Frauen als Hauptverdiener:Unfreiwillige Ernährerin

Eine neue Studie zeigt: Immer mehr Frauen verdienen mehr als ihre männlichen Partner. Als Erfolg sehen sie das meistens nicht - viele haben keine andere Wahl.

Auch wenn sie im Geschlechtervergleich noch immer weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen und seltener in der Führungsetage sitzen: Immer mehr Frauen erwirtschaften heute den Hauptteil des Familieneinkommens. Das ergab eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die im Rahmen der Bundesfrauenkonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) "Frauen bestimmt" in Berlin vorgestellt wurde.

Frauen als Hauptverdiener: Immer mehr Frauen ernähren mit ihrem Verdienst die Familie.

Immer mehr Frauen ernähren mit ihrem Verdienst die Familie.

(Foto: Foto: ddp)

Demnach ist die Bedeutung des Einkommens von Frauen in den vergangenen 15 Jahren gestiegen. Mittlerweile seien in 34 Prozent der Haushalte, in denen eine Frau lebt, diese auch die Hauptverdiener, sagt Christina Klenner, Referatsleiterin für Frauen- und Geschlechterforschung im WSI. 16 Prozent von ihnen verdienten als Singles ihren eigenen Lebensunterhalt, 18 Prozent seien "Familienernährerinnen". In nahezu jedem fünften Haushalt gibt es demnach inzwischen eine weibliche Hauptverdienerin.

In 16 Prozent der Erwerbshaushalte, in denen eine Frau lebt, tragen beide Partner ungefähr gleich viel zum Familieneinkommen bei, folgen also dem egalitären Modell. Dennoch kommt den Ergebnissen der Studie zufolge dem Mann als Familienernährer noch immer die wichtigste Rolle zu. In 48 Prozent der Haushalte herrscht dieses traditionelle Modell vor.

Keine verbesserten Arbeitsbedingungen

Die zunehmende Zahl weiblicher Hauptverdiener lässt sich der Studien nach jedoch nicht auf verbesserte Arbeitsbedingungen für Frauen oder größeren Ehrgeiz zurückführen. Die meisten würden in die Rolle der Familienernährerin gedrängt, weil sie entweder alleinerziehend sind oder weil ihr Partner die Rolle des Hauptverdieners nicht erfüllen kann. Gründe hierfür seien zunehmend die Arbeitslosigkeit des Mannes oder sein prekärer Beschäftigungsstatus. Die finanzielle Verantwortung der Frauen innerhalb der Familie nehme dadurch zu.

Eine bewusste Entscheidung beider Partner ist die Umkehrung des traditionellen Modells nur selten. Nach einer Umfrage von Sinus Sociovision sprachen sich 2007 nur zwei Prozent der Deutschen für das Modell der weiblichen Familienernährerin aus, etwa die Hälfte aller Befragten zieht noch immer die traditionelle Rollenverteilung vor. Etwa ein Drittel der deutschen Erwachsenen strebt eine egalitäre Partnerschaft an.

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