SZ-Adventskalender:Große Hilfsbereitschaft in einer schwierigen Zeit

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Leserinnen und Leser spenden knapp 6,8 Millionen Euro für den Adventskalender der SZ, um Menschen in Notlagen zu unterstützen - deutlich mehr als im Vorjahr.

Von Sven Loerzer, München

Ohne Zweifel ist es nach dem Ende eines für viele Menschen schwierigen Jahres eine ganz große Überraschung. Eine Überraschung, die den SZ-Lesern besonders gut gelungen ist. Knapp 6,8 Millionen Euro gingen bisher für die 72. Spendenaktion des "Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" ein, das sind rund 1,2 Millionen Euro mehr als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Ein "unglaubliches Rekordergebnis", das Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier, die sonst einen eher nüchternen Umgang mit Zahlen pflegt, besonders freut: "Was für ein Vertrauen in unsere Arbeit - und das trotz Corona."

Dabei könne man doch dieses Wort eigentlich nicht mehr hören, meint Anita Niedermeier, auch wenn uns das Virus wohl noch längere Zeit das Leben schwer machen wird. Ganz besonders unter der Pandemie und den Folgen haben jene Menschen zu leiden, die es ohnehin schon schwer haben. Ihnen galten deshalb die Spendenaufrufe in der Adventszeit: Alleinerziehende und Familien mit Kindern, junge Menschen in der Berufsausbildung, aber auch viele Berufstätige, die wegen des Lockdowns arbeitslos oder in Kurzarbeit sind. Corona macht den Alltag schwerer für Menschen mit Behinderung, für Kranke und Senioren ebenso wie für Wohnungslose. "Dank unserer SZ-Leser können wir Hilferufe von sozialen Einrichtungen und Mitbürgern auch in dieser schwierigen Zeit sofort und unbürokratisch bearbeiten", erklärt Anita Niedermeier.

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In Zusammenarbeit mit der Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation war es möglich, sowohl Musiker zu unterstützen als auch alten Menschen in den Seniorenheimen Freude zu bereiten: So gab es zehn adventliche Konzerte mit Blechbläsern, die vor den Häusern im Freien spielten. "Die Konzerte haben den Senioren sehr gut getan", sagt Anita Niedermeier. Sie sollen fortgesetzt werden, sobald es die Pandemie-Lage wieder zulässt.

Wegen des Lockdowns musste auch das SZ-Servicezentrum schließen, deshalb konnten nur etwa 1000 Leser, halb so viel wie im Vorjahr, die Möglichkeit nutzen, Weihnachtseinkäufe in der Innenstadt mit einer Bareinzahlung für das Spendenhilfswerk zu verbinden. Knapp 288 000 Euro gingen darüber ein, "für das außergewöhnliche Jahr ein sehr gutes Ergebnis", betont die Adventskalender-Geschäftsführerin. Die Spenden in Höhe von einem bis 50 000 Euro, die sich zu insgesamt 6 764 546,99 Euro summieren, überwiesen nicht nur Leser aus München, der Region und Bayern, sondern auch aus dem ganzen Bundesgebiet und dem Ausland. Sie gehen ohne jeglichen Abzug an Menschen in schwierigen Lebenslagen, denn alle Sach- und Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag. Die Unterstützung erfolgt in enger Zusammenarbeit vor allem mit der Bezirkssozialarbeit und den Jobcentern in den städtischen Sozialbürgerhäusern, dem Stadtjugendamt, dem Wohnungsamt und der Schuldnerberatung. Der Adventskalender ermöglicht in der gesamten Region um München herum über Sozialverbände und -vereine und die Sozialdienste der Landratsämter das ganze Jahr über, Nothilfe zu leisten, wenn gesetzliche Leistungen nicht ausreichen.

Leser kümmern sich auch um Anschaffungen, etwa von Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen oder Kühlschränken. Sie stiften fehlende Möbel für Menschen, die erst vor Kurzem von einer Notunterkunft in eine Wohnung ziehen konnten. Auch Ausbildungs- und Arbeitsplätze für junge Geflüchtete boten Unternehmen an. "Die Dankbarkeit für solche Unterstützung ist groß", betont Anita Niedermeier.

Die vom Hilfswerk verteilten Lebensmittelpakete, die gerade bei Menschen, die sonst keine Geschenke erhalten, sehr geschätzt sind, haben unter dem Eindruck der Pandemie noch mehr an Bedeutung gewonnen. "Ich habe mich sehr gefreut über die vielen guten Gaben. Danke", schrieb die Empfängerin eines Pakets, eine ältere Frau, und malte ein kleines Herz dahinter.

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Und eine andere Frau quittierte den Erhalt mit den Worten: "Liebe Spender, das Paket hat mich glücklich gemacht." Die Zeilen einer gehörlosen alten Frau lassen erahnen, dass der Alltag für sie gerade unter Corona-Bedingungen nicht einfach zu bewältigen ist. "Da ich 85 Jahre bin und taub mit Schwindel, tue ich mir sehr schwer mit dem Einkaufen. Sie haben so schöne Dinge ausgesucht. Vielen Dank."

Ganz besonders bewegt reagierte eine weitere Empfängerin: "Ich habe mich so sehr über den feinen Inhalt Ihres Pakets gefreut und möchte mich auf das Herzlichste bei Ihnen bedanken." Die Frau wünschte allen Spendern frohe Tage "und schönes Wetter, egal wie sich das jeder auch vorstellt, mit und ohne Schnee. Auf alle Fälle gesund und ohne Covid-19."

© SZ vom 11.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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