Landesgartenschau Kirchheim:Blick über den Park

Landesgartenschau Kirchheim: Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen konnten sich vor der Entscheidung auf einer Hebebühne ein Bild davon machen, wie hoch man auf der Kanzel künftig steht.

Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen konnten sich vor der Entscheidung auf einer Hebebühne ein Bild davon machen, wie hoch man auf der Kanzel künftig steht.

(Foto: Sophia Schreib/Kirchheim 2024 GmbH)

Die umstrittene Aussichtsplattform für die Landesgartenschau wird gebaut - auch wenn dafür Bäume fallen und die Alpen von ihr aus möglicherweise nicht zu sehen sind.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

Die Aussichtsplattform in den Plänen für den Kirchheimer Ortspark erregt weiterhin die Gemüter in der Gemeinde. Nachdem der Bauausschuss vor rund zwei Wochen die Umsetzung beschlossen hatte, beantragten die Grünen sowie die Vereinigte Freie Wählergemeinschaft (VFW) eine Nachprüfung durch den Gemeinderat. Am Dienstag stand das Thema auf der Tagesordnung - nach hitziger Debatte bestätigten die Gemeinderatsmitglieder bei neun Gegenstimmen die Entscheidung des Ausschusses.

Park-Kanzel soll achteinhalb Meter hoch werden

Achteinhalb Meter hoch soll die sogenannte Park-Kanzel auf dem Gelände der Landesgartenschau 2024 nach Aussage von Maximilian Heyland, Geschäftsführer der Kirchheim 2024 GmbH, werden. Durch die Ausrichtung nach Süden sei ein Blick über den Ortspark hinweg bis zu den Alpen möglich. "Das könnte eine neue kleine Sehenswürdigkeit für Kirchheim werden." Aussichtspunkte seien immer Besuchermagnete - Heyland verwies auf den Olympiaberg, den Monopteros im Englischen Garten oder auch den nahegelegenen Hügel auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau in Riem. Mit der Umsetzung der Park-Kanzel erfülle man zudem einen Wunsch, der bei der Bürgerbeteiligung zum Ortsentwicklungsprojekt Kirchheim 2030 geäußert wurde.

Darüber, ob die Aussichtsplattform im Ortspark gebaut werden soll, herrschte im Gremium jedoch alles andere als Einigkeit. Berit Vogel von den Grünen hatte vor der Sitzung ein Flugblatt verteilt mit der Behauptung, dass der Standort der Plattform verschoben werde und so mehr Bäume gefällt werden müssten. Stephan Keck (SPD) stellte in der Sitzung richtig, dass nie ein anderer Standort für die Park-Kanzel im Gespräch gewesen sei.

Vogel gestand den Fehler ein und entschuldigte sich. "Aber ich stehe immer noch dazu, dass wir Menschen uns die Natur nicht immer so hinbiegen können, wie wir sie brauchen", sagte sie. "Die Summe der Bäume, die wir fällen, ist einfach zu hoch." Durch den Ortspark entstehe letztlich deutlich mehr Grün in der Gemeinde, konterte Keck. "Es soll auch ein Park werden, in dem die Menschen Natur erleben können. Das ist kein Naturschutzgebiet." Dennoch hätten die Planer sich bemüht, "jedes Bäumchen zu erhalten".

Sorge wegen der Kosten

Mehreren Gemeinderäten bereiteten angesichts der finanziellen Unsicherheit wegen der Corona-Krise zudem die Kosten der Kanzel Sorgen. Die Rathausverwaltung rechnet mit knapp 337 000 Euro für die Umsetzung. Ein Teil der Summe könne wohl durch Fördermittel gedeckt werden, wie viel genau, das sei allerdings noch unklar. Diese Unsicherheit kritisierte Wolfgang Heinz-Fischer (VFW): "Wir bauen auf eine Förderung, von der wir noch gar nicht wissen, wie hoch sie sein wird." Marianne Hausladen (CSU) sagte dagegen: "Ich denke, wir können das mit gutem Gewissen stemmen." Ihr Fraktionskollege Franz Graf argumentierte: "Der See kostet viel mehr und darüber wird nicht diskutiert."

Heinz-Fischer bezweifelte zudem, dass man von der achteinhalb Meter hohen Plattform tatsächlich einen Blick auf die Alpen genießen kann. In der Blickachse würden Gebäude mit Wandhöhen zwischen 9,60 und 15,60 Metern errichtet. " Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) plädierte dafür, den Planern zu vertrauen. "Ich bin auch der Ansicht, dass es nicht unbedingt um einen unverstellten Alpenblick geht. Man soll ja sehen, wie schön es bei uns in Kirchheim ist."

Mehrere Gemeinderatsmitglieder schlugen vor, einen anderen Standort zu suchen, um die Bedenken bezüglich des Ausblicks zu beseitigen. "Erst heißt es, wir haben kein Geld dafür, und dann will man eine teure Umplanung", konterte Marianne Hausladen. Eine Mehrheit der Kommunalpolitiker sprach sich schließlich dafür aus, die Kanzel wie geplant zu bauen.

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