Mobilfunk:Willkommen, lieber Konkurrent

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Manchmal ist es sehr umständlich, an guten Handyempfang zu kommen. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Der Netzbetreiber Telefónica (O2) hat sich mit Wettbewerber 1&1 Drillisch darauf geeinigt, dass dieser das Telefónica-Netz mitnutzen darf. Der vierte Mobilfunkanbieter kann somit starten.

Von Helmut Martin-Jung, München

Lange wurde verhandelt, Ausgang offen. Doch nun ist der neue Partner der alte: Telefónica (O2) lässt den vierten Wettbewerber im deutschen Mobilfunkmarkt 1&1 Drillisch sein Netz mitnutzen und ermöglicht ihm damit überhaupt erst den Start als eigenständiger Anbieter. Bis Mai sollen die letzten Vertragsdetails geklärt werden.

1&1 hat auch bisher schon das Telefónica-Netz genutzt, allerdings als sogenannter virtueller Netzbetreiber. Künftig tritt das Unternehmen als eigener Anbieter auf. Überall dort, wo er selbst noch kein Netz aufgebaut hat, schaltet er allerdings auf nationales Roaming um. Das heißt, dass die Endgeräte automatisch und ohne Kosten für die Endkunden ins Telefónica-Netz wechseln. Auch Telefónica, damals noch als Viag Interkom unterwegs, hat so angefangen, Roaming-Partner war damals die Telekom.

Mit der Telekom wie auch mit Vodafone hatten die Verhandlungen über ein nationales Roaming nicht zum Erfolg geführt. Die Positionen hätten unüberbrückbar auseinander gelegen, ließ Drillisch-Chef Ralph Dommermuth wissen. Anders bei der Telefónica: Die Münchner kämpften noch im vergangenen Jahr damit, die Auflagen der Bundesnetzagentur zum Ausbau des 4G-Netzes zu erfüllen. Sie errichteten mehr Basisstationen als die Wettbewerber, die allerdings auch schon weiter waren.

Nun hat Telefónica zwar auch auf dem Land ein konkurrenzfähiges Netz, doch der Ausbau war teuer. Daher kam es ihr eigentlich gelegen, dass 1&1 auf die Partnerschaft angewiesen war. Die Miete, die Telefónica für die Mitnutzung bekommt, hilft bei der Bewältigung der Milliardeninvestition.

Auf dem Land gibt's nur 4G

Für 1&1 hingegen war die Einigung existenziell: 2019 hatte die Firma für rund 1,1 Milliarden Euro Frequenzspektrum ersteigert. Doch der neue Wettbewerber konnte vorerst nur in Städten ausbauen. Zu schwer wäre es für ihn geworden, Kunden zu gewinnen, wenn diese auf dem Land ein einziges großes Funkloch vorgefunden hätten. Erst die Einigung erlaubt es dem Unternehmen nun, mit dem Aufbau eines eigenen Netzes zu beginnen.

Der Vertrag, der auf bis zu 14 Jahre verlängert werden kann, sieht vor, dass 1&1 nur die Standards bis 4G über die Telefónica bekommt. Das neue 5G-Netz öffnen die Münchner nicht fürs nationale Roaming. 1&1 kann damit leben: In den Städten werde man modernste 5G-Technik einsetzen, da man keine Altlasten habe, heißt es.

Gemäß den Auflagen der Bundesnetzagentur muss die Firma spätestens Ende 2022 mindestens 1000 eigene 5G-Standorte betreiben. Die will 1&1 Drillisch von einem externen Dienstleister bauen und betreiben lassen. Dass man auf dem Land nur 4G anbieten kann, sieht sie nicht als Nachteil. Auch die etablierten Mobilfunkunternehmen würden dort ja keine Gigabitverbindungen ermöglichen, der Unterschied zu 4G falle somit nicht ins Gewicht. Die Bundesnetzagentur begrüßte die Einigung: Sie sei "eine gute Nachricht für die Mobilfunkkunden in Deutschland", so Behördenchef Jochen Homann.

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