Gastronomie:Ein Hauch von Champions League in Zorneding

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Das aus den 80er Jahren stammende Gebäude am Zornedinger TSV-Sportplatz muss saniert werden. In dem Zuge soll die Vereinswirtschaft auch ein neues gastronomisches Konzept bekommen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Vereinslokal des TSV muss dringend saniert werden. Gastro-Experte Thierry Willems stellt dafür ein ambitioniertes Konzept vor.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Auf den Fotos sind saftige Burger abgebildet, die Biergläser stehen auf rustikalen Holztischen und der Gästebereich könnte auch gut als Kulisse für eine amerikanische TV-Serie dienen. Es war ein sehr ambitionierter Konzeptentwurf für die örtliche Vereinsgaststätte, die der Zornedinger Bauausschuss da am Dienstagabend präsentiert bekam. Wie die in die Jahre gekommene Wirtschaft des TSV Zorneding letztendlich aussehen wird, steht zwar noch nicht fest. Klar ist aber, dass an dem Gebäude dringender Sanierungsbedarf besteht - auch um das Lokal wieder für Gäste attraktiv zu machen.

Um das zu erreichen, hat die Gemeinde mit dem Kirchseeoner Thierry Willems einen Gastro-Experten beauftragt. Der gebürtige Belgier ist Gastronomie-Consultant, langjähriger Pächter des Weihenstephaner Braustüberls in Freising und einfach ein alter Hase im Wirtshaus-Geschäft. Seine Erfahrung sollte er nun nutzen, um dem baufälligen und seit Mai vergangenen Jahres geschlossenen Lokal wieder Leben einzuhauchen - und die Pläne, die Willems dafür vorlegte, hatten es in sich. Das Objekt habe enormes Potenzial, allerdings sei zu dessen Entfaltung eine vollumfängliche Sanierung notwendig. "Das Lokal entspricht nicht mehr den Ansprüchen der heutigen Gastronomie", so der Experte.

Was er damit genau meinte, zeigte Willems den Gemeinderäten anhand einiger Bilder, auf denen der Verschleiß der in den 80er-Jahren gebauten Gaststätte deutlich wurde: veraltetes Inventar, frei umherbaumelnde Kabel und eine Küche, die so laut Gastro-Gesetz eigentlich gar nicht mehr hätte betrieben werden dürfen. "Das ist ein bisschen Texas", sagte Willems über den etwas verwegenen Zustand des Lokals. "Das geht heutzutage nicht mehr."

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Was hingegen ginge, wollte er dem Gremium nicht vorenthalten. Sein erarbeitetes Konzept sah eine Sportsbar im amerikanischen Stil vor: Stehtische mit integrierten Zapfanlagen, separater Restaurant-Bereich, zeitgemäße Speisekarte und eine gut strukturierte Küche, mit der all das auch umzusetzen ist. "Es ist ein Facelifting von oben bis unten nötig", so der Experte, der auch noch einige besondere Schmankerl in seinen Entwurf integriert hatte. Etwa einen Versammlungsraum im ersten Stock mit Blick auf den angrenzenden Fußballplatz oder eine Grillstation auf der Terrasse.

Dem Bauausschuss verschlägt es bei der Vorstellung fast die Sprache

Angesprochen werden soll Willems zufolge dadurch vor allem ein jüngeres Publikum. "Weit und breit findet man kein richtiges Konzept für eine Sportsbar." Und damit sei nicht eine Kneipe mit Fernseher drin gemeint. Stattdessen solle das Lokal jung, sportlich, dynamisch und abwechslungsreich werden - und somit ein Anlaufpunkt für Gäste auch über die Ortsgrenzen von Zorneding hinaus.

Den Mitgliedern des Bauausschusses verschlug es ob der konkreten und ambitionierten Planung fast ein bisschen die Sprache. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) war der Erste, der seine Stimme wiederfand. Es sei ein sehr interessantes Konzept, sagte der Rathauschef. "Mir gefällt vor allem die Ansprache an die Jugend. So etwas fehlt hier am Ort." Dieser Meinung war auch Marian Nowosad (SPD), der von der durch Willems ins Spiel gebrachten Idee von DJ-Events am Wochenende begeistert war.

"Das würde die Attraktivität des Ortes sehr stark heben." Mayr hingegen musste den Überschwang des jungen SPD-Politikers etwas bremsen. Man hätte dann mit den Orten Zorneding, Vaterstetten und Kirchseeon ein Einzugsgebiet von 40 000 Leuten. "Ein bisschen bodenständig müssen wir schon bleiben", so der Bürgermeister. Dem Rathauschef war es zudem wichtig, dass man sich bei der Planung eng mit dem TSV Zorneding abstimmt.

Welches Konzept die Gaststätte tatsächlich bekommen wird, konnte am Dienstag nicht geklärt werden - auch wegen der finanziellen Aspekte. "Wir haben natürlich nicht alle Mittel der Welt, um das umzusetzen", sagte Mayr. Die vom Bauamt grob geschätzten 400 000 bis 500 000 Euro zweifelte Helmut Obermayr (Grüne) an. Bei dem vorgestellten Konzept müsse man sicherlich von einer siebenstelligen Summe ausgehen.

Wie teuer eine Maximal- und eine Minimalsanierung tatsächlich sein würden, sollen nun Fachleute prüfen. Denn dass das Gebäude baulich auf Vordermann gebracht werden muss, darüber waren sich die Gemeinderäte einig. Wenn schließlich ein Überblick über die Kosten vorliegt, will die Gemeinde in die Detailplanung gehen - und dann wird sich zeigen, ob Zorneding nur ein modernisiertes Vereinsheim oder tatsächlich ein gastronomisches Aushängeschild in der Region bekommt.

© SZ vom 25.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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