Biathlon in Oberhof:Horror für Horn

Biathlon-Weltcup in Oberhof

Nichts passt: Philipp Horn muss nach dem Liegendschießen drei Strafrunden laufen

(Foto: Martin Schutt/dpa)

Als Schlussläufer der deutschen Staffel erlebt Philipp Horn einen Albtraum: Drei Strafrunden bringen die Biathleten in Oberhof sogar um einen Podestplatz.

Von Saskia Aleythe

Es gibt ein Szenario, das selbst Weltmeister noch ins Schlottern bringt, und dieses kehrt regelmäßig wieder. Wenn Bundestrainer Mark Kirchner seine Staffelbesetzungen verkündet, kribbelt es sogar bei denen, die garantiert dabei sind: Arnd Peiffer und Benedikt Doll etwa, die eher Abneigungen dagegen hegen, als Schlussläufer ins Rennen geschickt zu werden. Die vierte Position erfreut sich im deutschen Team in etwa der Beliebtheit von nassen Strümpfen, doch einer zog sie sich zuletzt ohne größeres Murren an: Philipp Horn.

Gut, als Jüngster unter ihnen hat Horn noch wenig Veto-Recht, ein paar gute Staffelauftritte haben das Vertrauen in den 26-Jährigen zusätzlich gestärkt: Vor einem Jahr bei seiner ersten WM in Antholz war er an Position zwei in der Staffel alleine mit Martin Fourcade am Schießstand und traf trotzdem fast alles; auf der Loipe spurtete er sogar an dem Franzosen dabei. Mit Bronze ging es wieder nach Hause. Schon beim Weltcup in Hochfilzen im Dezember durfte Horn dann als Schlussläufer ran, nun wieder in Oberhof. Doch jetzt weiß auch Horn: Schlussläufer, das kann eine fiese Angelegenheit sein.

In Führung liegend ging Horn auf die Strecke, nachdem sich Erik Lesser, Benedikt Doll und Arnd Peiffer je zwei Nachlader gegönnt hatten. Das war im Vergleich zur Konkurrenz bis dahin ein gutes Schießergebnis, nur Frankreich und Italien konnten zu diesem Zeitpunkt noch um die vordersten Plätze mitlaufen. Mit 6,4 Sekunden Vorsprung auf Émilien Jacquelin startete Horn auf die Loipe, doch der Franzose war ja Verfolgungsweltmeister in Antholz geworden - und heftete sich nun an die Ski des Deutschen.

Am Schießstand angekommen erlebte Horn dann den Albtraum aller Biathleten: Fünf Mal drückte er ab, fünf Mal klappte keine Scheibe um. Die drei Nachlader reichten dann gerade noch für zwei Treffer, drei Strafrunden musste Horn schließlich kreiseln. "Während des Schießens hatte ich keine Ahnung, was ich falsch mache. Ich hatte den gleichen Wind wie beim Anschießen und habe keine schlechten Schüsse abgegeben. Ich war absolut ratlos. Das tut mir für das Team und die Fans leid", sagte der Deutsche später. "Heute konnte man mal schön sehen, was eine Verlagerung im Liegendanschlag ausmacht", meinte hingegen Kollege Peiffer in der ARD. Alle Schüsse waren zu weit links eingeschlagen, die Position auf der Matte hatte bei Horn anscheinend nicht gestimmt. "Vielleicht haben wir dem Philipp zu viel zugemutet. Wir sind Risiko gegangen, die Taktik ist leider nicht aufgegangen", sagte Doll.

Frankreich zog davon, Norwegen konnte sich trotz einer Strafrunde noch auf Rang zwei vor die Italiener schieben. Stehend unterlief Horn dann nur noch ein Fehler, auf Position fünf kam der Deutsche hinter den Russen ins Ziel. "Ich bin absolut enttäuscht", sagte Horn anschließend, ein 20. Platz war in diesem Winter sein bestes Ergebnis gewesen, es läuft noch nicht wieder bei dem Thüringer.

Doch der Trost der Teamkollegen war ihm sicher, sie kennen ja das Schicksal des Schlussläufers und haben ihrerseits schon Podestplätze verschossen: Peiffer zuletzt bei der Mixed-Staffel am vergangenen Sonntag, Doll rutschte bei der WM in Antholz mit einer Strafrunde vom Gold- auf den Bronzerang zurück. "Das passiert, das ist Teil des Geschäfts", ergänzte Peiffer nüchtern in Oberhof, "es fehlt nicht so viel, dass unsere Staffel auch mal durchkommt." Um die Albtraum-Position Schlussläufer werden sie in Zukunft aber wohl wieder knobeln müssen.

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