Reise-Tipps:Das können Sie weglassen

So viele Reiseführer diktieren einem Dinge, die man gesehen haben "muss". Ein britischer Ratgeber macht es umgekehrt: Diese Reiseerfahrungen können Sie sich getrost sparen.

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Reise-Tipps: Das können Sie bleiben lassen, AFP

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Bestimmte Plätze und Dinge "muss" man einmal gesehen oder getan haben? Mitnichten! Der britische Autor Sam Jordison zählt in seinem Buch "Sod That!" 103 Erlebnisse auf, die Sie getrost von Ihrer Lebens-"To-do"-Liste streichen können. Hier sind 20 angebliche Highlights, ohne die Ihre Reisen auch nicht ärmer sind.

Florenz

Zugegeben, Florenz hat hart an seinem Image als Wiege der Renaissance gearbeitet. Leider war das laut Jordison genau das Zeitalter, in dem die Stadt zuletzt interessant war.

Natürlich ist Florenz voll von wunderbaren Gebäuden und Kunstwerken, aber der Geist der Stadt hat sich verflüchtigt. Breitgemacht haben sich dafür Amerikaner im Freizeitstress, die sich beim "calcio storico", einem mittelalterlichen Ballspiel, die Köpfe gegeneinanderschlagen. Oder zwischen "Habt ihr die Uffizien schon 'gemacht?' ", Extrem-Shopping und Klagen über die hohen Hotelpreise nach Luft schnappen.

"Konsequenterweise ist Florenz fast die einzige Stadt in Italien, in der man richtig schlechten Kaffee bekommt."

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Den Mount Everest besteigen

Mehr als 200 Menschen sind bei dem Versuch gestorben, den höchsten Berg der Welt zu besteigen. Ihre gefrorenen Körper können oft nicht abtransportiert werden und so liegen sie entlang der Hauptrouten und sollten die meisten Nachkommenden daran erinnern, wie leichtsinnig und dumm ihr teuer erkauftes Unterfangen ist.

Bergsteiger und -führer beklagen die Vereinnahmung des Berges durch den Massentourismus und die zunehmende Vermüllung der Region. Sam Jordison dazu: "Als Gipfel des Abenteuertourismus angepriesen, ist der Mount Everest heute nur noch die höchstgelegene Müllhalde der Welt."

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Nach Monaco zum Formel-1-Rennen fahren

Formel 1 in Monte Carlo, das ist für Jordison: "Ekliger Benzingestank in der Luft. Nicht mitkriegen, was auf der Strecke gerade passiert. Schmerzende Ohren vom Motorenlärm. Der Mann in einem Ferrari-Fleece vor Ihnen, der Ihnen ein Gespräch über Getriebe-Feinheiten aufdrängt."

Außerdem: Das verlorene Geld im Casino, in das Sie sich vor lauter Langeweile geflüchtet haben. Astronomische Preise für labberige Sandwiches und Softgetränke ohne Kohlensäure. Der Stau auf der Heimfahrt. Klingt verlockend, nicht?

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Die Osterinsel besuchen

Nur wenige, dazu teure Flüge pro Woche starten von Chile aus auf die fünf Stunden entfernte Insel. Diese extreme Abgelegenheit kann zu einem echten Problem werden, sobald Sie Ihre Runde um die Statuen gedreht haben, dem eigentlichen Ziel der weiten Reise.

Abgesehen von den Moais gibt es kaum etwas auf dieser Insel zu tun oder zu entdecken, was die Zeit bis zum Rückflug verkürzen könnte. "Und, sein wir ehrlich: Hat man einen Moai gesehen, hat man alle gesehen."

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Eine Gondelfahrt in Venedig

Zwei Dinge werden dem aufmerksamen Besucher in Venedig sofort auffallen. Erstens: Kein einheimischer Bewohner der Lagunenstadt kommt auch nur in die Nähe einer Gondel. Zweitens: Jeder Gondoliere straft seine Kunden mit hochmütiger Abneigung.

Auch wenn das natürlich niemals die Art sein sollte, wie ein Kunde behandelt wird - Sam Jordison kann den Bootsführer irgendwie verstehen. "Er weiß, dass Sie mit ein bisschen Eigeninitiative eine viel bessere Tour auf einem der vielen Wasserbusse genießen könnten. Er weiß, dass Sie gerade 100 Euro für eine halbe Stunde Herumschippern auf brackigem Wasser bezahlt haben. Kurz: Er weiß, dass Sie ein Idiot sind."

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Mit Delphinen schwimmen

Egal, wie viel Spaß es Ihnen macht: Nicht jeder Delphin wird erfreut sein, von einer Bootsladung schreiender Touristen überrascht zu werden, die sich an seiner Rückenflosse festklammern und ihm Kameras ins Gesicht rammen.

Was abgesehen vom Stress für die Tiere noch schlimmer ist: Delphine gewöhnen sich sehr schnell daran, gefüttert und von Menschen abgelenkt zu werden. Jedes Jahr sterben viele der "freundlichen" Meeresbewohner, "weil sie zu nahe an Boote heran geraten, sich in Seilen verheddern oder von Schiffsschrauben verletzt werden", heißt es in "Sod That!".

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Mit Haien tauchen

Streichen Sie das Wort "freundlich", ansonsten vereint "shark diving" alle negativen Begleiterscheinungen des Delphin-Schwimmens. Die einzigen, die wirklich was davon haben, sind die Veranstalter - nämlich das Geld, das Sie für diesen bescheuerten Nervenkitzel bezahlen.

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Sich auf ein "Dirtboard" wagen

Auf Webseiten wird diese relativ junge Sportart so beschrieben: Es ist wie freihändig Fahrradfahren auf abschüssiger Strecke. In der Realität sieht das so aus: Mit Sturzhelm und Schonern versehen, brettern Sie auf einem breiten Stück Holz und vier Gummirädern einen steilen Abhang hinunter.

Von zwei Dingen können Sie ausgehen: "Die anwesenden und in der Regel wesentlich talentierteren Teenager werden sich über Sie totlachen. Und Sie werden mindestens Ihre Hosen ruinieren."

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Nach Koh Samui reisen

Diese einst idyllische Insel im Süden Thailands ist laut Jordison eines der tragischen Beispiele dafür, was passieren kann, wenn ein Ort auf einer "Müssen Sie unbedingt hin!"-Liste gelandet ist. Davor zählte Koh Samui etwa 40.000 Einwohner. Heute kommen rund eine Million Menschen pro Jahr - mit massiven Folgen.

Die Kokosnuss-Plantagen sind von Schädlingen befallen, die Unterwasserwelt vor der Küste ist entvölkert und der Fisch in den Lokalen muss importiert werden. "Touristen bestellen sich Burger bei McDonald's und die Einkaufsstraßen sind zugepflastert mit Tattoo-Shops, Irish Pubs und Ramschläden, die T-Shirts mit Aufschriften wie 'Life is a Beach' verkaufen."

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Einmal im Leben die Mona Lisa sehen

Schlangestehen um Leonardo da Vincis Meisterwerk im Pariser Louvre zu bestaunen, ist ähnlich aufregend, wie das Anstehen am Check-in-Schalter auf dem Flughafen - und dauert in der Regel sogar noch länger.

Die Belohnung für Ihre Geduld dagegen fällt klein aus, wörtlich genommen. Die Mona Lisa ist kein sehr großes Bild. Details sind aus der Entfernung, die man aus Sicherheitsgründen einhalten muss, nur schwer auszumachen.

Die Ansicht scheint tatsächliche eine Riesen-Enttäuschung zu sein: Laut Jordison verweilt die Mehrzahl der 70 Besucher, die pro Minute an der Dame vorbeigeschleust werden, gerade mal 15 Sekunden vor dem Bild.

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Auf dem Flüsterbalkon in St Paul's Cathedral in London

Oben in der Kuppel der Kathedrale St Paul's in London, nach 279 ermüdenden Treppenstufen, sind Sie am Ziel: auf dem Flüsterbalkon.

Seinen Namen hat dieser Galeriegang von einer architektonischen Besonderheit: Jedes gegen die Wand geflüsterte Wort soll aufgrund der Bauweise selbst auf der gegenüberliegenden Seite der Kuppel klar zu verstehen sein.

Das ist es nicht. Was Sie stattdessen hören, sind übertrieben leise sprechende Kinder oder Touristen, die sich "Ich kann dich nicht hören!" zurufen.

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Auf der extremsten Achterbahn der Welt

An der Rekordjagd in nervenzerfetzenden Fahrgeschäften wie diesem Rollercoaster im Thorpe Park in Großbritannien lässt der Autor kein gutes Haar: "Es ist beängstigend. Es ist zu schnell. Mit Ihrem Magen passiert etwas Schlimmes. Ihre Ohren schmerzen von den Schreien der anderen. (...) Wenn Sie aussteigen, haben Sie weiche Knie und Ihre Freunde nennen Sie eine Memme. Und dann wird sechs Wochen später irgendwo anders eine noch extremere Achterbahn eröffnet."

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In Pamplona mit den Stieren rennen

Viele sagen ja, dass das Gefühl bei den jährlichen Stierläufen in Pamplona dem ziemlich nahekommt, das unsere Vorfahren in der Steinzeit gehabt haben dürften, wenn ihnen der Säbelzahntiger auf den Fersen war.

Demnach wären wir nirgends näher an unseren prähistorischen Wurzeln als auf den engen Straßen dieser nordspanischen Stadt. Wobei die Anhänger der Theorie ignorieren, dass selbst ein unterdurchschnittlich intelligenter Steinzeitmann kaum freiwillig die Nähe eines solch furchteinflößenden Verfolgers gesucht hätte.

Sam Jordison glaubt: "Hätte es damals schon die Möglichkeit gegeben, hätten sich unsere Vorfahren auf Spanien-Reise bestimmt lieber an den Strand gelegt oder Rioja getrunken."

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Zum Nordpol fahren

Für viele stellt der Nordpol ein Extrem menschlicher Erfahrung dar. Eine der härtesten Herausforderungen im ewigen Kampf zwischen Mensch und Natur. Einer der wenigen Plätze, die noch nicht besudelt sind von Starbucks-Filialen oder McDonald's.

Wer es für viel Geld tatsächlich bis dorthin geschafft hat, muss laut Jordison feststellen: "Es ist kalt, es gibt kein Leben dort und auch nichts zu sehen." Der Autor rät daher: "Diese Erfahrung können Sie für weniger Geld auch in Dunfermline in Schottland machen."

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Im Ganges baden

Spirituell inspirierte Reisende mögen einen Grund haben, sich selbst in Indiens "größten Abwasserkanal" zu tauchen, allen anderen rät Jordison unter allen Umständen ab. Der Fluss entsorge auf seinem Weg zum Meer Abwässer von vielen großen Städten, chemische Abfälle und die Leichen von Menschen und Tieren.

"Es besteht eine geringe Möglichkeit, dass Sie von Ihren Sünden reingewaschen werden. Eine ordentliche Diarrhoe dagegen ist so gut wie sicher."

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Tandem-Fallschirmsprung

Das beste Argument für Sam Jordison gegen einen Fallschirmsprung - es sei denn, Sie absolvieren ein zeitraubendes Training, nachdem Sie auch allein springen können - ist, dass der einzig einigermaßen sichere Weg zurück zum Boden über den Bauch eines geprüften Lehrers führt.

Denn an dem hängen Sie vorne dran. Festgeschnallt. Ausgeliefert. Einem wildfremden Menschen, der "seinen Lebensunterhalt damit verdient, sich aus Flugzeugen zu stürzen".

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Die Sommersonnenwende in Stonehenge feiern

Der Steinkreis nördlich von Salisbury in Großbritannien zählt zu den großen Rätseln der Menschheit. Während über seine Entstehung einiges herausgefunden worden ist, gibt es kaum Erkenntnisse darüber, welche Riten dort wie zelebriert worden sind.

Das ficht die Zehntausende Touristen nicht an, die sich alljährlich im Juni dort zu einer Art spiritueller Scharade versammeln. Zum Teil als Druiden verkleidet und zum Klang von Bongos tanzend, versuchen sie, pünktlich zur Mittsommernacht eine "mystische Verbindung zu unserem geistigen Erbe" hinzukriegen. "Dabei haben sie genausoviel Ahnung von den möglicherweise richtigen Zeremonien wie Sie oder ich."

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Das Reiseziel mit einem Dartpfeil bestimmen

Sie können sich nicht entscheiden und wollen einen auf eine Landkarte geworfenen Dartpfeil Ihr Reiseziel bestimmen lassen. Für Jordison ergeben sich daraus gleich mehrere Fragen. Was, wenn er mitten im Atlantik landet? Oder direkt neben einem Atomkraftwerk?

Wenn Sie noch einmal werfen, stehen Sie nicht hinter Ihrem Ansatz. Wenn Sie zielen, vertrauen Sie eben doch nicht auf den Zufall. Wenn Sie nicht zielen, treffen Sie womöglich alles andere außer der Karte. Hört sich das alles nach einer guten Idee an?

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Flanieren auf Las Ramblas in Barcelona

Den Bummel auf Barcelonas angeblicher Flaniermeile sollte man sich laut Sam Jordison auf jeden Fall sparen. "Die vielen Taschendiebe; (...) das todlangweilige Straßentheater lebender Statuen; Porträtkünstler, deren Werke keine Ähnlichkeit mit den Modellen haben; lustlose Breakdancer; die Gefahren nach Einbruch der Dunkelheit; ..." - nein, es gibt Schöneres in Barcelona als diesen Boulevard.

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Ein Einkaufsbummel in der Carnaby Street in London

Ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Autoren Ihres Reiseführers schon länger nicht mehr in London waren, ist, wenn sie einen Abstecher in die Carnaby Street empfehlen. Einst als Hort der Gegenkultur und Lieblingsort von Paul McCartney und vielen anderen Stars der späten sechziger Jahre gerühmt, hat dieses Sträßchen wirklich schon bessere Tage gesehen. "Hierher verirren sich Touristen, die sich über den Mangel an wirklich coolen Shoppingangeboten wundern", lästert Jordison. "Und die allein durch ihre massenhafte Anwesenheit der Straße jede Hipness rauben, die sie vielleicht einmal gehabt haben mag."

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Die Tipps, die Sie sich auf Reisen sparen können, entstammen der englischen Originalausgabe "Sod That! 103 things NOT to do before you die" von Sam Jordison, Orion 2008. ISBN-10: 1409100553 ISBN-13: 978-1409100553

(sueddeutsche.de/dd/lala)

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