Landkreis Starnberg:Geflügelpest ausgebrochen - Stallpflicht für Hühner

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Die mobilen Ställe von Uli Ernst in Utting bieten den Hühnern relativ viel Platz. Um sie trotz fehlenden Auslaufs bei Laune zu halten, bietet ihnen der Biolandwirt Leckerbissen an. (Foto: Nila Thiel)

Nachdem in Herrsching eine Möwe an Vogelgrippe verendet ist, müssen die Halter ihren Tieren den Freilauf streichen. Bleiben die Eier trotzdem bio?

Von Armin Greune, Starnberg/ Utting

Nach den Kollegen im Nachbarlandkreis Landsberg hat es nun auch die übrigen Geflügelhalter im Fünfseenland erwischt. Am Mittwoch erließ das Landratsamt Starnberg eine Allgemeinverfügung, die vorerst bis 15. März unter anderem eine Stallpflicht vorschreibt. Ausgelöst wurden die Maßnahmen durch den Fund einer verendeten Möwe im Raum Herrsching, bei der das für Hühner fast immer tödliche Geflügelpestvirus vom Subtyp H5 - auch bekannt als Erreger der "Vogelgrippe" - diagnostiziert wurde.

Vier Jahre ist es her, dass die - für Menschen ungefährliche - aviäre Influenza zuletzt den Landkreis Starnberg heimsuchte. Damals wurden um die einzelnen Verdachtsfälle Schutzzonen von drei Kilometer Radius eingerichtet, in denen Geflügel "aufgestallt" werden musste, wie es im Amtsveterinärdeutsch heißt. Seinerzeit wurden an zwei Dutzend toter Vögel das Virus H5N5 festgestellt, vereinzelt war auch Hausgeflügel betroffen. Die Stallpflicht wurde erst nach vier Monaten wieder aufgehoben. Beim erneuten Ausbruch der Seuche werden nun gleich für ganze Landkreise Verfügungen erlassen, um die Ausbreitung zu bremsen. Bislang sind im Freistaat erst vier Kreise davon betroffen, neben Starnberg noch Landsberg, Hassberge und Passau. Insgesamt sind 16 an der Grippe verendete Vögel aufgefunden worden, davon zehn Enten im Kreis Passau; Fälle bei Hausgeflügel sind noch nicht bekannt.

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Im Landkreis Starnberg sind 377 Betriebe registriert, die gewerblich 27 203 Vögel halten - laut Landratsamt sind dies exakt 26 658 Hühner, 305 Enten, 120 Gänse, 48 Truthühner und 72 sonstige Vertreter weiterer Arten. Die jetzt von der Stallpflicht betroffenen Landwirte nehmen die Auflagen "relativ gelassen" hin, wie etwa Rudolf Heidrich. Er hält in Frohnloh 2500 Hühner, davon 1000 als Weidetiere, die sich nachts in mobile Ställe zurückziehen. Die Seuche sei eine "ernste Sache, gegen die man konsequent vorgehen muss", sagt er.

Seine an Freilauf gewohnten Tiere zögen derzeit ohnehin den geschützten Stall vor: "Bei dem Schnee wären sie sowieso nicht herausgegangen." Für die 1500 Hühner in Bodenhaltung muss Heidrich nun besondere Hygienemaßnahmen einhalten - wie etwa mit Desinfektionsmittel getränkte Fußmatten an den Eingängen. Zu seiner Gelassenheit trägt auch bei, dass die Nachfrage nach seinen Eiern seit Corona spürbar gestiegen sei: "Das Geschäft läuft gut."

Auch auf dem Schreiberhof in Rausch oberhalb von Herrsching schätzt Julia Ruhdorfer die Lage wegen der Stallpflicht "nicht so dramatisch" ein. Ihr Mann Magnus gehört zu den größten Produzenten von Eiern freilaufender Legehennen im Landkreis. Er beliefert die Solidargemeinschaft "Unser Land" und verkauft auf Wochenmärkten auch selbst, so auch am Mittwoch. Seine Frau ist überzeugt, die 6000 bisher an Freigang gewohnten Hühner müssten unter der Ausgangssperre kaum leiden: "Wir bieten ihnen in einem überdachten Wintergarten viel Platz."

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Michael Friedinger hält in Farchach knapp 600 Legehennen nach den strikten Demeter-Richtlinien. Sein Mehrklimazonenstall ist daher so großzügig dimensioniert, dass alle Vögel problemlos unterzubringen sind, neben dem Warmstall haben sie eine Art Wintergarten zur Verfügung. Vor vier Jahren hatte der Bio-Landwirt dennoch beobachtet, wie die Hühner Aggressionen entwickeln, wenn sie ausnahmsweise eingesperrt sind. Um sie zu beschäftigen, legte er Picksteine und ganze Gelbe Rüben im Stall aus.

Eine ähnliche Strategie verfolgt Uli Ernst, der im Kreis Landsberg schon seit 5. Januar die Verfügung befolgen muss. Für seine drei mobilen Ställe für je 300 Hühner in Utting schreiben die "Naturland"-Haltungsbedingungen ohnehin viel Platz vor. "Wir haben ihnen nun gewissermaßen einen mehrstöckigen Abenteuerspielplatz mit frischem Heu, Scharrraum, Staub- und Sandbad eingerichtet."

Ernst hat in den vergangenen drei Wochen keine erhöhte Sterblichkeit oder verminderte Legeleistung festgestellt. Was den Geschmack betrifft, seien Eier von Hühner, die auf grünen Maiwiesen leben, natürlich kaum zu übertreffen. Doch er versuche, dies mit hochwertigem Futter wie Erbsen, Mais, Weizen, Soja sowie Sonnenblumenkuchen aus Eigenanbau zu kompensieren.

Wie Friedinger kann auch Ernst vorerst seine Eier weiter unter Biosiegel und als Freilandhaltung vermarkten. Dies gilt aber nur befristet, 2017 mussten die Landwirte nach 18 Wochen auf die Prädikate verzichten und Einkommenseinbußen hinnehmen. "Ich hoffe, dass es diesmal bald wieder vorbei ist", meint Friedinger.

© SZ vom 28.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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