BVB-Erfolg in Sevilla:Dortmund entdeckt Motivation und Leidenschaft

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Mahmoud Dahoud (l) erzielte ein sehr schönes Tor in Sevilla. (Foto: Daniel Gonzalez Acuna/dpa)

90 Minuten Konstanz bekommt die weiterhin labile Borussia in der Champions League nicht hin - aber beim 3:2 in Sevilla gibt es trotzdem reihenweise positive Erkenntnisse.

Von Ulrich Hartmann

Erling Haaland kann sehr zielstrebig Tore schießen, aber nach Worten muss er manchmal erst ein bisschen suchen. "Wie beschreibt man es am besten?", fragte er also rhetorisch nach dem 3:2-Hinspiel-Sieg Borussia Dortmunds im Champions-League-Achtelfinale beim FC Sevilla. Dann fand er doch zwei passende Vokabeln, eine für jeden seiner zuvor erzielten Treffer: "Motivation" und "Leidenschaft". Diese beiden Faktoren machte der Norweger dafür verantwortlich, dass die zuletzt öfter mal enttäuschenden Dortmunder in Sevilla einigermaßen unerwartet triumphiert und sich eine gute Ausgangssituation fürs Rückspiel am 9. März erspielt hatten.

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Nur sieben Minuten hatte es gedauert, ehe die zuvor neun Mal nacheinander siegreichen Andalusier mit 1:0 in Führung gegangen waren, und da hätte man für Dortmund natürlich schon wieder mit dem Schlimmsten rechnen können, denn diese Mannschaft ist labil. Sie birgt aber immer noch ein großes spielerisches Potenzial, und genau dieses hat sie zwischen der 19. und der 43. Minute dann auch abrufen können, als erst Mahmoud Dahoud und dann zwei Mal Haaland die Treffer zum 1:1, 2:1 und 3:1 erzielten. 18 Treffer binnen 13 Champions-League-Spielen hat vor Haaland noch nie jemand geschafft.

Wo waren die Tugenden zuletzt beim BVB?

"Motivation" und "Leidenschaft" hat er also diesmal in seinem Team entdeckt, und diese Entdeckung wirft natürlich Fragen auf. Zum Beispiel: Wo waren denn Motivation und Leidenschaft zuletzt beim 1:2 in Freiburg oder beim 2:2 gegen Hoffenheim gewesen? "Wir wollen eigentlich jedes Mal unser wahres Gesicht zeigen", beteuerte der Kapitän Marco Reus und suggerierte damit, dass dieses Gesicht zwischen der 19. und der 43. Minute das wahre Dortmunder Gesicht ist. Aber das stimmt natürlich nicht.

Diese Mannschaft ist seit einigen Wochen ein wahrer Maskenfundus. Schon in der zweiten Halbzeit in Sevilla fielen diesem kurz zuvor noch strahlenden Gesicht die Mundwinkel bereits wieder nach unten, weil das Team offensichtlich nicht in der Lage ist, 90 Minuten lang konstant durchzuspielen. Man wurde passiver, langsamer, versuchte, die Führung nur zu verwalten und kam nach Sevillas Anschlusstreffer durch Luuk de Jong sechs Minuten vor dem Ende noch einmal in die Bredouille.

Reus und auch dem Trainer Edin Terzic aber, der in der nächsten Saison unter dem neuen Chefcoach Marco Rose zum Assistenten wird, genügten die 24 Minuten mit den drei Treffern in der ersten Halbzeit, um sich zu feiern. "Da haben wir den Charakter dieser Mannschaft gesehen", freute sich Terzic.

Drei Treffer binnen 24 Minuten gegen diesen FC Sevilla sind tatsächlich schon deshalb eine Meisterleistung, weil die Spanier zuvor sieben Mal zu Null gespielt und addierte zwölf Stunden und sieben Minuten in Pflichtspielen keinen Gegentreffer mehr zugelassen hatten.

Am 9. März haben die Dortmunder nun die gute Chance, ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen. Eine Woche zuvor erhalten sie am 2. März Gelegenheit, in Mönchengladbach ins Halbfinale des DFB-Pokals vorzudringen. Beides würde die Laune in Dortmund deutlich verbessern, allerdings bleibt die Qualifikation für die Champions League in der Bundesliga oberstes Gebot, und zu diesem Zweck ist ein Sieg am kommenden Samstag beim FC Schalke 04 notwendig. Da es sich bei diesem Spiel auch noch um das prestigeträchtige Revierderby handelt, können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.

Erling Haaland ist bereit, die Fliegenklatsche zu bedienen. "Samstag wartet schon das nächste große Spiel", sagt er und erspart sich die noch mal explizite Forderung nach jenen beiden Faktoren, von denen man in Dortmund ohnehin weiß, dass ohne sie nichts geht: Motivation und Leidenschaft.

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