Stahlindustrie:Thyssenkrupp sagt Verkauf der Stahlsparte ab

Stahlindustrie: Wenig lukrative Schwerindustrie: Das Thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg.

Wenig lukrative Schwerindustrie: Das Thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg.

(Foto: Ina Fassbender/AFP)

Der Ruhrkonzern konnte sich mit dem einzigen Bieter Liberty Steel nicht auf einen Kaufpreis einigen. Nun will Thyssenkrupp die Stahlwerke an Rhein und Ruhr doch selbst sanieren - oder einen Börsengang prüfen.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Seit vorigem Mai hat Thyssenkrupp einen Partner oder Käufer für die krisenanfälligen Stahlwerke an Rhein und Ruhr gesucht - nun hält der Konzern fest, dass er vorerst keinen gefunden hat: Man habe die Gespräche mit dem bislang einzigen Bieter Liberty Steel beendet, teilte Thyssenkrupp am Mittwochabend mit. "Die Vorstellungen über Unternehmenswert und Struktur der Transaktion lagen am Ende doch weit auseinander", sagte Finanzvorstand Klaus Keysberg.

Liberty hatte angeboten, die Sparte mit 26 000 Beschäftigten zu übernehmen. Die Firma des britisch-indischen Unternehmers Sanjeev Gupta hatte in Vorjahren vor allem Weiterverarbeitungswerke in Europa aufgekauft. Sein Versprechen lautete, die Thyssenkrupp-Stahlwerke besser auszulasten und in klimaschonende Techniken zu investieren. Doch sei unklar, wie Liberty den Kauf finanzieren wollte, monierte zuletzt etwa Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-Westfalen.

Die Branche leidet darunter, dass es - gemessen am Bedarf - weltweit zu viele Stahlwerke gibt. Gerade in Ländern mit hohen Löhnen verkünden Hersteller deshalb immer wieder Sparvorhaben oder Fusionspläne. Thyssenkrupp liefert zudem vergleichsweise viel Stahl an Autohersteller. Doch deren Nachfrage brach während der Corona-Krise ein. Obendrein lasten allein auf der Sparte Pensionsverpflichtungen von etwa vier Milliarden Euro. Dies erschwert einen lukrativen Verkauf.

Zuletzt hatte Thyssenkrupp versucht, die Stahlwerke in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem britisch-niederländischen Konkurrenten Tata Steel Europe auszulagern. Thyssenkrupp wollte sich auf stabilere Industriegüter-Geschäfte konzentrieren. Doch die Fusion scheiterte 2019 am Veto der EU.

Alternativ hält sich Thyssenkrupp nun offen, die Sparte aus eigener Kraft zu sanieren - oder in eine eigenständige Firma auszulagern, die an die Börse gehen könnte. Ein solcher Spin-off braucht aber Monate der Vorbereitung. Und beides dürfte mit weiteren Sparplänen einhergehen. "Die Pandemie hat unsere Finanzlage dramatisch verschärft", warnte Spartenchef Bernhard Osburg jüngst. Auch könnten beide Varianten eine Interimslösung sein, bis Thyssenkrupp doch noch einen Stahlpartner findet. Darauf wollte der Konzern freilich nicht länger warten: Bis März hatte er Investoren eine Richtungsentscheidung versprochen.

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