Neuhausen:Dominoeffekt

Mit jeder neuen Wapperlzone steigt der Parkdruck an deren Rändern. Das gilt auch für das Gebiet um den Rotkreuzplatz

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Als "diskriminierend" hat eine empörte Neuhauserin einmal in einem Schreiben an den Oberbürgermeister die Tatsache bezeichnet, dass das im Dezember 2019 eingeführte Parklizenzgebiet Rotkreuzplatz-Nord an der östlichen Seite der Renatastraße endet, während die gegenüberliegende Straßenseite außen vor blieb, Anwohner dort also nicht privilegiert parken können. Nun, ohne Grenzziehung geht es schlecht, aber ebenso klar ist, dass mit jedem neuen Wapperl-Gebiet sofort der Parkdruck auf benachbarte Gebiete steigt. Daher hat die Verwaltung auch relativ zügig einen Anschluss zu Rotkreuzplatz-Nord und Rotkreuzplatz-Süd auf den Weg gebracht: das Lizenzgebiet "Apostelblöcke" - so genannt, weil es die große Gewofag-Siedlung zwischen Wendl-Dietrich- und Karl-Schurz-Straße umfasst. Sie heißt im Volksmund Apostelblöcke, weil sie von zwölf Querstraßen durchzogen ist. Der Umgriff reicht von der Arnulfstraße über Steubenplatz, Washingtonstraße, Nibelungenstraße, Lachnerstraße und Winthirplatz zur Renatastraße. In diesem Frühjahr wird sich der Stadtrat damit befassen, zur weiteren Zeitschiene teilt das Mobilitätsreferat nur mit: "Es ist geplant, das Parklizenzgebiet in diesem Jahr umzusetzen."

Ein bisschen Hoffnung schöpfen dürfen auch die Anwohner in Gern, die seit vielen Jahren ein Lizenzgebiet fordern und auf den hohen Parkdruck vor allem durch Pendler rund um den U-Bahnhof hinweisen. Bisher mussten sie sich entgegnen lassen, die nötigen Kriterien würden nicht erfüllt. Nun hat die Verwaltung eine neue Zählung für dieses Jahr angekündigt, voraussichtlich im Gebiet zwischen Böcklinstraße, St. Galler-Straße und dem Mittleren Ring. Dabei wird penibel erhoben, wie viele private und öffentliche Parkplätze es gibt, wer wann um welche Uhrzeit wie lange wo steht.

Der Unterausschuss Verkehr des Neuhauser Bezirksausschusses, der eine anderthalbstündige Sondersitzung zum Parkraummanagement abgehalten hatte, nahm dies erfreut zur Kenntnis und regte an, möglichst auch das Gebiet südlich der Baldurstraße und östlich der Nederlinger Straße zu untersuchen. Und hängte bei dieser Gelegenheit noch diverse potenzielle Parklizenzgebiete im Viertel an, die der UA-Vorsitzende Nikolai Lipkowitsch (Grüne) schwungvoll mit gelbem Stift im Stadtplan umrandete. Etwa die Straßenzüge westlich der Wotanstraße zwischen Schloss Nymphenburg und Laimer Straße, wo rund 100 Anwohner mit Unterschriften auf ihre Parkplatz-Misere aufmerksam gemacht haben. Sicherlich müsse auch das Gebiet nördlich des Hirschgartens bis zur Wotanstraße hinsichtlich der Auswirkungen eines Lizenzgebiets auf der anderen Seite der Wotanstraße auch noch einmal betrachtet werden. Gegebenenfalls sei ein gemeinsames Gebiet nördlich und südlich der Wotanstraße am besten geeignet. Außerdem erwarte man eine Verdrängung der Parkplatzsuchenden aus dem Bereich Rotkreuzplatz-Nord und den Apostelblöcken in Richtung Schlosskanal und bitte deshalb, auch das Gebiet zwischen Lachnerstraße und Kanal bis zur Notburgastraße zu bewerten. "Auch hier haben wir Beschwerden von Bürgern bereits vorliegen", so Lipkowitsch.

Einstimmig schickte der Bezirksausschuss diesen Wunschkatalog auf den Weg, Gudrun Piesczek (CSU) dämpfte jedoch nüchtern allzu hohe Erwartungen: "Das ist erst einmal nur ein Sondieren, was möglich wäre." Die Straßen am Hirschgarten etwa seien untersucht worden, mit dem Ergebnis, dass sie nicht ganzjährig, sondern nur während der Biergarten-Saison überlastet seien.

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