Germering:Trinkwasser der Güteklasse

Wasserwerk Germering

Frei von Pestiziden ist das Trinkwasser, das im Germeringer Brunnenhaus aus der Tiefe gehoben und weitergeleitet wird.

(Foto: Günther Reger)

Was einst aus Germeringer Leitungen kam, war arg durch Nitrat und Herbizide belastet. Durch eine vor 30 Jahren geschlossene freiwillige Vereinbarung zwischen Stadt und Landwirten hat sich das geändert

Von Andreas Ostermeier, Germering

Das Schutzprogramm fürs Trinkwasser gibt es seit 30 Jahren. Möglicherweise ist das kein rundes Jubiläum, zu feiern gibt es dennoch etwas. Denn das Programm ist sehr erfolgreich. So ist beispielsweise der Anteil des Nitrats im Germeringer Trinkwasser um mehr als die Hälfte gesunken, seit Stadt und Landwirte auf die Qualität des Wassers achten. Im Jahr 1991 haben Landwirte, deren Äcker in dem Gebiet liegen, aus dem die Stadt ihr Trinkwasser bezieht, und die Kommune eine Vereinbarung geschlossen. Nach der verzichten die Landwirte auf den Einsatz von Gülle und Pflanzenschutzmitteln oder minimieren deren Verwendung. Dafür erhalten sie aus der Stadtkasse Entschädigungszahlungen.

Ende der Achtzigerjahre stieg der Nitratgehalt im Germeringer Trinkwasser unaufhörlich an. Zeitweise wurden mehr als 40 Milligramm pro Liter gemessen (die gesetzliche Grenze liegt bei 50 Milligramm). Für Babynahrung war das Wasser nur noch bedingt geeignet. Zudem wurde auch eine messbare Belastung des Wassers mit Herbizidrückständen gemessen. Die Germeringer Kommunalpolitiker wollten dies nicht länger hinnehmen. Sie diskutierten über technische Lösungen, also Filter, die das Nitrat aus dem Wasser entfernen sollten. Allerdings wollten sie das Problem lieber an der Wurzel packen. Da nicht herausgefiltert werden muss, was gar nicht erst ins Wasser hineinkommt, einigten sie sich darauf, den Landwirten eine freiwillige Vereinbarung anzubieten. Wer sein Land ohne Einsatz von Pflanzenschutz und Gülle bearbeitet, der sollte Entschädigung dafür erhalten. Voraussetzung war, dass die Regelung für mindestens 80 Prozent der Flächen im Trinkwassereinzugsgebiet Gültigkeit hat.

Bei den Landwirten stieß das Angebot auf Interesse. Von Anfang an nahmen genügend von ihnen teil. Heute wird auf 93 Prozent der betroffenen Fläche mit Rücksicht auf den Trinkwasserschutz gewirtschaftet. Und auch für die restlichen sieben Prozent gilt das nach den Worten von Robert Strobl, der sich um die Vereinbarung kümmert. Ein Teil dieser sieben Prozent gehört den Stadtwerken, andere Teile Landwirten, die sich an die Vereinbarung halten, ohne dafür Geld zu nehmen.

Drei Jahre dauerte es, bis die Messwerte für Nitrat und Atrazin sanken. Strobl begründet dies damit, dass dies die Zeit ist, bis Regenwasser in der Grundwasserschicht ankommt. Mit dem Regenwasser gelangten die unerwünschten Stoffe in den Boden, nachdem die Landwirte auf sie verzichteten, war dies mit zeitlicher Verzögerung zu messen. Seitdem sind die Werte beständig gesunken. Heute liegen die gemessenen Nitratwerte zwischen 20 und 25 Milligramm pro Liter, bisweilen schon darunter. Nicht nur angesichts der Tatsache, dass bereits in einem Drittel Bayerns gravierende Probleme mit dem Nitratgehalt von Trinkwasser bestehen, ist das ein großer Erfolg für das Programm der Stadt.

Das Programm enthält knapp 20 Einzelmaßnahmen zum Schutz des Trinkwassers. Wie viel ein Landwirt an Ausgleichszahlung von der Stadt erhält, das bemisst sich nach den Maßnahmen, die er auf seinem Acker ergreift. Erfolgreichste und für das Wasser beste Einzelmaßnahme ist laut Strobl die Nutzung eines Ackers als Grünland. Diese Wiesen oder Weiden werden nicht wie Ackerland umbrochen. Knapp 184 000 Euro hat die Stadt in den vergangenen sieben Jahren im Durchschnitt für Maßnahmen aus dem Programm den Landwirten bezahlt. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) zeigen die Wassermesswerte, dass sich die Landwirte an ihre Zusagen halten und dass sich das Programm lohnt. Sepp Dürr von den Grünen nannte es "sensationell", dass das Germeringer Trinkwasser fast frei von Pestiziden sei, nach seinen Worten ein Verdienst der Vereinbarungen mit den Landwirten.

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