Click and Collect in Freising:Kein richtiger Ersatz

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Geschäftsinhaberin Monika Stanglmeier überreicht ihrer Kundin eine Tüte mit Spielsachen und einem Teddy. Seit vergangenem Montag ist in Bayern "Click and Collect" möglich. (Foto: Marco Einfeldt)

Einzelhändler bewerten es positiv, dass man seit Montag bestellte Waren in den Läden abholen darf. So haben sie nun wieder Kontakt zum Kunden. An ihrer schwierigen Lage im Lockdown ändert das aber nicht viel.

Von Nadja Tausche, Freising

Die Regelung hatte der eine oder andere, allen voran der Handelsverband Bayern, von Anfang an nicht verstanden. In Restaurants konnten Gerichte zum Mitnehmen bestellt und abgeholt werden - dass auch Geschäfte die bestellte Ware von den Kunden vor Ort abholen lassen, war allerdings verboten. Seit vergangenem Montag ist das sogenannte "Click and Collect" nun aber auch in Bayern erlaubt. Der Tenor unter den Geschäftsinhabern in Freising: Es sei gut, dass das Abholen im Laden nun möglich sei - viel ändern werde es an der für viele Einzelhändler derzeit katastrophalen Lage allerdings nicht.

"Grundsätzlich finde ich es gut", sagt Monika Stanglmeier, Inhaberin des Spielwarengeschäfts Hölzlkramer. Es vereinfache das Prozedere: Wenn Kunden ihre Spielsachen selbst abholen kommen, spart sie sich zum Beispiel das Ausstellen einer Rechnung, die sie beim Versenden von Paketen immer dazulegen muss. Und: "Man hat Kundenkontakt", sagt Stanglmeier, das sei positiv. Seit Inkrafttreten der Regelung am Montag seien schon mehrere Kunden zum Abholen vorbeigekommen, erzählt sie - einen großen Ansturm gebe es aber nicht. Trotz der neuen Regelung will das Spielwarengeschäft die Ware auch weiterhin an die Kunden ausliefern. Per Telefon oder Mail können diese Spielsachen bestellen, bei Bedarf schicken die Mitarbeiter vorab Bilder per Mail. Einen eigenen Online-Shop will die Inhaberin nicht aufbauen. Das sei teuer, außerdem seien viele Kunden Stammkunden und kennen das Sortiment ohnehin. Was sowohl für das Liefern als auch für das Abholen im Laden gelte: "Es kann bei Weitem nicht ersetzen, dass der Laden offen ist."

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Kunden zögern, bei Geschäften in ihrer unmittelbaren Umgebung Ware online zu ordern. Dabei bringt sie kein anonymer Paketbote vorbei, sondern ein Mitarbeiter des Ladens, in dem man üblicherweise einkauft.

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Wie viele Freisinger persönlich kommen werden, müsse man abwarten, sagt Anita Dähne

Ähnlich klingt es bei Rainer Ströll, Inhaber des Sportgeschäfts Freiluftwerk. Es sei toll, dass die Regelung umgesetzt worden sei, sagt er, sie sei aber nicht annähernd ein Ersatz für einen geöffneten Laden. Deutlich mehr Umsatz erhofft sich Ströll davon nicht. Auch das Freiluftwerk liefert Ware aus - nicht nur zum Kauf: Unter anderem Ausrüstung zum Skitouren gehen verleiht man auch. Einige Unklarheiten habe es in Bezug auf die "Click and Collect"-Regelung gegeben, als es um die FFP2-Masken ging, erzählt Ströll - die habe man mittlerweile aber ausgeräumt. FFP2-Masken sind beim Abholen von Ware im Geschäft verpflichtend: "Rein rechtlich heißt das, ich muss jemanden ohne eine solche Maske abweisen." Zumindest in der ersten Zeit wolle er aber kulant sein, sagt er - die Menschen müssten sich die Masken ja erst einmal besorgen.

Im Sportgeschäft "Freiluftwerk" können Kunden nun unter anderem Schneeschuhe persönlich abholen. Das Tragen einer FFP2-Maske ist dabei Pflicht. (Foto: Marco Einfeldt)

Keinen Unterschied macht die Abholregelung bei der Schreibwarenhandlung Wölfle. Schreibwaren und Bürobedarf gelten als systemrelevant, erklärt Mitarbeiterin Katja Wagner, man habe also sowieso geöffnet. Auch beim Modeladen "Fashion&More" dürfte sich nicht allzu viel ändern - das hofft zumindest Inhaber Günther Sesselmann: "Mein Appell ist, dass die Leute jetzt erst mal zu Hause bleiben", sagt er. Man wolle auch keine Sonderpreise anbieten oder ähnliche Aktionen starten: "Wir wollen niemanden aus dem Haus locken." Sagen kann Sesselmann das freilich auch deshalb, weil er einen Online-Shop besitzt. Den hat er gemeinsam mit mehreren Mitgründern in Corona-Zeiten auf die Beine gestellt: "Mittlerweile werden Käufe aus ganz Deutschland getätigt", erzählt Sesselmann stolz. Bei "Thinxgreen" werden Lebensmittel, aber auch Kleidung und Kosmetikartikel aus nachhaltiger Produktion angeboten. Die Lebensmittel in seinem Sortiment durfte Sesselmann derweil auch im Lockdown vor Ort verkaufen - anders als etwa die Kleidungsstücke. Ob er sich durch die Möglichkeit des Abholens von Produkten mehr Umsatz erhofft, kann Sesselmann nicht einschätzen: "Es ist alles so ungewiss, man muss einfach abwarten."

Anita Dähne hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen zusätzlich zur Pandemie im Moment auch aus anderen Gründen nicht wahnsinnig gerne durch die Innenstadt schlendern. "Auch wegen all der Baustellen haben die Leute da keine Lust drauf", sagt die Inhaberin des "Blumenhandwerks". Wie viele Freisinger persönlich in ihren Laden kommen werden, müsse man deshalb abwarten - Dähne sieht die Maßnahme eher als "Tropfen auf den heißen Stein". Sie ist davon überzeugt, dass Geschäfte normal öffnen sollten: Man könne alle Maßnahmen einhalten, sagt sie, das habe ja zuvor auch funktioniert. Bis das wieder möglich ist, hat auch Dähne einen Lieferservice eingerichtet. "Der wird eigentlich sehr gut angenommen", berichtet sie. Aktuell könne man zwar keine so große Auswahl an Blumen anbieten wie sonst, aber wenn man mit dem Kunden rede, komme man eigentlich immer zu einer Lösung. Sorgen bereitet Dähne vor allem die Tatsache, dass die versprochene staatliche Unterstützung noch nicht bei ihr angekommen sei.

© SZ vom 15.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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