auf eher freie Art definiert wird: "Das Landesamt für Statistik stellt nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung fest, in welchen Gemeinden entweder mehr katholische oder mehr evangelische Einwohner ihren Wohnsitz hatten." All die anderen Bürgerinnen und Bürger sind nicht von Interesse. Das führt zu Situationen wie in München oder Augsburg, wo die Mehrheit der Bevölkerung jeweils keiner dieser beiden Konfessionen angehört. Da aber die nächstgrößere Gruppe katholisch ist, wird auch hier der kirchliche Feiertag zum gesetzlichen erhoben.

Dass die Feiertagszone auch im "überwiegend katholischen" Süden Bayerns diverse Löcher aufwies, liegt daran, dass das Gesetz explizit von "Gemeinden" spricht. Allerhand Seen und Forste in Bayern gehören jedoch zu keiner Kommune, sondern gelten als "gemeindefreie Gebiete".

6. Das wilde Ehedurcheinander

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(Foto: Imago)

Kreuz und quer verheiratet waren die neun Leute in diesem Diagramm. Wer sich dabei an antike Zustände erinnert fühlte, ahnte richtig. Der fünffach vermählte Herr "N" im Zentrum der Darstellung war der römische Kaiser Nero.

Bei antiker Geschichtsschreibung ist die Quellenlage oft problematisch: Viele Schilderungen sind nur aus zweiter, dritter Hand überliefert, gehen lediglich auf einzelne Schreiber zurück und sind durch deren politische, religiöse und andere Interessen gefärbt - sodass oft unsicher bleibt, welche der skandalösen Kolportagen tatsächlich zutreffen. Mit entsprechender Vorsicht also lassen sich die Schilderungen über des Kaisers Eheleben wie folgt zusammenfassen:

Noch als Elfjähriger wurde Nero mit der Kaisertochter Octavia verlobt, es wurde eine unglückliche Zweckehe. Geliebt hat er erst seine zweite Gattin Poppaea Sabina - doch noch während sie schwanger war, heiratete Nero einen freigelassenen Sklaven namens Pythagoras. (Der Rätselhinweis, dass dieser womöglich "einen Speer trug", bezog sich auf die Darstellungen des Geschichtsschreibers Sueton: Er nennt den Bräutigam nicht Pythagoras, sondern Doryphorus, also "Speerträger", was die Altphilologen lange verwirrte. Womöglich meinte Sueton das aber gar nicht als Eigennamen, sondern bloß als Beschreibung - oder gar als frivole Anspielung.) Als Poppaea Sabina starb, heiratete Nero zunächst die bereits viermal vermählte Statilia Messalina. Dann kam SPORUS, ein junger Freigelassener, der das Pech hatte, Neros tief betrauerter Poppaea Sabina recht ähnlich zu sehen. Der Kaiser ließ ihn kastrieren, nannte ihn fortan Sabina und hielt eine umjubelte Ehezeremonie mit ihm ab (blieb aber zugleich mit Pythagoras und Messalina verheiratet).

Nach dem Selbstmord des Kaisers wurde der Kastrat noch herumgereicht: Zunächst nahm ihn der Militärführer Nymphidius Sabinus zu sich, dann der Kurzzeitkaiser Otho - beide eher nicht aus Zuneigung, sondern damit Neros Glanz auf sie abstrahle. Sporus war wohl noch keine zwanzig Jahre alt, als er sich das Leben nahm.

7. Die Ente und der Teufel

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(Foto: Imago)

Zwei Bilder, die zusammen eine "altmodische Redewendung" ergeben sollten: Das eine zeigte eine Ente. Näher bestimmen ließ sie sich anhand ihrer charakteristisch lang gestreckten Kopfform - oder an ihrem Nest: Die Eier lagen dort in einem Polster aus Daunenfedern, das ist typisch für die Eiderente. Ungewöhnliche Federn sind das, leichter und flauschiger als die Daunen anderer Vögel. Als Kissen- und Jackenfüllung sind sie begehrt und teuer, denn die Vögel werden dafür nicht gerupft, sondern ihre verlassenen Nester eingesammelt. Sowohl die Ente selbst als auch ihre Daunen werden kurz als "Eider" bezeichnet, und so heißt auch der längste Fluss durch Schleswig-Holstein.

Das andere Foto zeigte eine Spielkarte aus dem deutschem Blatt (also jenem mit Eichel, Herz, Schellen und Gras, je nach Gegend auch Laub oder Blatt genannt). Abgebildet war eine "Schellen-Sau", wie diese Karte volkstümlich heißt, in Anlehnung an das übliche Bildmotiv. Oft wird sie auch als Schellen-Ass bezeichnet - und da wird es kompliziert.

Im französischen Blatt, also jenem mit Kreuz, Pik, Herz und Karo, hat das Ass eine besondere Rolle: Während das Farbsymbol auf den Zahlenkarten zweifach bis zehnfach abgedruckt ist, trägt das Ass nur ein einziges. Rein formal ist es also die niedrigste Karte, mit dem Wert eins. Doch in den meisten Spielen - und auch sprichwörtlich - wird das Ass zur höchstwertigen Karte erhoben. Der niedrigste Wert ist somit die Zwei.

Im deutschen Blatt sind die Verhältnisse etwas anders: Wer hier die höchste Karte betrachtet, findet das Farbzeichen doppelt vor, also zwei Schellen, zwei Grasen und so fort. Ursprünglich reichten auch die deutschen Kartenwerte von eins bis zehn, doch ab dem 15. Jahrhundert ließ man bei der Herstellung die Asse einfach weg - mutmaßlich, um den Druck zu vereinfachen. Fortan war die Zwei die formal niedrigste Karte und wurde zur neuen werthöchsten erklärt. Später fielen auch noch die Dreier, Vierer und Fünfer weg, sodass heute der Sechser die niedrigste Karte im deutschen Blatt ist. Doch der Zweier als höchste Karte blieb erhalten.

Fast verloren ging allerdings seine alte Bezeichnung: Der wertvolle Zweier wurde "Daus" genannt, vom französischen "deux" für "zwei". In Sachsen und Thüringen ist dieser Begriff bis heute üblich, ansonsten verwenden ihn vor allem die Fachleute. Weithin durchgesetzt hat sich stattdessen (neben der "Sau") das eigentlich dem Kartenmotiv widersprechende "Ass", und die Hersteller drucken üblicherweise "A" in die vier Ecken.

Hintereinander gesprochen ergeben "Eider" und "Daus" die gesuchte Redewendung: "Ei der Daus!" Mit Kartenspielen hat sie allerdings nichts zu tun: Das Daus ist die Zweierkarte, der Daus hingegen eine alte, verhüllende Bezeichnung für den Teufel, dessen Namen man einst kaum auszusprechen wagte. Im Rechtschreib-Duden ist "Ei der Daus!" als "veralteter Ausruf des Erstaunens" unter dem Stichwort "Daus" verzeichnet. Das Stichwort direkt davor ist (schon seit 1915, man benötigte für das Lösen des Rätsels also keine aktuelle Ausgabe) die DAUPHINÉ, eine historische Provinz im Südosten Frankreichs.

Das Geheimnis der Briefmarken

Jetzt fehlten auf dem Weg zum Lösungswort nur noch die Briefmarken, die den einzelnen Rätselfragen farblich zugeordnet waren. Sie alle stammten aus (zu ihrer jeweiligen Zeit) weitverbreiteten Dauermarkenserien der Deutschen Bundespost und der DDR. Selbst wenn man die konkreten Motive nicht kannte, dürfte manches Design doch vertraut gewesen sein - den Jüngeren weniger, den Älteren mehr.

Allerdings waren auf den Briefmarken im Rätsel keine Wertangaben zu lesen. Sie zu ermitteln, war der Schlüssel zum Lösungswort: Jeder Wert, dividiert durch 10 Pfennig, gab an, der wievielte Buchstabe einer Antwort für das Lösungswort bestimmt war. Eine 60-Pfennig-Marke beispielsweise verriet: Nimm den sechsten Buchstaben.

Von zwei Dingen durfte man sich dabei nicht beirren lassen. Das eine war die Anzahl der Briefmarken: Zu mancher Frage gehörten nicht nur eine, sondern zwei Marken. Dies konnte aber kein Hinweis auf zwei verschiedene Buchstaben sein, sonst hätte man am Schluss zu viele davon gehabt. Vielmehr funktionierte es einfach wie auf einem normalen Briefumschlag, bei dem zwei Marken addiert das Gesamtporto ergeben.

Jean de Sperati

Gesucht war Jean de Sperati, einer der raffiniertesten Briefmarkenfälscher. Um zur Lösung zu gelangen, musste man die echten Marken in die richtige zeitliche Reihenfolge bringen.

(Foto: WM Archiv)

Das andere war die blaue DDR-Marke mit dem Stapellauf eines Schiffs: Bei ihrer Erstausgabe im Jahr 1953 war sie 60 Pfennig wert, zwei Jahre später erschien sie noch mal mit dem Wert 50. War nun der sechste Buchstabe zu wählen oder der fünfte? Bei richtiger Beantwortung der zugehörigen Rätselfrage löste sich dieses Problem von selbst, denn in der Antwort "Bekassine" steht an beiden Position derselbe Buchstabe.

So ergaben sich schließlich die sieben Lösungsbuchstaben AESRTPI. Das nächstliegende Wort, das sich hieraus bilden ließ, wäre der Piaster gewesen, die Untereinheit diverser Währungen - allerdings sollte das Lösungswort laut Spielanleitung "weder aus Metall noch Papier" bestehen, was Münzen und Geldscheine ausschloss. Aber wie waren die Buchstaben denn dann zu sortieren?

Chronologisch, nach dem Erstausgabejahr der Briefmarken. Ordnete man diese von 1953 bis 1987, dann buchstabierte sich zugleich der Name des vielleicht berüchtigtsten Briefmarkenfälschers der Geschichte: Jean de SPERATI. Er beherrschte sein Handwerk so gut, dass er erst aufflog, als 1942 der Zoll eine seiner Lieferungen ins Ausland abfing: Sperati wurde verdächtigt, wertvolle echte Marken illegal außer Landes bringen zu wollen. Sogar der Gerichtsgutachter hielt seine Fälschungen für echt. Um seine Unschuld zu beweisen, bot Sperati schließlich an, weitere Fälschungen herzustellen. Heute sind seine Replikate mitunter wertvoller als die Originale.

Sind noch Fragen offen? Was hat Ihnen gefallen, was sollen wir nächstes Mal verbessern? Wir freuen uns auf Ihre Mail an nussknacker@sueddeutsche.de

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