2:2 zwischen Stuttgart und Gladbach:"Das ist ja nicht mal im Mittelfeld ein Foul"

VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach

Silas Wamangituka (rechts) verwandelt den Elfmeter zum 2:2 gegen Mönchengladbachs Torwart Yann Sommer.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Stuttgart gleicht in der fünften Minute der Nachspielzeit noch gegen Gladbach per Elfmeter aus - die Borussen sind über das Eingreifen des VAR empört. Schiedsrichter Brych äußert sich selbstkritisch zur Szene.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Nach dem Schlusspfiff waren mal wieder Elfmeter das Hauptthema unter den Beobachtern des Samstagabend-Spiels. Nach dem 2:2 zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach ging es hauptsächlich um die Frage, warum in der fünften Minute der Nachspielzeit der VAR eingreift, wenn sich Schiedsrichter Felix Brych bei seiner Entscheidung, keinen Elfer zu pfeifen, eigentlich keine klare Fehlentscheidung geleistet hat.

Gladbachs Jonas Hofmann hatte dazu eine deutliche Meinung und bezeichnete es wütend als "absolute Frechheit", dass der Videoschiedsrichter aktiv wurde. Rami Bensebaini umarmte zwar Saša Kalajdzic, zu Fall kam der allerdings eher durch den gleichzeitigen Kontakt mit einem Stuttgarter Mitspieler. "Das ist ja nicht mal im Mittelfeld ein Foul", meinte Christoph Kramer. "Nie und nimmer ist das eine klare Fehlentscheidung." Selbst Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo war sich nicht sicher, ob der VAR eingreifen muss und Kalajdzic sagte auf die Frage, ob es ein Elfmeter war: "Jein."

Beide Mannschaften taten einiges, um zu bestätigen, dass sie zu den angenehm anzusehenden Teams dieser Saison zählen

Für Klarheit sorgte dann der Schiedsrichter selbst. Am Sky-Mikrofon erklärte Brych, wie es zu dem Elfmeter kam: Er habe auf dem Bildschirm nicht gesehen, dass Kalajdzic mehr über den Fuß des Mitspielers stolperte, als von Bensebaini gezogen zu werden. Darum habe er das Ziehen entgegen seiner ersten Wahrnehmung doch als ursächlich für den Sturz bewertet und Strafstoß gegeben. "Wenn man den Elfmeter direkt gibt, dann muss er akzeptiert werden. Mit dem Eingriff des Videoschiedsrichters bleiben Restzweifel", sagte Brych. Und: "Stuttgart kann mit dem Elfmeter glücklich sein." Diesen Elfmeter verwandelte jedenfalls Silas Wamangituka zum 2:2.

Zur Halbzeit stand es noch 1:0 für Gladbach nach einem Strafstoß, den niemand in Frage stellte. Lars Stindl hatte in der 35. Minute sicher vom Punkt aus verwandelt, nachdem Borna Sosa ohne größere Not Stefan Lainer von den Beinen geholt hatte. Der VfB hätte auch schon zur Halbzeit ein Remis als Zwischenstand verdient gehabt, schließlich hatte er durch Orel Mangala (16. Minute) und den Kopfball von Nicolas Gonzalez (30.) die besseren Möglichkeiten, beim Gast hatte Breel Embolo die beste Chance, als er mit einem Flachschuss VfB-Keeper Gregor Kobel prüfte (15.).

Trotz der relativen Chancenarmut taten dabei beide Mannschaften einiges, um zu bestätigen, dass sie zu den angenehm anzusehenden Teams dieser Saison zählen. Gladbach zeigte dabei eine pragmatische Mischung aus langen Bällen und schönen Kombinationen. Stuttgart spielte mit viel Schwung, doch der wurde zuweilen dadurch gebremst, dass einige Spieler den Ball zu gerne hatten. Vor allem Mangala hätte auch mal die Mitspieler sehen können.

Im zweiten Durchgang wirkten beide Teams, als hätten sie sich vorgenommen, die magere Torausbeute von neun Treffern aus den bis dato gespielten Partien kräftig in die Höhe zu schrauben. Das gelang dann auch, weil Gonzalez eine exakte Flanke von Sosa mit einem tollen Flugkopfball zum zwischenzeitlichen Ausgleich nutzte (58.) und auf der anderen Seite Denis Zakaria das Gladbacher 2:1 schoss, nachdem er seinen Gegenspieler Pascal Stenzel im Sprintduell doch ziemlich blamiert hatte (61.). Florian Neuhaus hätte mit einem ähnlich spektakulären Alleingang in der 81. Minute fast das 3:1 erzielt, scheiterte aber an Kobel. Und dann kam der umstrittene Elfmeter.

Fans kritisieren Sportvorstand Thomas Hitzlsperger

Derweil zeigten Stuttgarter Anhänger, dass sie auch in Geisterspiel-Zeiten das Vereinsgeschehen aufmerksam beobachten. Rund ums Stadion klebten jedenfalls hunderte Aufkleber, auf denen das Konterfei von Thomas Hitzlsperger prangte - versehen mit dem Aufdruck "Spalter". In der Heimkurve, dort wo in coronafreien Zeiten die Ultras für Stimmung sorgen, war ein großes Transparent mit der Aufschrift "Sonnenkönig 2.0 - habt ihr einen Schatten?" angebracht, das ebenfalls auf Hitzlspergers Pläne gemünzt war, Präsident des VfB zu werden.

Dabei hatte sich der derzeitige Stuttgarter Sportvorstand am Freitag für Schärfe und Ton des Schreibens entschuldigt, mit dem er den Präsidenten Claus Vogt hart attackiert hatte. Damit scheint der ehemalige Nationalspieler die Wogen allerdings nicht geglättet zu haben. Doch die Hoffnung, dass entweder Vogt oder Hitzlsperger ihre Kandidatur zurückziehen, dürfte sich weniger schnell erfüllen als die Chance auf eine Revanche der eigenen Elf gegen Gladbach. Schon in zweieinhalb Wochen treffen beide Klubs erneut aufeinander - im Achtelfinale des DFB-Pokals.

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