Influencer im Landkreis Freising:Dank Corona jetzt Youtube-Koch

Tobi Stegmann

Kann inzwischen nicht mehr nur gut kochen, sondern auch eigenständig Videos produzieren: Eisvogel-Chefkoch Tobias Stegmann.

(Foto: privat)

Tobias Stegmann, Inhaber des Restaurants "Eisvogel" im Business-Hotel Soller am Flughafen, überbrückt die Gastronomie-Schließung mit einem eigenen Kanal. Dort präsentiert er einfache Rezepte mit Anspruch.

Von Gabriel Wonn, Hallbergmoos

Sie veröffentlichen regelmäßig Videoclips, präsentieren sich und ihre Produkte auf Online-Plattformen, geben Tipps zu Kunst, Kleidung oder Kochen: Netzpersönlichkeiten aus dem Landkreis Freising, die sich Einflusskanäle aufbauen jenseits von Isar und Amper. Die Freisinger SZ will in einer lockeren Serie von ihnen wissen, was sie antreibt, wie man in das Metier des Influencers hineinwächst, welche Pläne sie verfolgen. Den Start macht der Hallbergmooser Küchenchef Tobias Stegmann.

Seit Tobias Stegmann 2015 den zweiten Platz in der TV-Kochsendung "The Taste" belegt und anschließend auch mehrere Fernsehauftritte absolviert hat, ist der gebürtige Erdinger einem breiteren Publikum bekannt. Der Koch, der sich zwischenzeitlich mit dem Restaurant "Denkma(h)l" selbständig gemacht hatte, ist heute Küchenchef im Restaurant "Eisvogel" des Soller Businesshotels in Hallbergmoos.

Kochen sei für ihn nicht Beruf, sondern Berufung, sagt Stegmann: "Ich werde wahnsinnig, wenn ich mal ein paar Tage lang nicht kochen kann." Ebendieses Szenario ist allerdings im Laufe der Corona-Pandemie immer wieder traurige Realität geworden. Die Gastronomie ächze unter den Lockdown-Regeln, weiß Stegmann zu berichten: "Wir machen Take Away. Das ist mit Normalbetrieb natürlich nicht vergleichbar, aber immerhin etwas. Ich habe manchmal Probleme, mein Team weiterhin zu motivieren. Ich muss auch schauen, dass mir da jeder bleibt. Die müssen ja auch mal wieder voll verdienen, ganz klar. Bis jetzt bleiben aber alle noch voll dabei und kämpfen weiter."

Im ersten Lockdown ab März vergangenen Jahres war es aber noch schlimmer, damals waren nicht einmal die Bedingungen für den Take Away-Betrieb gegeben. Zum Nichtstun verdonnert, kam Stegmann auf eine Idee: "Ich habe mich gefragt: Was brauchen die Leute vielleicht gerade? Einfache und schnelle Rezepte, die man super gut nachmachen kann. Vielleicht mit dem ein oder anderen Profitipp, wie es noch ein bisschen besser wird. Kleine Anregungen für ein bisschen Abwechslung daheim, statt immer nur Nudeln jeden Tag."

"Ich werde wahnsinnig, wenn ich mal ein paar Tage lang nicht kochen kann."

Und so war das YouTube-Format "Krisenherd" geboren: Gerichte wie Carbonara, Kartoffelgratin oder Beef Tatar zum Mitkochen für jedermann und jedefrau. "Authentisch muss es sein. Und jeder muss etwas mitnehmen können. Es bringt mir ja nichts, wenn ich da irgendein Sterne-Gericht zeige. Das kocht zuhause keiner nach. Aber ein paar gute Fleischpflanzerl, einen Kaiserschmarrn... das mögen die Leute auch einfach gern", ist der Gastronom überzeugt.

Auch im zweiten Lockdown hat Tobias Stegmann wieder zu Kamera und Mikrofon gegriffen. Das sei eine sogenannte Win-Win-Situation für alle Beteiligten, findet er. Seine Zuschauerinnen und Zuschauer bekämen sehr regelmäßig einfache und leckere Rezepte, während es ihm Beschäftigung biete. Schließlich sei das Ganze aufwendiger, als es aussähe, betont der 36-Jährige: "Das Drehen ist das Eine, das Schneiden noch einmal das Andere. Da steckt schon Arbeit dahinter. Aber mir macht das total viel Spaß."

Zugute kam ihm, dass es den Kanal "Tobi Stegmann", auf dem das Format läuft, bereits zuvor gab: "Nach den Fernsehshows wollte ich anknüpfen, weil ich gemerkt habe, dass mir das Spaß gemacht hat, vor der Kamera zu kochen. Ein Bekannter von mir hat das dann als Freundschaftsdienst professionell aufgenommen und geschnitten. Das war aber zuviel Arbeit für ihn neben seinem normalen Job. Ich habe ihm dann gesagt, er solle sich auf seine Arbeit konzentrieren und wir machen vielleicht weiter, wenn er mehr Zeit hat."

"Klickzahlen sind mir nicht so wichtig, ich will damit auch kein Geld verdienen."

Das Projekt "Krisenherd" hat den YouTube-Channel sozusagen wiederbelebt. Hierfür habe er sich selbst in die Materie "reingefuchst", berichtet der Koch. Er habe praktisch gelernt, wie man komplett eigenständig Videos produzieren kann. Dafür habe er auch sein Equipment schrittweise verbessert. "Ich habe es zuerst einfach probiert, ohne zu wissen, ob ich das überhaupt kann. Und das sah dann gut aus für mich. YouTube ist ja auch kein professioneller Fernsehkanal. Da muss nicht alles total profimäßig aussehen", findet der Koch.

Mit der Resonanz auf seine Videos ist Tobias Stegmann sehr zufrieden: "Für mich ist es erfolgreich, wenn ich positives Feedbacke bekomme. Klickzahlen sind mir nicht so wichtig, ich will damit auch kein Geld verdienen. Ich will was für mich machen und wenn andere das gut finden, freut es mich natürlich." Und während die Aufrufe seiner "Krisenherd" -Videos zwischen 150 und 1000 pro Video schwanken, findet sich tatsächlich ausschließlich Positives in den Kommentarspalten.

Stegmann fühlt sich davon motiviert: "Ich bin auch nicht begeistert von der Situation. Aber sich zurücklehnen und den Kopf in den Sand stecken, bringt weder mir noch den Leuten um mich herum irgendwas. Ich versuche, aus der Situation etwas zu machen. Ich sage immer: Irgendwann geht es wieder normal weiter und dann jammert wieder jeder, weil er so viel arbeiten muss."

An Rezeptideen für Videos mangelt es dem Gastronomen jedenfalls nicht. Fischgerichte, Desserts, Suppen - Tobias Stegmann kündigt schon jetzt eine ganze Palette von Gerichte an. Und er plant bereits weiter: "Wenn ich genug Rezepte habe, will ich ein passendes Buch dazu schreiben. Dann haben die Leute ein Buch mit den Rezepten und die Videos als direkte Anleitung." Dass er noch nie im Alleingang ein Kochbuch veröffentlicht hat, schreckt ihn nicht ab. Schließlich könne er sich ja auch in diese Materie noch "reinfuchsen".

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Einfach kochen

Auf seinem Youtube-Kanal unter dem Titel "Der Krisenherd" zeigt Tobias Stegmann, wie einfach es sein kann, mit wenig Aufwand tolle Gerichte auf den Teller zu bringen. Die Clips dauern zwischen zehn und 20 Minuten. Stegmann zeigt darin, wie er Klassiker wie Kaiserschmarrn, Kroketten oder Kartoffelgratin zubereitet. Der Kanal hat derzeit rund 1900 Abonnenten. Link: www.youtube.com/channel/UC03x73_n8sIQp-wjX5ig1VQ/

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