Großbritannien:Viel mehr Notrufe beim Kinderschutzbund

Ein Schild am Tor einer Schule in Nottingham weist darauf hin, dass sie geschlossen ist. (Foto: Tim Goode/dpa)

In Großbritannien gibt es seit Beginn der Corona-Krise deutlich mehr Hinweise auf Gewalt und Missbrauch in der Familie.

Jeden Tag gehen mehr als 30 Notrufe ein: Laut des britischen Kinderschutzbunds gibt es seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich mehr Hinweise auf Gewalt und Missbrauch in der Familie. Die Zahl der Anrufe um das Kindeswohl besorgter Erwachsener ist um 53 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie gestiegen. Das teilte die Kinderschutzorganisation NSPCC mit. Die Organisation warnte, die Zahl könne weiter steigen, wenn der Lockdown mit Schulschließungen und weitreichenden Ausgangsbeschränkungen andauere.

"Das Risiko von häuslichem Missbrauch hat in den vergangenen neun Monaten zugenommen, da Familien unter zunehmendem Druck und hinter verschlossenen Türen leben", sagte NSPCC-Vertreterin Anna Edmundson. Die gestiegene Zahl der Anrufe erkläre sich zum einen damit, dass die Gefährdung von Kindeswohl häufiger auffalle, weil Nachbarn wegen der Pandemie zu Hause arbeiteten. Es gäbe vor allem mehr Hinweise auf stundenlangen Streit und Kindergeschrei.

Die Regierung müsse in ihrem Gesetzentwurf über häuslichen Missbrauch zusätzliche Vorkehrungen für Kinder treffen, forderte die NSPCC. Ohne Verpflichtung für die Kommunen, staatliches Geld zum Kinderschutz einzusetzen, könnten die Mittel in andere Projekte fließen. Der Gesetzentwurf geht an diesem Montag in die Parlamentsausschüsse. NSPCC warnte, dass Menschen, die als Kinder häuslichen Missbrauch erleben, später häufig Lernschwierigkeiten, Depressionen, Ernährungsprobleme und Abhängigkeiten erleiden. Als Missbrauch gilt auch, wenn Kinder gewalttätigen Streit zwischen Eltern erleben.

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