Medienkonzern:Springer holt sich prominente Hilfe

Axel Springer

Das Logo des Medienkonzerns Axel Springer: Die Berliner engagieren einen bekannten Berater.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Das Berliner Medienhaus engagiert den ehemaligen Chef der "New York Times" als Berater - und als Aufsichtsrat. Er soll entscheidende Impulse beim grundlegenden Umbau geben.

Von Caspar Busse

Er ist zweifellos einer der gefragtesten und erfolgreichsten Medienmanager der vergangenen Jahre: Mark Thompson, 63, hat die New York Times, die so oft als die "graue Lady" unter den amerikanischen Zeitungen bezeichnet wurde, mit großen Erfolg digitalisiert und neu erfunden. Von 2012 bis zum Herbst vergangenen Jahres war er Vorstandschef der New York Times Company, das Unternehmen gibt die größte und die, nach Meinung vieler, wichtigste Tageszeitung der Welt heraus. In seiner Amtszeit stieg die Zahl der Abonnenten auf mehr als 6,5 Millionen, davon beziehen noch etwa 840 000 die gedruckte Ausgabe, die sehr große und immer weiter wachsende Mehrheit aber sind Digital-Kunden. Niemals zuvor in der 170-jährigen Geschichte haben mehr Menschen für die Inhalte der New York Times bezahlt.

"Ich trete gerade ein wenig kürzer und denke mal grundsätzlich nach, schreibe ein wenig", sagte Thompson noch vor drei Monaten, kurz nach einem Ausscheiden als Unternehmenschef, der SZ. Lange hat er es im Ruhestand nicht ausgehalten. Am Freitag gab das Berliner Medienhaus Axel Springer, das unter anderem Welt und Bild verlegt, bekannt, dass Thompson schon zum Jahresanfang als Berater engagiert wurde. Zudem soll er in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechseln, bei nächster Gelegenheit, wie es heißt. Der Kontakt ist offenbar über Vorstandschef Mathias Döpfner, 58, zustande gekommen, der unter anderem in den USA Verwaltungsrat beim Streamingdienst Netflix ist.

Thompson führte erfolgreiche Formate ein, Abos wurden wichtiger als Werbung

Die Verpflichtung des ehemaligen New-York-Times-Chefs ist durchaus ein Scoop. Thompson soll sich um digitalen Journalismus und Online-Bezahlmodelle kümmern und den amerikanischen Medienmarkt sondieren, in all diesen Bereichen will Axel Springer weiter wachsen. In den USA gehört bereits das Online-Wirtschaftsportal Business Insider zum Unternehmen.

. 19/01/2020. London, United Kingdom. Mark Thompson, Chief Executive Officer of the New York Times Company, arrives at t

Mark Thompson war von 2012 bis 2020 Chef der New York Times Company, davor führte er die BBC in London.

(Foto: Mark Thomas /imago)

Thompson ist Brite und war lange Chef der öffentlich-rechtlichen BBC in London, bevor er überraschend nach New York wechselte. "Es gibt da ja kein Geheimnis. Wir haben nur das Richtige gemacht", sagte Thompson zuletzt - mit typischen englischem Understatement.

Er hat bei der New York Times das Prinzip Subscriber First eingeführt, die Gewinnung und Pflege von Abonnenten steht seitdem über den Werbeerlösen. Zudem hat er neue Formate wie den erfolgreichen Podcast "The Daily" eingeführt. Sein Ratschlag für eine erfolgreiche Transformation: "Bringe das Neue in das Zentrum deiner Arbeit und rücke das Etablierte an den Rand." So hatte er es auch bei der New York Times gemacht. Die gedruckte Zeitung war fortan nur noch ein Kanal von mehreren, alle Abläufe wurden in einem eigenen Bereich gebündelt. Gleichzeitig investierten die Amerikaner in Journalismus, die Zahl der der Redakteure stieg an.

Bei Axel Springer, eines der größten Medienunternehmen in Deutschland, ist zuletzt der US-Finanzinvestor KKR eingestiegen, ihm gehörten nun nahezu die Hälfte der Anteile, die andere Hälfte liegen bei Verlagserbin Friede Springer und bei Vorstandschef Döpfner, das Unternehmen wurde im vergangenen Jahr von der Börse genommen. Ziel soll es sein, die digitalen Angebote und das Online-Geschäft weiter auszubauen. Zuletzt wurde immer wieder über die Zukunft der gedruckten Ausgabe der Welt diskutiert, Bild investiert in den mulitmediale Auftritt. Außerdem gibt es mehrere nicht-journalistische Online-Aktivitäten. KKR drängt auf einen Umbau des Unternehmens. Thompson soll von den USA aus dabei helfen. Springers Aufsichtsratschef Ralph Büchi sagte, dessen Leistungen in der Medienbranche sind "legendär".

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