Nord Stream II:Sichere, souveräne Gasversorgung

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Lesermeinungen zum Pipeline-Projekt, zu guten Ratschlägen und zur Absicherung der Energiewende hierzulande.

Der Weiterbau der deutsch-russischen Ostseepipeline Nord Stream II wird heftig diskutiert. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Zu "Nord Stream 2: Etikettenschwindel" vom 3. Februar:

Die Staaten der EU sind auf Importe aus anderen Regionen der Welt angewiesen, um ihren Erdgasbedarf zu decken. Nord Stream 2 wurde von Gazprom, Wintershall, Eon, Gasunie und GDF Suez gebaut, weil die Versorgung Europas mit russischem Erdgas nicht mehr allein über eine durch die Ukraine führende Pipeline erfolgen soll. Die ukrainische Regierung hängt vom Wohlwollen einiger Oligarchen ab, in deren Händen sich alle größeren ukrainischen Medien befinden. Es wäre höchst unklug, die europäische Erdgasversorgung auf Dauer von einem Staat abhängig zu machen, der jederzeit in der Lage ist, die Pipeline zu unterbrechen.

Im Jahr 2018 betrug der Anteil des russischen Erdgases in den EU-Staaten sowie in der Türkei 36,7 Prozent. Der Anteil des Erdgasbezugs aus Norwegen lag im Jahr 2016 bei 31 Prozent, 22 Prozent entfielen auf die Niederlande und 41 Prozent auf Sonstige (Angaben des Vereins "Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen"). Die USA bedrohen Europa mit Sanktionen, wenn an Nordstream 2 festgehalten wird, weil sie Europa als Absatzmarkt für ihr teures und umweltschädliches Fracking-Gas ausersehen haben. Wenn sich nun plötzlich manche europäischen Länder von Nord Stream 2 abwenden, wirft das ein schändliches Licht auf Europa und dessen angebliche politische Unabhängigkeit.

Dr. Hans-Joachim Schemel, München

Was ist daran schlecht, perspektivisch mehrere Pipelines auf unterschiedlichen Routen im Einsatz zu wissen, da dadurch ja

mehr Liefersicherheit entsteht? Nur sollten wir Europäer uns nicht vorschreiben lassen - weder von den USA noch betroffenen Ländern wie Polen und Ukraine -, wie wir unseren Energieappetit decken. Das obliegt unserer eigenen Souveränität. Grünen und anderen Nord-Stream-II-Gegnern sollte ins Notizbuch geschrieben werden, dass wir das Gas aus Russland noch brauchen angesichts der Planungen, alle Kohlekraftwerke und Kernkraftwerke abzustellen. Da nützt es auch nichts, die reine Menge der hier regenerativ erzeugten Energie als Maßstab zu nehmen, wenn man diese nicht speichern kann. Zudem ist es verwunderlich, wenn man dann gerade in den USA auf saudisches Öl setzt, angesichts der Menschenrechtslage dort.

Sven Jösting, Hamburg

© SZ vom 17.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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