Mitten in Bayern:Das Allgäu kann alles

Der Freistaat ist in jeder Hinsicht Spitze - heißt es ja immer von mehr oder minder berufener Seite. Und ein Teil Bayerns kann jetzt gleich zwei Rekorde vermelden

Glosse von Florian Fuchs

Erst im bundesrepublikanischen Vergleich findet der Freistaat zu seiner wahren Größe: In Bayern gibt es die tollsten (FC Bayern) und unglücklichsten (Club) Fußballvereine, die höchsten Berge, den schärfsten Ministerpräsidenten, das beste Bier, die größten Krüge, und wenn schon nicht die tollsten Laptops (Mebis, Funklöcher), so doch auf jeden Fall die schönsten Lederhosen. Der Bayer muss sich vergleichen, weshalb der Deutsche Wetterdienst zum Jahresstart mit keiner besseren Nachricht hätte aufwarten können: Die sonnenreichste deutsche Stadt 2020 heißt Kaufbeuren.

Viel Licht also im Allgäu, dabei sind die Menschen dort nicht unbedingt für ihr sonniges Gemüt bekannt. Zu Unrecht, wie Kaufbeuren nun zeigt. Selbst der schärfste Ministerpräsident reißt ja gerne mal Zoten über die Landsleute im Südwesten seines Territoriums. Als sie ihm in Pforzen - unweit von Kaufbeuren - vor gut einem Jahr erstmals die Knochen der Weltsensation "Udo" gezeigt haben, des etwa ein Meter großen, aufrecht gehenden Menschenaffen, da ist Söder nichts anderes eingefallen als ein Späßchen: "Bisschen zart für einen Allgäuer." Ein bisschen hat der Ministerpräsident damit aber ja schon auch recht, ein zweiter Blick in die Jahresstatistik des Wetterdienstes beweist es: Den Titel "regenreichster deutscher Ort 2020" führt Oberstdorf. Der Allgäuer kann was ab, Sonne und Regen, Licht und Schatten, wohl deshalb hat Söder nun Klaus Holetschek zu seinem Corona-Krisenmanager gemacht und damit dem Gesundheitsministerium einen sehr aufrechten Allgäuer an die Spitze gestellt.

Und trotzdem hat der Wetterdienst, der mit Sitz in Offenbach nicht neutral sein kann, dem besten Freistaat ein Ei ins Nest gelegt: Zwar ist Bayern das mit Abstand kühlste Bundesland, im Schnitt hatte es 2020 exakt 9,5 Grad Celsius. Im Sonnenscheinranking der Bundesländer nahm der Freistaat mit fast 1965 Sonnenstunden hinter Baden-Württemberg dagegen nur den zweiten Platz ein. Das kann man so nicht auf sich sitzen lassen, die CSU hat bereits reagiert: Den Spitzenrang in der Kältestatistik gilt es auszubauen, ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass die Chancen gut stehen. Die Sonne folgt dann ausgiebig im besten Post-Coronastress-Sommer aller Zeiten.

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